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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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geschildert:
    Am 4. November 1961 fuhr ein Einwohner San Franciscos durch Rodeo und rammte dabei, wahrscheinlich unter Alkoholeinwirkung, ein Motorrad, das einem Hell’s Angel gehörte und vor einer Bar abgestellt war. Eine Gruppe von Angels folgte dem Fahrzeug, zog den Fahrer aus dem Auto und versuchte, das luxuriöse Fahrzeug zu demolieren. Der Barkeeper behauptete, er habe nichts gesehen, aber eine in der Bar tätige Kellnerin beschrieb den Beamten einige der an diesem Überfall beteiligten Personen. Am nächsten Tag erfuhren die Beamten, dass ein Mitglied der Hell’s-Angels-Bande gedroht hatte, diese Kellnerin und auch eine weitere Kellnerin umzubringen. Ein Kellner, der fünf Beteiligte an dem Überfall, darunter auch den Präsidenten der Hell’s Angels von Vallejo und der »Vallejo Road Rats« [mittlerweile von den Angels übernommen] zweifelsfrei identifiziert hatte, teilte den Beamten mit, dass er sich aus Furcht vor Vergeltung durch Clubmitglieder weigere, die von ihm zuvor gemachten Aussagen zu beeiden.
    Tagein tagaus werden im ganzen Land Motorräder von Autos umgerammt, aber wenn Outlaw-Motorradfahrer
davon betroffen sind, sieht die Sache gleich ganz anders aus. Statt die Angelegenheit mit einem Austausch der Versicherungsdaten oder schlimmstenfalls einem Streit und ein paar Schlägen beizulegen, traten die Hell’s Angels den Fahrer (ein ehemaliges Mitglied) zusammen und »versuchten, das Fahrzeug zu demolieren.« Ich habe einen von ihnen gefragt, ob die Polizei da übertrieben habe, und er sagte, nein, sie hätten das Naheliegendste getan: Scheinwerfer eingeschlagen, Türen eingetreten, Fenster eingeschlagen und diverse Motorteile herausgerissen.
    Ein weiterer aufschlussreicher Zusammenstoß ereignete sich kurz nach dem Zwischenfall von Monterey, als sich die Outlaws immer noch stark fühlten. Es begann als routinemäßige Racheaktion, die aber nicht gelang. Vielleicht ist das der Grund für den ungewöhnlich moderat gehaltenen Polizeibericht:
    Am 19. September 1964 versammelte sich eine große Gruppe Hell’s Angels und Satan’s Slaves vor einer Bar in South Gate (Los Angeles County). Sie stellten ihre Motorräder derart auf der Straße ab, dass sie eine Fahrspur blockierten. Den Beamten erzählten sie, drei ihrer Clubmitglieder hätten kürzlich in dieser Bar Lokalverbot erhalten, und nun seien sie gekommen, um das Gebäude niederzureißen. Bei ihrer Ankunft verschloss der Barbesitzer die Türen und schaltete die Beleuchtung aus, und niemand gelangte hinein, aber die Gruppe demolierte eine Umzäunung aus Betonpfosten. Als die Polizei eintraf, lagen Mitglieder der Clubs auf dem Gehsteig und der Straße. Sie wurden aufgefordert, die Stadt zu verlassen, und befolgten diese
Aufforderung nach einigem Zögern. Bei ihrem Aufbruch bekundeten mehrere, sie würden wiederkommen und die Bar niederreißen.
    Das war alles in allem eine recht harmlose Ausschreitung, und abgesehen von der Beschädigung einer Umzäunung wurde es als Routinesieg der Ordnungskräfte verbucht. Und es war auch ein gutes Beispiel für das Ethos der totalen Vergeltung: Wenn man dich bittet, einer Bar künftig fern zu bleiben, schlägst du nicht einfach nur den Barbesitzer zusammen – nein, du kommst mit deiner Armee wieder und reißt den Laden nieder, zerstörst das Gebäude und alles, wofür es steht. Keine Kompromisse. Wenn ein Mann dir frech kommt, schlag ihm die Fresse ein. Wenn eine Frau dich abweist, vergewaltige sie. Das ist das Denken, wenn auch nicht die Realität, hinter dem ganzen Auftreten der Hell’s Angels. Und dieser Aspekt der Geschichte ist es, der bei den Redakteuren der Nachrichtenmagazine so gut ankommt. Die gesammelten Zeugenaussagen von 104 Polizeidienststellen sind Beweis genug dafür, dass die Gesetzlosen nicht in der Lage sind, ihren barbarischen Kodex in irgendeinem anderen gesellschaftlichen Milieu als dem eigenen durchzusetzen. Und dennoch ist die bürgerliche Welt offensichtlich alarmiert, wenn sie erfährt, dass es diesen Kodex überhaupt gibt. Es gibt ihn tatsächlich, und er wird auch befolgt, wie in den abschließenden Absätzen des Berichts des kalifornischen Generalstaatsanwalts bemerkt wird:
    Die Gruppe ist darauf aus, sich den so genannten »Gangster-Kodex« zunutze zu machen: Loyalität innerhalb der Gruppe und Einschüchterung von
Personen, die vor Gericht gegen sie aussagen könnten. Es hat Fälle gegeben, in denen die Hell’s Angels Aussagen von Zeugen mit Körperverletzungen bestraft haben.

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