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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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konnten. Ihre Weigerung, etwas zu sagen, ergab eine ungewöhnliche Vertauschung der üblichen Rollen, die durch unsere Belustigung noch betont wurde.
    Der Deputy, der bei unserem Wagen geblieben war, sah Ginsberg neugierig an. Mit einem Mal fragte er: »Wie lange haben Sie dafür gebraucht, sich diesen Bart wachsen zu lassen?«
    Ginsberg hörte auf zu summen, dachte kurz über die Frage nach und antwortete dann: »Etwa zwei Jahre – nein, ich glaube, es waren nur anderthalb.«
    Der Polizist nickte nachdenklich, so als habe er vor, sich selbst auch so einen Bart wachsen zu lassen, könne aber nicht so viel Zeit dafür investieren; ein Jahr, okay, aber anderthalb – das könnte Probleme mit dem Chief geben.
    Das Gespräch stockte erneut, bis dann der andere Deputy wiederkam und berichtete, dass gegen mich nichts vorläge. An diesem Punkt schlug ich vor, das Tonbandgerät abzuschalten, wenn sie zu einem kurzen Gespräch bereit wären. Sie willigten ein, und wir unterhielten uns eine Weile. Sie würden nur die Hell’s Angels überwachen,
sagten sie, nicht Kesey. Früher oder später würden diese Schläger irgendetwas Schlimmes anstellen, und was zum Teufel hatten die denn hier überhaupt zu suchen? Die beiden wollten wissen, wie es mir gelungen war, genug über die Angels zu erfahren, um über sie schreiben zu können. »Wie schaffen Sie’s, dass die Ihnen was erzählen?« , fragte der eine. »Sind Sie da nie zusammengeschlagen worden? Die dulden Sie bei sich? Was ist denn überhaupt mit denen los? Sind die wirklich so schlimm, wie man immer hört?«
    Ich sagte, die Angels seien wahrscheinlich sogar noch viel schlimmer, als man immer höre, hätten mir aber nie Schwierigkeiten gemacht. Die Deputys sagten, sie wüssten über die Outlaws nur das, was sie in der Zeitung gelesen hatten. 50
    Wir trennten uns auf gutem Fuße, von der Vorladung einmal abgesehen, die sie mir dann schließlich doch noch aufbrummten, weil meine Rücklichter einen Sprung hatten. Ginsberg fragte, warum man den Fahrer des VW in einem Polizeifahrzeug fortgebracht habe. Nach etlichen Minuten kam über Funk die Antwort. Er hatte es einige Monate zuvor versäumt, einen Strafzettel über zwanzig Dollar zu bezahlen, und wie das in Kalifornien mit Strafzetteln so ist, war der Betrag mittlerweile auf 57 Dollar angewachsen, die bar bezahlt werden mussten, damit der Beschuldigte wieder auf freien Fuß
kam. Weder Ginsberg noch ich hatten so viel Geld dabei, also ließen wir uns den Namen des Opfers nennen und wollten dann, wenn wir wieder bei Kesey waren, einen seiner Freunde losschicken. Wie sich dann aber herausstellte, kannte keiner den Mann, und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er immer noch im Gefängnis von Redwood City sitzt.
    Die Party ging noch zwei Tage und Nächte weiter, und zu der einzigen weiteren Krise kam es, als das lebende Vorbild 51 für die Hauptfiguren diverser neuerer Romane mit einem Mal nackt auf der Grundstücksseite des Bachs stand und eine lange, hemmungslose Schmährede auf die nur zwanzig Meter entfernt postierten Polizisten hielt. Er schwankte und schrie im grellen Licht eines Scheinwerfers, hielt in einer Hand eine Bierflasche und fuchtelte mit der anderen Faust in Richtung der Objekte seiner Verachtung: »Ihr hinterhältigen Scheißkerle! Was wollt ihr denn, hä? Kommt doch rüber, dann werdet ihr schon sehen, was ihr kriegt. Ich verfluche eure voll geschissenen Seelen!« Dann lachte er und fuchtelte mit dem Bier. »Legt euch bloß nicht mit mir an, ihr verfickten Arschlöcher! Kommt doch her! Dann kriegt ihr, was ihr verdient!«
    Glücklicherweise holte ihn dann irgendjemand, immer noch nackt und brüllend, auf die Party zurück. Dass er die Polizisten im Suff herausgefordert hatte, hätte zu einer Katastrophe führen können. Wie in den meisten anderen Bundesstaaten darf die Polizei in Kalifornien nicht ohne Durchsuchungsbefehl auf ein Privatgrundstück vordringen, es sei denn (1), es besteht hinreichender Verdacht, dass dort gerade eine Straftat verübt wird,
oder (2), sie wird vom Besitzer oder Bewohner des Grundstücks »eingeladen«. Seine Tirade hätte, wenn die Polizisten in entsprechender Stimmung gewesen wären, in beiderlei Sinn verstanden werden können, und an diesem Punkt des Abends hätte es ein Polizeitrupp, der zu einer Razzia angerückt wäre, nicht ohne Kampf über die Brücke geschafft. Die Angels waren nicht in der Stimmung, sich ohne Umstände ausheben zu lassen, und sie waren bereits so

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