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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Choi
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Polizei, junger Mann!«, schrie eine untote Version von Estelle Getty in einem geblümten Hauskleid. Sie musste uns durch den Spion ihres Apartments, das gegenüber von Seans lag, beobachtet haben. Sein Aufzug hatte sie dazu veranlasst, in den Korridor vorzudringen und sich in unser Leben einzumischen.
    »Gehen Sie zurück zu Ihrer Patiencepartie, Betty. Oder ich rufe den psychiatrischen Notdienst und lasse Sie mal für eine Nacht in die Geschlossene im General Hospital einweisen«, fuhr Sean sie an.
    Er zog mich in sein Apartment und knallte die Tür zu. Ich hörte Betty nach Luft schnappen.
    »Sie hat seit Jahrzehnten keinen nackten Mann mehr gesehen, Sean. Sie hätte einen Herzinfarkt erleiden können. Dann hättest du sie wiederbeleben müssen.«
    »Nö, die letzte Ölung wäre bei ihrem Zustand angebrachter. Zu alt. Willst du also Wein, Bier, sonst was, Fi?«
    »Wasser wäre prima, da wir ja vorhaben, die ganze Nacht hindurch zu trinken.«
    Sean brachte mir ein Glas Wasser.
    »Ooh, Wedgwood. Nicht schlecht, Sean. Woher hast du die Boa?«
    »Danke. Halloween. Vor ein paar Jahren. Nun sag schon. Das hier … macht dich gar nicht an?« Lachend stieß er seine nackten Hüften in meine Richtung und beobachtete meinen Gesichtsausdruck.
    »Netter Penis. Aber nö, tut es nicht, fürchte ich.«
    As a friend
    As a friend
    »Wieso ziehst du dich dann so an, Fi?« Sean musterte mein Outfit, wobei er sein Augenmerk auf meine Stöckelschuhe richtete.
    »Weil ich nicht glaube, dass sie mich reinlassen würden, wenn ich einen Müllbeutel von Hefty und Kleenexschachteln anstelle von Schuhen anhätte.«
    »Das ist ein Argument. Ich würde nicht neben dir hergehen, wenn dem so wäre.«
    »Siehst du? Klamotten sind nicht bloß dazu da, Männer anzulocken. Außerdem kann ich einem Mann mit den Absätzen wirklich wehtun.« Ich lachte. »Willst du, dass ich dich mit den Dingern in dein Auspuffrohr trete?«
    »Herrgott, Fi. Nein danke. Himmel, null Libido. Unglaublich. Wie sonst könntest du hierzu Nein sagen?«
    »Willst du mich etwa in Versuchung führen?«
    »Ach was, Fi. Ich bin nackt und mache dir gegenüber obszöne Gesten. Hey, bloß dass du Bescheid weißt, ich mag Messer und Gabel wie ein Hymenalchirurg halten, aber ich vögele wie ein Baumchirurg.« Sean stieß weiter lachend mit den Hüften in meine Richtung. Dann endete er mit einem Hüftkreisen.
    As a known memory
    »Dann heb’s dir für die Bäume auf, Sean. Zieh dir einfach was an, und lass uns gehen.«
    »Wie du willst. Dein Verlust.«
    Er schlenderte in sein Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Doch erst, nachdem er sich selbst einen kräftigen Klaps auf den Hintern versetzt hatte. Ihn musste ein jäher Anfall von Schamgefühl überkommen haben.
    Ich war halb in Sean verliebt gewesen seit dem Tag, an dem er mich dazu überredet hatte, Jeremy zusammenzuschlagen. Halb verliebt.
    Ich hatte halb Angst vor Sean gehabt seit dem Tag, an dem er Stephanies Kopf in Brand gesteckt hatte und weggegangen war, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Wie bei Hanks riesiger argentinischer Boa constrictor George.
    Mit Hank wohnten wir früher Tür an Tür. Manchmal ging ich nach der Schule nach nebenan, um Hank dabei zuzusehen, wie er George fütterte. Wenn Hank trippelnde weiße Mäuse hineinfallen ließ, kam George wieder zu sich und regte sich, indem er seinen massigen, dicken Körper in Bewegung zog.
    Eines Tages hob George den Kopf und sah mich direkt an, ohne auf die Maus zu achten, die Hank vor ihm baumeln ließ. Er glitt mit der Schnauze gegen die Glasscheibe, starrte mir in die Augen und ließ zweimal den Kopf in meine Richtung zucken. Da war auf der Stelle eine Verbindung, zwischenartliche Bande. Ich war fasziniert und kam mir besonders, wie ein Glückskind, geehrt vor, von der Schlange bemerkt zu werden. Einzigartig, wie Harry Potter.
    Ich verliebte mich halb.
    Georges Ernährung bestand aus einer umfangreichen Auswahl an Säugetieren, inklusive Vögeln, größeren Eidechsen, Ozeloten und schließlich Hank. Eines Abends schlief Hank bei offenem Terrarium auf dem Sofa ein. George erwürgte ihn. Dann versuchte er, ihn ganz zu verschlucken, doch Hank war um die Schultern zu breit. Und George weigerte sich loszulassen. Also erstickte er.
    Ich hatte halb Angst vor ihm.
    Hank und George brauchten diesen Trennmechanismus aus Glas und Stahl, um am gleichen Ort zu überleben. Diese Schutzbarriere zwischen den Arten hielt eine Katastrophe in Schach.
    Wie bei mir und Sean.
    Mit

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