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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Land der unbegrenzten Möglichkeiten.«
    »Hier steht noch mehr geschrieben«, sagte Knuddel und strich Schleim beiseite.
    »Cirone IV me fabricat«,
las der Zwerg laut. »Er war einer der frühen Könige, nicht wahr? He, verstehst du, was das bedeutet?«
    »Seit gestern niemand mehr hiergewesen«, entgegnete Detritus.
    »Nein! Dieser Tunnel ist mehr als zweitausend Jahre alt. Wer weiß, wann hier zum letztenmal jemand durchgegangen ist?«
    »Gestern«, sagte der Troll.
    »Gestern? Was hat gestern damit zu tun?«
    »Fußspuren noch frisch«, meinte Detritus.
    Er deutete in eine bestimmte Richtung.
    Jemand hatte deutliche Spuren im Schlamm hinterlassen.
    »Wie lange bist du schon in der Stadt?« fragte Knuddel. Trotz der Dunkelheit glaubte er plötzlich, auf einem Präsentierteller zu stehen.
    »Neun Jahre. Das die Anzahl der Jahre ich schon leben in Ankh-Morpork. Neun«, betonte Detritus stolz. »Es sein eine von vielen Zahlen, die… ich kann zählen.«
    »Hast du jemals von Tunneln unter der Stadt gehört?«
    »Nein.«
    »Aber
jemand
weiß darüber Bescheid.«
    »Ja.«
    »Was machen wir jetzt?«
    Eigentlich erübrigte sich diese Frage. Sie hatten einen Mann bis zum Zukunftsschweinlager verfolgt und dafür fast mit dem Leben bezahlt. Kurz darauf gerieten sie in einen kleinen Krieg und wären beinah ums Leben gekommen. Jetzt steckten sie in einem mysteriösen Tunnel, in dem es frische Fußspuren gab. Knuddel stellte sich vor, wie Korporal Karotte oder Feldwebel Colon fragte: »Und was habt ihr dann unternommen?« Die hypothetische Antwort »Wir kehrten zurück« brachte ihn schon jetzt in Verlegenheit.
    »Die Fußabdrücke führen
dorthin
«, sagte der Zwerg. »Und dann wieder hierher. Aber bei der zweiten Spur sind die Mulden nicht ganz so tief, und sie ragen teilweise in die ersten Abdrücke hinein. Der Unbekannte war also
schwerer
als er
dorthin
ging, stimmt’s?«
    »Stimmt«, pflichtete Detritus dem Zwerg bei.
    »Und das bedeutet?«
    »Er unterwegs Gewicht verloren?«
    »Er trug etwas. Und er ließ es weiter vorn zurück.«
    Sie starrten in die Dunkelheit.
    »Wir jetzt gehen und herausfinden, was es sein?« fragte der Troll.
    »Ich denke schon. Wie fühlst du dich?«
    »Ganz gut.«
    Sie gehörten zu zwei Spezies, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten, doch jetzt teilten sie eine gemeinsame Vorstellung: Mündungsfeuer und durch den Tunnel rasende Bleiklumpen.
    »Er kam zurück«, sagte Knuddel.
    »Ja«, bestätigte Detritus.
    Wieder spähten sie in die Finsternis.
    »Bisher war’s kein besonders angenehmer Tag für uns«, meinte Knuddel.
    »Das die Wahrheit.«
    »Ich möchte dich noch etwas fragen, für den Fall, daß ich später keine Gelegenheit mehr dazu habe. Was ist im Zukunftsschweinlager passiert? Du hast soviel gerechnet und mathematische Formeln an die Wand geschrieben.«
    »Ich… weiß nicht mehr. Ich habe… alles gesehen.«
    »Gesehen? Was?«
    »Alles. Absolut alles. Alle Zahlen. Und ich sie zählen konnte.«
    »Worauf lief die Berechnung hinaus? Was gehört hinter das Gleichheitszeichen?«
    »Keine Ahnung. Was ist Gleichheitszeichen?«
    Sie setzten den Weg fort, um festzustellen, was die Zukunft für sie bereithielt.
    Nach einer Weile führte die Spur in einen schmaleren Tunnel, in dem der Troll kaum mehr aufrecht stehen konnte. Dann ging’s nicht mehr weiter. Ein großer Stein hatte sich aus der Decke gelöst, und nachgerutschtes Geröll verstopfte den Tunnel wie ein Pfropfen. Doch das spielte keine Rolle, denn das, was die beiden Wächter suchten, lag vor der Barriere.
    »Meine Güte«, kommentierte Detritus.
    »Ja«, sagte Knuddel und sah sich um.
    »Weißt du«, sagte er dann, »für gewöhnlich sind diese Tunnel voller Wasser. Sie verlaufen ein ganzes Stück unter dem normalen Pegel des Flusses.«
    Er sah auf das Ding hinab. Es bot keinen hübschen Anblick.
    »Das dürfte weitere Probleme geben«, meinte Knuddel.
     
    »Seine Dienstmarke«, stellte Karotte fest. »Bei den Göttern. Er hält sie so fest umklammert, daß sich ihre Kanten in die Hand gebohrt haben.«
     
    Es heißt, daß Ankh-Morpork auf Lehm errichtet wurde, doch genau genommen steht ein großer Teil der Stadt auf Ankh-Morpork. Die Metropole wuchs, wurde niedergebrannt und wieder aufgebaut, wuchs noch mehr, verschlammte bei einer Überflutung und wurde erneut wiederaufgebaut. Und so weiter. Ihre Fundamente bestehen aus alten Kellern und längst vergessenen Straßen, aus den Fossilien und Kehrichthaufen früherer

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