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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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wieder hielten sie jemanden fest, der offenkundig betrunken oder bis in die Zehenspitzen stoned war, aber nach etlichen Monaten intensiver Überwachung konnten sie lediglich ein halbes Dutzend Festnahmen vorweisen, die aber alle im Zusammenhang mit schon eine Weile zurückliegenden Verkehrsvergehen standen.
    Gleichzeitig ging es auf den Partys immer wilder und lauter zu. Es war nur wenig Marihuana im Umlauf, aber jede Menge LSD, das damals noch legal war. Die Polizisten, die dort am Highway standen und über den Bach schauten, hatten eine Szene vor Augen, die ihnen im Innersten zuwider gewesen sein muss. Da waren all diese Leute, die ausflippten, grölten und halb nackt zu lauter Rockmusik tanzten, die aus großen Verstärkern durch den Wald scholl, die sich in einem psychedelischen Lichtermeer drehten und wanden – die WILD waren, bei Gott, und kein Gesetz konnte ihnen Einhalt gebieten.
    Doch dann, mit dem Eintreffen der Hell’s Angels, hatte die Polizei endlich eine Handhabe – eine Daseinsberechtigung, wenn man so will –, und schnell stockten sie die Wachmannschaften auf das Dreifache auf. Kesey hatte es endgültig zu weit getrieben. Ein Haufen Beatniks und Collegetypen, die irgendeine unsichtbare Droge schluckten, war schon eine schwere Zumutung, aber eine Bande verkommener Schlägertypen auf Motorrädern stellte eine so handfeste Gefahr dar, wie die Polizei sie sich nur erhoffen konnte . 49
    Die erste Party, zu der nur das Frisco-Chapter kam, wurde ein großer Erfolg. Gegen Mitternacht wühlte Pete, der Dragsterfahrer, grinsend in einer Eiswanne voller Bierdosen herum und sagte: »Mann, das ist wirklich eine echt klasse Szene hier. Als wir kamen, wussten wir nicht, was uns hier erwartet, aber dann ist ja alles wunderbar gelaufen. Null Stress, nur ’ne echt geile Party.«
    Die meisten Angels gaben sich unnahbar, bis sie dann sturzbetrunken waren, und einige machten sich die ganze Zeit nicht frei von der Idee, dass man sie jeden Moment
herausfordern und dann zusammenschlagen könnte – aber als Gruppe schienen sie zu begreifen, dass sie, wenn sie hier Konflikte wollten, selbst eine Menge dafür tun mussten. Keseys Leute waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich die Birne zuzudröhnen, um sich über etwas so Reales wie die Hell’s Angels Gedanken machen zu können. Es schlenderten auch noch andere Prominente auf der Party herum (vor allem der Dichter Allen Ginsberg und Richard Alpert, der LSD-Guru), und die Angels kannten sie zwar nicht, waren aber etwas irritiert, dass sie nicht ganz allein im Rampenlicht standen.
    Es war Ginsbergs erste Begegnung mit den Hell’s Angels, und er wurde bald ein Angel-Fan. Irgendwann spätabends, als klar wurde, dass jeder, der die Party verließ, von der Polizei festgehalten wurde, fuhren Ginsberg und ich hin, um uns anzusehen, was das bedeutete. Ein VW, der direkt vor uns das Gelände verlassen hatte, wurde eine halbe Meile den Highway hinab angehalten, die Insassen des Wagens mussten aussteigen und wurden von der Polizei in die Mangel genommen. Wir wollten mit einem Tonbandgerät zum Ort der Festnahme, aber ich hatte noch nicht in den zweiten Gang schalten können, da wurden wir auch schon von einem weiteren Streifenwagen rechts rangewinkt. Ich stieg mit dem Mikrofon in der Hand aus, um zu fragen, was denn los sei. Als sie das Mikro sahen, standen die Hilfssheriffs stumm da und äußerten nur das Allernötigste. Einer verlangte meinen Führerschein zu sehen, und der andere bemühte sich, Ginsberg zu ignorieren, der sich wiederholt und sehr freundlich erkundigte, warum die Polizei jeden festhielte, der die Party verließ. Der zweite Polizist stand breitbeinig da, die Hände hinterm Rücken verschränkt, und sein Ausdruck war zu einem tumben Glotzen erstarrt. Ginsberg stellte ihm
weitere Fragen, während der andere Hilfssheriff über Funk meinen Führerschein überprüfte. Ich höre mir das Band von dieser Begegnung immer noch gerne an. Es klingt, als würden Ginsberg und ich einander rhetorische Fragen zuwerfen, während im Hintergrund ein Polizeifunkgerät krächzt. Ab und an äußert eine andere Stimme etwas Einsilbiges, aber keine unserer Fragen wird beantwortet. Dann wird eine Weile gar nicht mehr gesprochen – man hört nur, wie Ginsberg einen nahöstlichen Raga summt, und hin und wieder das spastische Knistern der Stimme aus der Funkzentrale. Die ganze Szene war so lächerlich, dass sich nach einer Weile selbst die Polizisten ein Lächeln nicht mehr verkneifen

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