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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Choi
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Er grinste.
    Als Sean mich bei mir zu Hause absetzte, fiel mir auf einmal wieder etwas ein.
    »Hey, Sean. Was ist denn nun mit Darrell passiert?«
    »Ach, der hatte einen kleinen Unfall.«
    »Sean.«
    »Fi.«
    »Sean, was hast du gemacht?«
    »Nichts. Er hat im Bett geraucht, was man natürlich auf keinen Fall machen darf. Er ist eingeschlafen und hat sich selbst in Brand gesteckt.«
    Ich starrte Sean an.
    »Was denn? Hat er, Fi.«
    »Mhm. Hat er überlebt?«
    »Nein, bedauerlicherweise hat es Darrell der Vergewaltiger nicht geschafft.«
    »Warum überrascht mich das nicht, Sean?«
    Sean starrte unverwandt geradeaus, die Hände auf dem Lenkrad. Er lächelte vor sich hin.
    »Weil du mich zu gut kennst.«

KAPITEL 6
    Vielleicht wäre es gar nicht so schlimm gewesen, Nonne zu sein.
    Drei Mahlzeiten am Tag, eine anständige Unterkunft, einheitliche Dienstkleidung, kein Grund, mit der sich stets wandelnden Mode mitzuhalten. Kein Grund, die anderen Nonnen mithilfe einer schickeren Ordenstracht in den Schatten zu stellen. Man konnte sogar eine schlechte Frisur oder besonders widerspenstige Haare unter dem Nonnenschleier verbergen. Man stelle sich nur einmal das ganze Geld vor, das ein Mädchen an Make-up, Haarpflegeprodukten, Schmuck und Schuhen sparen konnte.
    Und man müsste nichts machen, als die ganze Zeit so zu tun, als liebte man Jesus, und sich jeden Tag mit Bälgern abplagen.
    Dafür erwartete kein Mann von einem, dass man ihn vögelte, egal, wie oft man ihn anlächelte. Schließlich wäre man mit Jesus verheiratet. Nur ein Idiot würde es wagen, Jesus sauer zu machen.
    Und kein Mann würde je erwarten, einen bei einem Date in vorne spitz zulaufenden Stöckelschuhen mit Zehnzentimeterabsätzen zu sehen.
    Niemals.
    Frauen beklagen sich bei anderen Frauen, dass ihre Füße sie umbringen, denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Frauen beklagen sich bei Männern, dass ihre Füße sie umbringen, um die Füße massiert zu bekommen oder das Vorspiel einzuleiten.
    Ich nicht.
    Wenn Stöckelschuhe nicht so wehtäten, würde ich sie niemals tragen. Ja, ich mag, wofür die Schmerzen stehen. Die Körperlichkeit des Lebens. Das Gefühl, dass dieser Hülle aus Fleisch und Knochen eine echte Seele innewohnt.
    Wenn man gesund ist, spürt man seinen Körper nicht. Man geht darin herum, aber man spürt ihn nicht. Man spürt erst etwas, wenn etwas nicht stimmt. Ich kann den Leuten, die sich gern selbst schneiden, keinen Vorwurf machen. Es reißt sie wahrscheinlich aus ihrer Taubheit heraus.
    Aber ich mag keine Rasierklingen. Zu scharf. Zu schmerzhaft. Zu entstellend. Zu ghetto. Ein zu großes Infektionsrisiko – auch wenn man sie in Wasser abkochen kann, um sie keimfrei zu machen. Und die ganzen Zeichentrickbakterien, die allzeit darauf warten, durch die Wunde hereinzuschlüpfen und den Körper von innen zu verzehren. Schließlich kann ich mir Listerine ja nicht spritzen.
    Außerdem bin ich zu eitel, um meine milchweiße Haut zu verunstalten.
    Milchweiße Haut, das Kennzeichen asiatischer Schönheit. Man kann so dick sein wie Dom DeLuise. Man kann sogar wie Dom DeLuise aussehen und einen Damenbart haben. Solange man weiße Haut hat, gilt man als schön.
    Man frage bloß meine Cousine Katie. Katie wohnt in Los Angeles. Einmal habe ich sie über Weihnachten besucht.
    »Du bist zu dunkel und zu dick«, erklärte Katie mir. Wir befanden uns noch im Terminal von LAX .
    Ich mit meinen achtundvierzig Kilo. Ein Meter einundsechzig. Nuance NC 25 von MAC Cosmetics. Zu dunkel und zu dick.
    Katie mit ihren einundvierzig Kilo. Ein Meter achtundsechzig. Nuance C15 von MAC Cosmetics. Sie bleichte sich die Haut. Ihre Haut war so weiß, dass sie einen Stich ins Lavendelfarbene hatte. Außerdem fiel sie ständig in Ohnmacht.
    Fünfzehn Gramm japanischer Hautaufheller kosten vierhundertfünfzig Dollar. Und das ist das minderwertige Zeug. Für das wirklich gute Zeug mit reinem Maulbeerextrakt muss man mindestens achthundertfünfzig Dollar blechen. Blässe ist nicht billig.
    Katies Gesicht ähnelte einem Teigkloß von der Größe eines Stoppschildes. Groß, rund, teigig, flach.
    Mein Gesicht ist kantiger. Ich habe eine ausgeprägtere Kinnpartie. Meine Augen sind größer.
    Doch Katie galt als schöner. Weil sie ihre Haut mit Achthundertfünfzig-Dollar-Aufheller bleichte.
    Ich bleiche meine Haut nicht.
    Ich schneide mich nicht mit Rasierklingen.
    Stattdessen trage ich tagaus, tagein schmerzhafte spitze Stöckelschuhe mit Zehnzentimeterabsätzen. Die perfekte

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