Hello Kitty muss sterben
Talent.«
Sean lachte. »Du bist streng, nicht wahr?«
»Aber zutreffend. Hat sich eingebildet, der nächste Le Corbusier zu sein. Von wegen. Alles, was Keith entwarf, sah wie eine Streichholzschachtel aus, in der die Leute im Sommer gebraten und im Winter erfrieren würden. Doch seinen Mangel an Talent und Können hat er mit seinem Ego wieder wettgemacht.«
»Das ist alles? Weißt du, Fi, die erzielten Punkte auf der Versagerskala verhalten sich gewöhnlich umgekehrt proportional zur Penisgröße.«
Ich warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. Gott segne Sean.
»Du könntest richtig liegen. Keith war ein echter Versager. Er hat geglaubt, etwas Besonderes zu sein, weil er sich für einen Hippie gehalten hat. Weil er nicht ›Mainstream‹ war. Was für ein Depp.«
»Igittigitt, eklig, Fi. Ich hasse Hippies. Es ist nichts Besonderes daran, sich von Hasenfutter zu ernähren und nicht zu duschen. Das ist nicht besonders, bloß dumm und widerlich.«
»O mein Gott, echt wahr. Sein ganzes Essen musste Bio sein. Wir reden hier nicht bloß von Tomaten. Von Brot über Kekse bis hin zu Reis und den Zwiebeln, die er in seine Pfannengerichte tat. Und weißt du, was mir aufgefallen ist? Wenn Bio-Lebensmittel so gut für einen sind, warum sehen dann all die Leute, die in diesen Bioläden einkaufen, so mies aus? Sie sehen alle runzlig und schmutzig aus. Mein Gott, die Chemikalien müssen etwas Positives bei uns bewirken.«
»Hippies. Was hast du erwartet? Na ja, wenigstens hat er gekocht.«
»Ich wünschte, dem wäre nicht so gewesen. Er war so ein Versager. Er ist aus einem angesehenen Architekturbüro rausgeflogen, weil er nicht gut genug mit anderen zusammenarbeiten konnte. Also hat er beschlossen, sein eigenes Büro im Hinterzimmer seines Apartments zu gründen. Er hat nicht genug Geld verdient, um sich selbst richtig zu ernähren, weil er darauf bestand, nur Bio zu essen. Folglich hat er die halbe Zeit gehungert und wollte, dass ich es auch tue. Abgesehen davon bekamen wir beide jedes Mal Durchfall, wenn er gekocht hat. Und letztlich habe ich herausgefunden, warum. Er war ein großer Anhänger des Kompostierens …«
» LOS !«
Peng.
Ich sah zu, wie die zerborstenen Stücke in den See fielen.
»O nein, ich weiß nicht recht, ob ich den Rest der Geschichte hören will.«
»Pech gehabt. Ich habe schon angefangen. Kompost. Theo retisch eine gute Idee, praktisch nicht. Es stinkt bloß, und man muss wirklich vorsichtig sein, sonst kontaminiert man sein Essen und vergiftet sich. Tja, du wirst nie glauben, wo er seinen Komposthaufen hatte.«
»Wo?«
»Im untersten Fach seines Kühlschranks, neben offenen Nahrungsmitteln.«
» O Gott! Ekelhaft. Kein Wunder, dass ihr beide Dünnschiss hattet. Wie lange bist du mit dem Versager zusammen gewesen?«
»Es ist mir ja so peinlich. Vier Monate, vier Monate zu lang.«
»Vier Monate, und du hast nicht mit ihm geschlafen?«
»Nö.«
»Siehst du? Keine Libido.«
»Wie dem auch sei. Ich habe genug Lebenszeit an ihn verschwendet.«
»Warum eigentlich? Weil du ihn gemocht hast oder weil du gehofft hast, dir einen Ehemann zu angeln, um deinen Dad zufriedenzustellen?«
»Ehrlich, keine Ahnung. Am liebsten hätte ich ihm jedes Mal, wenn er ›Bio‹ gesagt hat, Katzenscheiße in den Mund gestopft.«
»Was hat dein Dad von Keith gehalten?«
»Nichts. Ich habe ihm nichts erzählt.«
»Lass mich raten, viele Nächte im Büro durchgemacht?«
Ich lachte. Sean war scharfsinnig wie eh und je.
»Und du hast gesagt, der Möchtegern-Frank-Gehry hat Katzenscheiße gefressen?«
»Hat er. Er hatte zwei Katzen, hat aber nie sein Apartment geputzt. Also waren immer überall Haare. Zwei Zentimeter hoch oder so. Und er hat beide Katzenklos neben den Kühlschrank gestellt. Der Esstisch befand sich in der Küche. Folglich hat unser Abendessen manchmal nach Katzenscheiße gerochen, wenn die Viecher hereinkamen, um ihr Geschäft zu verrichten.«
»O Gott. Du weißt schon. Wenn man es riecht, isst man es auch. Dann habt ihr also beide Katzenscheiße gefressen.«
»Danke, Sean. Das hilft so sehr.«
»Gern geschehen. Also zwei Scheiße fressende irre Typen, und keine Asiaten mehr für dich, was?«
»Himmel. Wie viele denn noch? Zwei waren schon zu viel.«
»Sie können doch nicht alle derart interessant sein.«
»Tja, das finde ich wohl bald heraus, nicht wahr? Daddy hat bestimmt etliche für mich organisiert. Sonntag ist bloß der Anfang. Du wirst schon sehen.«
»Oh, das werde ich.«
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