Helle Barden
it ir.«
»Atächlich?«
»A.«
»Kam sonst noch jemand hier aufs Dach? Vor kurzer Zeit?«
»A.«
»Hast du ihn erkannt?«
»Oh. Keie Ahug er er ar. Ielte it Oierrerk. Ih ehe’e erunden is i O’oer-
a’e.«
Er ist in Richtung Holofernesstraße verschwunden, dachte Mumm.
Wer auch immer es gewesen sein mag: Ich kann ihn nicht mehr einholen.
»Er atte eie Ock«, fügte Karnies hinzu. »Eie Ock.«
»Einen was?«
»Oiererk. Oo oh! Ung! Ack? Unken! Oiererk!«
»Du meinst Feuerwerk .«
»A. As eie ich.«
»Der Bursche hatte also einen Feuerwerksstab? Wie… eine Art Rake-
te?«
»Nee-eh! Keie Ake’e! Ei Ock, un er achte UNN!«
»Ein Feuerwerkstab, und er machte ›Bumm‹?«
»A.«
Mumm kratzte sich am Kopf. Klang ganz nach einem Zauberstab.
Aber die knal ten nicht – oder zumindest nur sehr selten.
»Nun… äh… danke«, sagte er. »Du bist sehr… ett un ilreich ge’esen.«
Er kehrte zur Treppe zurück.
Jemand hatte versucht, ihn umzubringen.
Und vom Patrizier war er angewiesen worden, alle Ermittlungen wegen
des Diebstahls bei der Assassinengilde einzustellen. Diebstahl – dieses Wort hatte Lord Vetinari benutzt.
Obwohl Kreuz bestritten hat, daß etwas gestohlen wurde, dachte
Mumm.
Und dann gibt es natürlich das Gesetz des Zufalls. Bei den polizeili-
chen Ermittlungen spielt es eine weitaus größere Rol e, als man aufgrund
der narrativen Kausalität annehmen möchte. Auf jeden Mord, der auf-
grund eines Fußabdrucks oder eines unachtsam weggeworfenen Zigaret-
tenstummels aufgeklärt wird, kommen hundert Fäl e, bei denen der
Wind einige Blätter an die falsche Stelle wehte oder es in der Nacht zu-
vor nicht regnete. Viele Verbrechen werden nur deshalb nicht als unge-
löst zu den Akten gelegt, weil genau zum richtigen Zeitpunkt ein Wagen
anhält, weil jemand zu laut spricht und jemand anders genau hinhört.
Oder weil jemand mit der richtigen Nationalität sich ohne Alibi nicht
weiter als acht Kilometer vom Tatort entfernt aufhält…
Selbst Mumm wußte um die Macht des Zufal s.
Seine Sandale stieß gegen ein Objekt aus Metall.
»Und dies«, sagte Karotte, »ist der berühmte Triumphbogen, der an die
Schlacht von Bröselhorn erinnert. Die haben wir gewonnen, glaube ich.
Zu dem Bogen gehören über neunzig Statuen berühmter Soldaten. Er ist
ein Wahrzeichen.«
»Man hätte den Buchhaltern ein Denkmal setzen sol en«, sagte eine
Hundestimme. »Es war die erste Schlacht im Multiversum, bei der der
Feind seine Waffen verkaufte.«
»Und wo ist der Bogen?« fragte Angua. Sie ignorierte Gaspode nach
wie vor.
»Äh, ja, da liegt das Problem«, erwiderte Karotte. »Entschuldige bitte,
Herr Spärlich. Das ist Herr Spärlich, offizieller Hüter der Monumente.
Nach einer überlieferten Tradition bekommt er einen Ankh-Morpork-
Dollar pro Jahr und zu Silvester eine neue Weste.«
Er meinte offenbar einen Alten, der unmittelbar neben der Straßen-
kreuzung auf einem Stuhl saß. Seine Augen verbargen sich unter einem
tief in die Stirn gezogenen Hut, den er nun nach oben schob.
»Guten Tag, Herr Karotte. Bestimmt möchtest du den Triumphbogen
sehen.«
»Ja, bitte.« Karotte wandte sich an Angua. »Leider überließ man es dem
Absolut Bekloppten Johnson, den Bogen zu entwerfen.«
Der Alte holte eine kleine Pappschachtel hervor und öffnete sie re-
spektvoll.
»Wo ist er?«
»Hier«, sagte Karotte. »Hinter dem Stück Baumwolle.«
»Oh.«
»Ich fürchte, Herr Johnson hielt genaue Berechnungen für etwas, das
anderen Leuten zustieß.«
Herr Spärlich schloß die Schachtel.
»Er schuf auch das Denkmal von Quirm, die Hängenden Gärten von
Ankh und den Koloß von Morpork«, verkündete Karotte.
»Den Koloß von Morpork?« wiederholte Angua.
Herr Spärlich hob einen dünnen Finger. »Warte«, sagte er. »Geh nicht
weg.« Er beklopfte seine Taschen. »Ich habe ihn hier irgendwo.«
»Hat Johnson nie etwas Nützliches geschaffen?«
»Er hat einen Gewürzständer für den Verrückten Lord Schnappüber
entworfen«, sagte Karotte, als sie fortschlenderten.
»Hat er’s hingekriegt?«
»Nicht unbedingt. Aber es ist interessant: Vier Familien wohnen im
Salzstreuer, und im Pfeffertopf wird Getreide aufbewahrt.«
Angua lächelte. Karotte wußte wirklich viele interessante Dinge über
Ankh-Morpork zu erzählen. Die junge Frau spürte, wie die Fakten um
sie herum immer mehr anschwollen und sie fast erdrückten. Mit Karotte
durch eine Straße zu wandern, war
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