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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eins muß man ihm lassen: Er ist ehrlich. So ehrlich wie ein Korkenzieher.«
    »Trotzdem, ein guter Mann als König…«
    »Ja? Und dann? Königliches vergiftet das Bewußtsein, Junge. Ehrliche Männer fangen an, sich zu verbeugen, nur weil der Großvater von irgend jemandem mehr Burschen umgebracht hat als ihrer. Hör mir gut zu! Vielleicht hatten wir mal gute Könige! Aber Königen folgen weitere Könige! Und früher oder später – meistens früher – führt diese Entwicklung zu Großvätern, die mehr Leute umgebracht haben als andere. Und damit nicht genug. Sie hacken Königinnen den Kopf ab und kämpfen dauernd gegen die Vettern! Jahrhundertelang ging das so. Bis jemand aufstand und sagte: ›Wir wollen keine Könige mehr!‹ Daraufhin erhoben wir uns alle, um die verdammten Adligen zu vertreiben, und wir zerrten den König vom Thron, und wir brachten ihn zum Hier-gibt’s-alles-Platz, und dort enthaupteten wir ihn, jawohl. Wurde auch höchste Zeit!«
    »Donnerwetter«, sagte Karotte. »Wer war es?«
    »Wen meinst du?«
    »Den Mann, der aufstand und sagte: ›Wir wollen keine Könige mehr!‹«
    Die Passanten starrten sie groß an, und Mumms Gesichtsfarbe wandelte sich: Aus dem Rot des Zorns wurde das Rot der Verlegenheit. Doch eigentlich gab es dabei keinen nennenswerten Unterschied.
    »Oh. Er war damals Kommandant der Stadtwache«, murmelte Mumm. »Sie nannten ihn ›Altes Steingesicht‹.«
    »Hab’ nie von ihm gehört«, sagte Karotte.
    »Nun… äh… in den Geschichtsbüchern wird er kaum erwähnt«, erklärte Mumm. »Manchmal gibt es einen Bürgerkrieg, und nachher beschließt man, so zu tun, als wäre überhaupt nichts geschehen. Manchmal müssen gewisse Leute eine gewisse Pflicht erfüllen, um anschließend vergessen zu werden. Altes Steingesicht schwang die Axt. Niemand sonst war dazu bereit. Immerhin war es ein königlicher Hals. Könige sind etwas
Besonderes
.« Der Hauptmann verlieh diesem Wort einen verächtlichen Klang. »Dieser Meinung waren die Leute selbst dann noch, nachdem sie die privaten Gemächer gesehen und dort… aufgeräumt hatten. In der Welt aber wollte niemand Ordnung schaffen. Bis auf Steingesicht. Er nahm die Axt, verfluchte alle und erledigte das, was erledigt werden mußte.«
    »Wie hieß der König?« fragte Karotte.
    »Lorenzo der Nette«, antwortete Mumm leise.
    »Im Palastmuseum habe ich Bilder von ihm gesehen. Ein dicker alter Mann. Umgeben von vielen Kindern.«
    »O ja«, sagte Mumm langsam. »Kinder mochte er sehr.«
    Karotte winkte einigen Zwergen zu.
    »Von dieser Sache höre ich jetzt zum erstenmal. Bisher dachte ich, es sei zu einer heimtückischen Rebellion gekommen.«
    Der Hauptmann zuckte mit den Schultern. »Man muß die Geschichtsbücher schon sehr aufmerksam lesen, wenn man die Wahrheit erfahren will.«
    »Und das war das Ende der Könige von Ankh-Morpork?«
    »Ich glaube, ein Sohn überlebte. Und einige verrückte Verwandte. Man verbannte sie. Für Majestäten soll das schrecklich sein. Warum eigentlich? frage ich mich.«
    »Nun,
dir
gefällt die Stadt, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Mumm. »Aber wenn ich die Wahl hätte zwischen Verbannung und einem abgehackten Kopf, so würde ich nicht zögern, die Koffer zu packen. Es ist gut, daß es keine Könige mehr gibt. Andererseits… die Stadt funktionierte.«
    »Das ist nach wie vor der Fall«, sagte Karotte.
    Sie kamen an der Assassinengilde vorbei, und kurz darauf erreichten sie die hohen, düsteren Mauern der Narrengilde an der anderen Ecke des Blocks.
    »Nein, sie existiert nur. Ich meine, sieh dir nur das da oben an.«
    Karotte hob gehorsam den Blick.
    Wo sich der Breite Weg und die Alchimistenstraße trafen, stand ein vertrautes Gebäude. Die Fassade hatte viele Verzierungen, doch die meisten verbargen sich unter einer dicken Patina aus Schmutz. Oben nisteten Steinfiguren.
    Die vom Zahn der Zeit angenagte Inschrift über dem Portikus lautete:
     
    WEDER REGEN NOCH SCHNEE ODER SONST ETWAS KANN ABHALTIGEN DIESE BOTEN VON IHRE PFLICHT.
     
    Früher mochte das tatsächlich der Fall gewesen sein, doch vor kurzer Zeit hatte jemand ein Schild mit folgenden Worten hinzugefügt:
     
    ABGESEHEN FON:
    Felsen
    Trollen mit Stökken
    Allen Arten fon Drachen
    Frau Kuchen
    Grossigen grünen Dingen mit Zähnen
    Schwarzen Hunden mit orangschfarbenen Brauen
    Spanielregen
    Nebel.
    Frau Kuchen
     
    »Oh«, sagte Karotte. »Die königliche Post.«
    »Das Postamt«, korrigierte Mumm. »Von meinem Großvater weiß ich: Einst

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