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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gab es Zeugen.
    Er schritt zum Rand des Daches und beugte sich vor.

    * Rattenfleisch mit Frischkäse ist nur eines der berühmten Scheibenwelt-
    Gerichte, die den Gaumen in der kosmopolitischen Stadt Ankh-Morpork kit-
    zeln. In einer von der Kaufmannsgilde herausgegebenen Broschüre mit dem
    Titel Wil kommigt in Ankh-Morpork, Statte der tausend Überraschungen heißt es dazu:
    »Zu dem Überaussig reichhaltigen gastronomischen Angebot in Ankh-Morpork
    gehören auch Augenmus, Kleberwurst, Bratkartoffeln mit Schimmelsoße, Ein-
    topf ›Allesrein‹, Schleimige Klöße, Blutsaugerbrei, Leckerknödel** und das be-rühmte Hachsenbrötchen, für das die besten Schweinshachsen verwendet wer-
    den. Es heisset nicht umsonst: ›Wer Ankh-Morpork kosten will, der beiße in ein Hachsenbrötchen.‹«
    ** Nicht zu verwechseln mit den Leckeren Knödeln aus dem Wiewunderland,
    die zum größten Teil aus Nierenpudding und frischem Obst bestehen. Die
    Leckerknödel von Ankh-Morpork zergehen einem wie die erlesensten Merin-
    gen auf der Zunge und liegen anschließend wie Bowlingkugeln aus Beton im
    Magen.

    »Hal o, da unten«, sagte er und blinzelte. Das Opernhaus war sechs
    Stockwerke hoch – mindestens fünf Etagen zuviel für einen gerade ent-
    leerten Magen.
    »Äh… könntest du bitte nach oben kommen?« fragte er freundlich.
    »Ie u ünschst.«
    Mumm wich zurück. Es knirschte, und kurz darauf schob sich eine
    Steinfigur über die Brüstung. Sie bewegte sich wie eine schlechte Spezialeffekt-Animation.
    Der Hauptmann wußte nicht viel über diese Geschöpfe. Karotte hatte
    einmal vol er Begeisterung darüber gesprochen: Es war eine Spezies von
    urbanen Trollen, die in einer symbiotischen Beziehung mit Dachrinnen
    lebten. Mit fast kindlichem Staunen wies der junge Mann bei jener Gele-
    genheit darauf hin, daß diese Trolle im Verlauf ihrer besonderen Evolu-
    tion gelernt hatten, Regenwasser durch die Ohren aufzunehmen und es
    durch feine Siebe im Mund wieder abzugeben. Vermutlich waren sie die
    seltsamsten Wesen auf der ganzen Scheibenwelt*. Es gab kaum Vogelne-
    ster auf Gebäuden, die den urbanen Trollen als Lebensraum dienten, und
    Fledermäuse flogen in einem weiten Bogen um sie herum.
    »Wie heißt du, Freund?«
    »Arnies üer en Eien-Eg.«
    Mumms Lippen bewegten sich stumm, als er die Laute hinzufügte, die
    ein permanent geöffneter Mund nicht formulierten konnte: Karnies-
    über-dem-Breiten-Weg. Die Identität einer solchen Steinfigur stand in

    * Diese Annahme ist falsch. Mumm reiste nicht viel – obgleich er fast ständig unterwegs war. Er hatte nie von der Selbstmörderischen Drossel in Lancre
    gehört, auch nicht von der Beschattenden Deckspelze, die in nur zwei Dimensionen lebt und sich von Mathematikern ernährt. Ebensowenig wußte er von
    der Existenz des Quantenwetter-Schmetterlings. Die seltsamste und vermutlich traurigste Spezies auf der Scheibenwelt dürfte der eremitische Elefant sein.
    Dieses Geschöpf hat nicht die dicke Haut seiner nahen Verwandten; es lebt in Hütten, zieht mit ihnen umher und dehnt sie während des eigenen Wachstums aus. Einem Reisenden in den Ebenen des Wiewunderlands kann es passieren,
    daß er morgens in einem Dorf aufwacht, das am vergangenen Abend noch
    nicht da war.

    Verbindung mit seinem üblichen Aufenthaltsort, so wie bei einer Napf-
    schnecke.
    »Na schön, Karnies«, sagte der Hauptmann. »Weißt du, wer ich bin?«
    »Nee«, erwiderte der urbane Trol verdrießlich.
    Mumm nickte verständnisvoll. Dieses Wesen hockt dauernd hier oben,
    bei jedem Wetter, nimmt Regenwasser durch die Ohren auf und läßt es
    durch den Mund entweichen. Solche Leute haben kein pral gefül tes
    Adreßbuch. Selbst Wel hornschnecken kommen mehr herum.
    »Ich bin Hauptmann Mumm von der Wache.«
    Die Steinfigur neigte ihre Ohren nach oben.
    »Oh. O ie Err Arotte?«
    Mumm übersetzte mühsam und blinzelte.
    »Du kennst Korporal Karotte?«
    »Oh, a. Al e ennen Arotte.«
    Mumm schnaubte leise. Ich bin hier aufgewachsen, dachte er. Aber
    wenn ich durch die Straßen gehe, fragen sich die Leute: »He, wer ist
    das?« Karotte ist erst seit ein paar Monaten hier, und alle kennen ihn.
    Und er kennt alle. Und alle mögen ihn. Ich könnte mich über ihn ärgern, wenn er nicht so sympathisch wäre.
    »Du bist dauernd hier oben«, sagte Mumm. Diese Sache interessierte
    ihn, obgleich er sich lieber auf wichtigere Dinge besinnen sol te. »Wieso kennst du Arotte, ich meine: Karotte?«
    »Anchal onnt er ierer un edet

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