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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Banjo und Tiple.
    Der Box Shop steht immer voller Autos, aber nicht alle gehören der zahlenden Kundschaft. Frenchy betreibt die Werkstatt mit einem turnusmäßig wechselnden Personal, das zumeist aus drei oder vier anderen Angels besteht. Sie arbeiten so zwischen vier bis zwölf Stunden pro Tag, nehmen sich aber gelegentlich auch frei – für einen Motorradausflug, eine ausgedehnte Party oder einen Segeltörn an der Küste entlang.
    Ich hatte mit Frenchy telefoniert und traf mich am nächsten Tag mit ihm im DePau, wo er seine Mittagspause verbrachte. Als ich dort eintraf, spielte er mit Okie Ray, Crazy Rock und einem jungen Chinesen namens Ping-Pong gerade eine Partie Poolbillard. Sobald ich die Bar betreten hatte, zog ich angesichts der hemdsärmeligen Atmosphäre,
die von der Kundschaft hier ausging, mein Palm-Beach-Sportsakko aus.
    Frenchy ignorierte mich lange genug, damit mir mulmig zu Mute wurde, nickte mir dann vage lächelnd zu und holte zu einem Stoß in Richtung einer Ecktasche aus. Ich besorgte mir ein Glas Bier und sah zu. Es tat sich nicht viel. Das Reden übernahm größtenteils Ping-Pong, und ich wusste nicht recht, was ich von ihm halten sollte. Er trug kein Colour, und ich hatte noch nie von einem chinesischstämmigen Hell’s Angel gehört, aber er redete wie ein alter Hase. [Später erzählte man mir, Ping-Pong sei von der Idee besessen, in den Club aufgenommen zu werden, und er hänge fast immer im Box Shop oder im DePau herum. Er besaß kein Motorrad und versuchte das wettzumachen, indem er in seiner Gesäßtasche einen kurzläufigen Magnum-Revolver Kaliber .357 mit sich herumtrug. Die Angels beeindruckte er damit nicht. Sie hatten bereits einen Chinesen unter ihren Mitgliedern, einen Mechaniker aus dem örtlichen Harley-Davidson-Laden, und der war ein ruhiger, zuverlässiger Typ und ganz anders als Ping-Pong, der die Outlaws nervös machte. Sie wussten, er war fest entschlossen, sie zu beeindrucken, und sie fürchteten seinen übertriebenen Eifer. Er war derart erpicht darauf, seine Klasse unter Beweis zu stellen, sagten sie, dass er sie wahrscheinlich alle hinter Schloss und Riegel bringen würde.]
    Als die Billardpartie beendet war, setzte sich Frenchy an den Tresen und fragte mich, was ich wissen wolle. Wir sprachen über eine Stunde lang miteinander, aber seine Art, ein Gespräch zu führen, machte mich nervös. Hin und wieder verstummte er, ließ eine Frage im Raum stehen und sah mich mit der Andeutung eines traurigen Lächelns an – vermutlich eine Anspielung auf irgendeinen Insider-Scherz, von dem er sicher war, dass ich ihn verstand.
Latente Feindseligkeit hing in der Luft, wie Rauch in einem stickigen Zimmer, und eine Zeit lang nahm ich an, das sei alles auf mich gemünzt – was es anfänglich sicher auch war, aber dann verloren sie schnell wieder das Interesse an mir. Das Gefühl der Bedrohung blieb; das gehört zur Luft, die die Hell’s Angels atmen. Ihre Welt ist derart von Feindseligkeit durchdrungen, dass sie es gar nicht mehr merken. Den meisten Fremden gegenüber geben sie sich absichtlich hart, aber selbst wenn sie versuchen, freundlich zu sein, kommen sie nicht gut damit an. Ich habe miterlebt, wie sie versuchten, einen Außenstehenden zu amüsieren, indem sie ihm Anekdoten erzählten, die sie ausgesprochen lustig fanden – die jedoch bei jedem Zuhörer, dessen Sinn für Humor anders gelagert ist, Furcht und Abscheu auslösen.
    Einige Outlaws sind sich dieser Kommunikationsprobleme bewusst, die meisten aber sind verblüfft und beleidigt, wenn sie hören, dass »normale Menschen« sie widerwärtig finden. Sie werden wütend, wenn sie lesen, wie schmutzig sie doch seien, aber statt mal irgendwo ein Deodorant mitgehen zu lassen, legen sie es darauf an, noch schmutziger zu werden. Nur einige wenige kultivieren einen akzeptablen Körpergeruch. Diejenigen, die eine Frau oder feste Freundin haben, baden genauso oft wie die meisten Berufstätigen auch, machen das aber wieder dadurch wett, indem sie ihre Kleidung öfter einsauen. 6 Diese Art von Übertreibung bildet das Rückgrat ihres Stils. Der Gestank, den sie angeblich verströmen, ist nicht so sehr Körpergeruch, sondern eher der ranzige Gestank ihrer speckigen Kutten. Jedes Neumitglied der Angels kommt in einer neuen Levis-Jeans und einer passenden Jeansjacke mit abgeschnittenen Ärmeln und makellos sauberem Emblem hinten drauf zu seinem Initiationsritual. Diese Zeremonie verläuft von Chapter zu Chapter unterschiedlich,

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