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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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weil er zahlreichen Vorladungen wegen Verkehrsvergehen nicht nachgekommen war.

DER BIKERZIRKUS UND DIE PLÜNDERUNG VON BASS LAKE

9
    Wie kam es, dass die Angels so verhasste Unruhestifter wurden? Die Antwort: Der Weg dahin war nicht leicht. Sie arbeiteten rund um die Uhr daran, so tückisch, grausam und feige zu sein wie möglich. – Die Zeitschrift True Detective (August 1965)
     
    »Ich habe den ganzen Schul- und Familienkram durchgemacht. Das ist doch alles Kacke. Mann, bin ich froh, dass die Angels mich aufgenommen haben! Ich will nie mehr was anderes sein als ein Angel!« – Antwort auf eine Frage
    Im Hochsommer 1965 waren die Hell’s Angels bereits Thema zweier Dissertationen, und weitere waren bestimmt schon in Arbeit. Allerdings gab es in Kalifornien auch eine Menge Leute, deren realer oder eingebildeter Umgang mit Outlaw-Motorradfahrern viel zu persönlich war, um ihnen eine abstrakte, soziologische Sicht dieses Phänomens zu gestatten. Auf jeden, der einen Hell’s Angel in Fleisch und Blut gesehen hatte, kamen fünfhundert andere, die durch den Rabatz der Nachrichtenmedien schon ganz krank vor Angst waren. Deshalb war es keine Überraschung, dass sich, als der Unabhängigkeitstag nahte, in der Öffentlichkeit eine gewisse Anspannung zeigte.
    Am Freitagabend vor dem vierten Juli rief ich im Box Shop an. Ich hatte noch an keinem Feiertags-Run teilgenommen, und da dieser ein Großereignis zu werden versprach, beschloss ich mitzufahren. Frenchy wollte erst sichergehen, dass ich nicht vorhatte, jemanden mitzunehmen, ehe er mir das Ziel verriet: »Ja, Bass Lake«, sagte er. »Etwa zweihundert Meilen östlich von hier. Ich mach mir ein bisschen Sorgen wegen der Fahrt. Es könnte Ärger geben. Wir hoffen, wir können uns einfach treffen und unseren Spaß haben, aber bei dieser ganzen Publicity fürchte ich, dass Bullen aus dem ganzen Staat anrücken werden.«
    Es gab einen guten Grund, mit der Anwesenheit der Polizei zu rechnen: Die Presse hatte seit Wochen Alarm geschlagen.
    Am 24. Juni hieß es in einem Bericht der United Press International aus Los Angeles: POLIZEI BEFÜRCHTET AUSSCHREITUNGEN DURCH HELL’S ANGELS AM 4. JULI. Generalstaatsanwalt Lynch wurde darin zitiert. Sein Büro habe »zahlreiche Berichte« darüber erhalten, was die Angels für ihr alljährliches Sommerpicknick planten. (Einer dieser »Berichte« ging auf den vergeblichen Versuch zurück, der New York Times und anderen interessierten Medien einen Exklusivbericht über eine Schlägerei am vierten Juli anzubieten. Das Gerücht über die geplante Schlägerei machte schnell die Runde und wurde sogar in der New Yorker NBC-Nachrichtensendung Monitor erwähnt.)
    Dann machte Ende Juni ein Motorradfahrer-Krawall in Laconia, New Hampshire im ganzen Land Schlagzeilen. Die kalifornische Presse brachte die Sache groß raus, weil der Bürgermeister von Laconia den Hell’s Angels die Schuld daran gab. Die Life vom 2. Juli brachte einen ausführlichen Artikel über Laconia, mit Fotos, die ein brennendes
Auto, Nationalgardisten mit aufgepflanzten Bajonetten und beschlagnahmte Waffen zeigten, darunter Beile, Brecheisen, Macheten, Schlagringe, Ketten und Lederpeitschen. Gut fünfzehntausend Motorradfahrer hatten angeblich in dem kleinen Ferienort in New England gewütet, sich mit der Polizei geprügelt und – angestachelt durch die Hell’s Angels – etliche Gebäude in Brand gesteckt. Nun war Kalifornien gewarnt. Wenn eine Hand voll Angels dreitausend Meilen von zu Hause entfernt so viel Ärger machen konnte, überkam einen das nackte Grauen, wenn man sich vorstellte, was der komplette Clan vor der eigenen Haustür an der Westküste anrichten mochte.
    Bass Lake ist ein kleiner Ferienort in der Nähe des Yosemite-Nationalparks in der Sierra Nevada. Die Angels versuchten halbherzig, ihr Ziel geheim zu halten, aber gegen die Eitelkeit der meisten hatte die Diskretion einer kleinen Minderheit keine Chance, und als die Sache erst mal durchgesickert war, gab es kein Halten mehr. Die Polizei hatte durch »nicht namentlich genannte Quellen« davon erfahren, die Presse schnappte es bei der Polizei auf, und als es dann im Radio kam, hörte es sich an wie ein Hörspiel von Orson Welles. Die ersten Nachrichtensendungen am 3. Juli vermittelten den Eindruck, die Einwohner von Bass Lake rüsteten sich zum letzten verzweifelten Aufbegehren gegen eine gewaltige Übermacht und ein grausames Schicksal, das jeder Beschreibung spottete.
    Aber nicht einmal die

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