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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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möchte lieber nicht sagen, woher wir die Information haben, dass sie in Mexiko ausgebildet wurden«, sagte er. »Das kam als vertrauliche Mitteilung mit der Post. Ich habe das sofort an das FBI weitergeleitet. Die gehen auch dem kommunistischen Aspekt der Sache nach. Wir haben ein paar Fotos, auf denen einige Hakenkreuze tragen.« 46
    Als ich ihn fragte, wie viele Hell’s Angels festgenommen worden seien, sagte er, keiner oder jedenfalls keiner, der es zugegeben hätte. Nicht einmal die vier schlimmen Finger drüben in Connecticut wollten gestehen, Angels zu sein. Irgendwann hatte jemand in Laconia einen Wagen mit kalifornischem Kennzeichen gesehen, aber auch der war später wie vom Erdboden verschluckt.
    Nach etwa der Hälfte unseres Gesprächs witterte ich wieder mal die Fähigkeit der wunderbaren Verwandlung, wurde dann aber doch von der besonderen Wendung, die der Bürgermeister der Sache gab, kalt erwischt. Zahlreiche Hell’s Angels seien an dem Aufruhr beteiligt gewesen, aber dann seien sie, erklärte er, »durch eine Wand aus Feuer entflohen«. Während er das weiter ausführte, sah ich in meinem Kalender nach, um mich zu vergewissern, welcher Wochentag es war. Wenn es Sonntag war, kam er vielleicht gerade alttestamentarisch gestimmt aus der Kirche. Ich rechnete jeden Moment damit, zu hören, die Hell’s Angels seien mit ihren Motorrädern schnurstracks ins Meer gefahren, das sich daraufhin geteilt habe, um sie durchzulassen. Aber nein, so war es nicht. Der Bürgermeister
scheute sich nicht, mir die Einzelheiten ihrer Flucht zu nennen; er wollte, dass Polizeidienststellen im ganzen Land vor den Methoden der Angels gewarnt wurden. Wissen sei schließlich Macht, meinte er.
    Und so schilderte mir Bürgermeister Lessard in offensichtlich nüchternem Zustand, wie die Hell’s Angels vor dem Aufruhr eine wichtige Zufahrtsstraße mit Benzin präpariert hatten. Und auf dem Höhepunkt der Gewalt, als sie kurz davor standen, festgenommen zu werden, donnerten sie mit hohem Tempo aus der Stadt – und der Letzte, der das mit Benzin getränkte Straßenstück passierte, setzte es mit einem hingeschnippten Zündholz in Brand. Eine Flammenwand loderte in den Nachthimmel und machte eine Verfolgung unmöglich. Ja, es war die alte Flammenwand-Technik, ein Vermächtnis des Burenkriegs. Und in Laconia wurde sie äußerst erfolgreich eingesetzt. Die Gesetzeshüter wurden abrupt von einer Hitze aufgehalten, die wahrscheinlich derart sengend war, dass sie die Quarze in ihren Funkgeräten störte. Wären die Hell’s Angels nicht ganz so clever gewesen, hätte man sie mit einer landesweiten Fahndung irgendwo zwischen New Hampshire und Kalifornien geschnappt.
    So aber kamen sie wohlbehalten wieder zu Hause an und hatten noch eine Menge Zeit, sich bis zum Bass Lake Run zwei Wochen später den Staub dieser Fahrt aus den Klamotten zu klopfen. Die Genialität dieser Tat war nicht zu bestreiten, und wenn der Clan zusammenkam, war die Sache natürlich Hauptgesprächsthema. Alle wollten den harten Kerlen gratulieren, die diesen Coup gelandet hatten. Aber aus irgendeinem Grund sagte dann keiner ein Wort. Der einzige Angel, der mehr über Laconia wusste als das, was sie in der Zeitung gelesen hatten, war Tiny, dessen Ex-Frau ihn auf dem Höhepunkt des Aufruhrs aus
einer Telefonzelle in Laconia angerufen hatte. Und einer der Tiefpunkte der Fahrt nach Bass Lake war, als Tiny tief betrübt verkündete, dass kein einziger Angel in Laconia dabei gewesen sei.
    »Meine Ex war vor Ort«, erzählte er den enttäuschten Outlaws, »und wenn einer von uns da gewesen wäre, hätte sie mir das erzählt. Das waren diese Kerle aus Quebec – die und eine Bande, die sich Banditos nennt, aus dem Osten. Die haben echt Klasse bewiesen. Wir sollten uns mit den Typen zusammentun.«
    Nach dieser Neuigkeit schauten die anderen niedergeschlagen ins Feuer. Schließlich raunzte einer: »Scheiße, das waren doch alles Amateure. Wenn wir da gewesen wären, hätten die das nicht so schnell gestoppt. Mann, fünfzehntausend Bikes in einer Stadt – ich sag euch, es tut mir wirklich in der Seele weh.«
    Nachdem die ersten wilden Geschichten zurechtgestutzt waren, glaubte man nicht einmal in anständigen Bikerkreisen mehr, dass die Angels irgendetwas mit den Ausschreitungen von Laconia zu tun hatten. Cycle World , eine Zeitschrift, die sich als »führendes Fachblatt für die Motorradfans der USA« bezeichnet, machte frankokanadische Outlaws dafür verantwortlich,

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