Helle Barden
nicht
wahr?«
»Und er riecht immer ein wenig nach Eiern«, fügte Karotte hinzu.
»Trägt Federn am Helm«, brummte Colon. »In seinem Brustharnisch
kann man sich spiegeln.«
»Karotte hat ebenfal s einen von der Sorte«, sagte Angua.
»Ja, aber da gibt es einen wichtigen Unterschied«, sagte Colon. »Karotte
poliert seinen Brustharnisch, weil… weil er ihn sauber mag. Schrulles
Ding glänzt nur deshalb, weil er angeben will.«
»Er hat den Fal gelöst«, ließ sich Nobby vernehmen. »Hab’ davon ge-
hört, als ich den Kaffee holte. Kohlenfresse wurde verhaftet. Der Troll,
der Aborte reinigt. Jemand sah ihn unweit der Rauhreifstraße, kurz vor
der Ermordung des Zwergs.«
»Aber er ist groß «, wandte Karotte ein. »Er kann unmöglich die Tür passiert haben.«
»Er hat ein Motiv«, sagte Nobby.
»Ja?«
»Hammerhock war ein Zwerg.«
»Das ist kein Motiv.«
»Für einen Troll schon. Aber selbst wenn er nichts mit Hammerhocks
Tod zu tun haben sol te – irgend etwas hat er bestimmt angestel t. Es
gibt jede Menge Beweise gegen ihn.«
»Zum Beispiel?« fragte Angua.
»Er ist ein Troll.«
»Das dürfte kaum ein Beweis sein.«
»Für Hauptmann Schrulle schon«, erwiderte der Feldwebel.
» Etwas hat Kohlenfresse zweifel os verbrochen«, betonte Nobby noch einmal.
Damit teilte er die Ansicht des Patriziers über Kriminalität und gerech-
te Strafe. Verbrechen mußten bestraft werden. Wenn dabei die tatsäch-
lich verantwortliche Person zur Rechenschaft gezogen wurde, mußte
man das als glücklichen Zufall betrachten. Aber praktisch eignete sich
jeder beliebige Verbrecher. Und da niemand völlig frei war von Schuld,
wurde mit einer Verurteilung im großen und ganzen der Gerechtigkeit Ge-nüge getan.
»Kohlenfresse ist ein übler Bursche«, sagte Colon. »Ein Kumpel von
Chrysopras.«
»Ja, aber er kann Bjorn nicht umgebracht haben«, meinte Karotte.
»Und was ist mit der Bettlerin?«
Mumm blickte zu Boden.
»Was hältst du davon, Hauptmann?« fragte Karotte.
Mumm zuckte mit den Schultern.
»Wen kümmert’s?« erwiderte er.
»Dich«, sagte Karotte sofort. »Du hast immer Anteil genommen. Wir dürfen nicht zulassen, daß…«
»Jetzt hör mal…« Mumm sprach ganz leise. »Selbst wenn wir den Bur-
schen finden, der Hammerhock, Beano und die Bettlerin umgebracht hat
– es macht überhaupt keinen Unterschied. Weil alles verkommen und
verfault ist.«
»Was ist verkommen und verfault, Hauptmann?« erkundigte sich Co-
lon.
»Al es. Genausogut könnte man versuchen, mit einem Sieb Wasser aus
einem Brunnen zu schöpfen. Überlassen wir es den Assassinen, die Sa-
che zu regeln. Oder den Dieben. Von mir aus auch den Ratten. Was
sol ’s? Wir sind nicht die richtigen Leute dafür. Wir hätten uns damit
begnügen sollen, die Glocken zu läuten und ›Alles ist gut!‹ zu rufen.«
»Aber es ist nicht al es gut, Hauptmann«, gab Karotte zu bedenken.
»Und wenn schon. Hat das jemals eine Rolle gespielt?«
»Meine Güte«, hauchte Angua. »Vielleicht hat er zuviel von dem Kaf-
fee bekommen…«
»Morgen ziehe ich mich in den Ruhestand zurück«, fuhr Mumm fort.
»Nach fünfundzwanzig Jahren auf der Straße…«
Nobby grinste, klappte den Mund auf… und schloß ihn wieder, als
ihm Colon warnend den Arm auf den Rücken drehte, wobei er sich son-
derbarerweise gar nicht zu bewegen schien.
»Und wozu das alles? Ist es mir gelungen, etwas Gutes zu bewirken? Ich habe nur die Sohlen vieler Stiefeln durchgelaufen. In Ankh-Morpork gibt
es keinen Platz für Polizisten und Wächter! Wer schert sich hier darum,
was richtig ist und was falsch? Assassinen und Diebe, Trolle und Zwerge!
Ebensogut könnten wir uns wieder einen König zulegen!«
Die restlichen Mitglieder der Nachtwache standen stumm da und sa-
hen verlegen zu Boden.
Schließlich sagte Karotte: »Es ist besser, eine Kerze zu entzünden, als
die Dunkelheit zu verfluchen, Hauptmann. So heißt es jedenfalls.«
»Was?« Mumm erlitt einen jähen Wutanfal . »Wer behauptet so etwas?
Wann ist das jemals wahr gewesen? Nie! Solche Weisheiten stammen
von Leuten ohne Macht und Einfluß. Sie sagen so etwas, damit al es
weniger schlimm aussieht. Aber es sind nur Worte. Und Worte allein nützen nichts…«
Jemand hämmerte an die Tür.
»Das wird Schrulle sein«, sagte Mumm. »Ihr müßt ihm eure Waffen ge-
ben. Die Nachtwache wird vorübergehend aufgelöst. Damit keine Wäch-
ter mehr durch die Gegend laufen und Probleme
Weitere Kostenlose Bücher