Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
Nachrichtensprecher im Radio schienen sich hinsichtlich des Ziels der Outlaws sicher zu sein. Sie waren so vorsichtig, Polizeiberichte als Quelle anzugeben, die unter anderem auch behaupteten – so jedenfalls stand es an diesem Morgen in den Zeitungen – man müsse damit rechnen, dass die Hell’s Angels an so
ziemlich jedem Ort zwischen Tijuana und der Grenze nach Oregon zuschlagen würden. Die Los Angeles Times spekulierte, das nahe gelegene Malibu Beach könne zum Schauplatz einer aktualisierten Version von The Wild One werden, diesmal aber mit echtem Blut und ohne Marlon Brando. Der San Francisco Examiner berichtete, die Hell’s Angels planten, das jährliche Benefizbankett des Lions Clubs im vorstädtischen Marin County zu terrorisieren. Und der Chronicle deckte den grausamen Plan der Hell’s Angels auf, eine Benefizveranstaltung des Vereins Guide Dogs for the Blind , die ebenfalls in Marin County stattfinden sollte, zu »sprengen.«

HELL’S ANGELS ROTTEN SICH ZUSAMMEN
    Mindestens ein Dutzend Gemeinden im ganzen Bundesstaat »wappneten« sich angeblich gegen eine »Invasion«. Das brachte richtig Spannung in die Feiertagsatmosphäre. Da waren all diese Wochenend-Bergsteiger, brave Büroangestellte, die brachen nun zu fernen Campingplätzen auf, in Autos voller Hotdogs, Grillkohle und Federballschläger – und sie alle fragten sich, ob sie das Wochenende ohne Verletzungen durch Kettenpeitschen überstehen würden.
    Bis zum Bass Lake Run hatte die ganze Publicity rund um die Outlaws auf den reißerischen Schilderungen der Polizeiberichte, der Opfer und Augenzeugen beruht. Nun war es erstmals möglich, selbst eine Rallye der Hell’s Angels mitzuerleben. Dazu musste man lediglich im Grabbelsack der Gerüchte herumtasten und sich das richtige Fahrtziel herauspicken. 24
    Die kalifornische Highway Patrol hatte bekannt gegeben,
dass sie über ein neues, ausgefeiltes Verfolgungs-Netzwerk verfügte, ein funkgestütztes Kommunikationssystem, das dazu bestimmt war, jede Zusammenrottung von Motorrad-Outlaws zu ermitteln und ihre Bewegungen per Funk an Polizeieinheiten im ganzen Bundesstaat weiterzuleiten, damit keine Gemeinde überrascht wurde. Sie gab aber keine Pläne bekannt, wie die Gefahr möglicherweise schon im Vorfeld zu bannen sei. Ein weit verbreitetes Missverständnis, was die Hell’s Angels angeht, ist die Auffassung, sie seien prima facie illegal, und jede ihrer möglicherweise gewalttätigen Ausfahrten könnte im Keim erstickt werden, indem man die ganze Bande einfach festnimmt, sobald sie sich auf dem Highway blicken lässt. Das ergäbe eine interessante juristische Situation, denn die festnehmenden Beamten hätten große Schwierigkeiten, Gründe zu nennen, die eine Festnahme rechtfertigten. Es ist nicht verboten, auf einem Motorrad von einer Stadt in eine andere zu fahren. Tausend Hell’s Angels könnten von New York nach Los Angeles fahren, ohne eine Festnahme zu riskieren, solange sie gegen kein vor Ort geltendes Gesetz verstoßen. Die Angels sind sich dessen durchaus bewusst, und ehe sie zu einer Fahrt aufbrechen, schauen sie sich ihre Route auf einer Landkarte an und tauschen Informationen darüber aus, welche Stadt auf ihrer Strecke gefährlich sein könnte – wegen abnorm strenger Tempolimits, fehlender Beschilderung, ungewöhnlicher Verordnungen oder anderer Umstände, die sie aufhalten könnten. Die meisten von ihnen fahren schon seit Jahren in ganz Kalifornien Motorrad und wissen aus Erfahrung, welche Stadt ihnen wahrscheinlich feindlich gesinnt ist. Gut dreißig Meilen südlich von San Francisco gibt es beispielsweise die Ortschaft Half Moon Bay, in der Motorrad-Outlaws auf der Stelle in polizeilichen Gewahrsam
genommen werden. Die Angels wissen das und meiden diesen Ort. Wenn sie sich über eine derart offensichtliche Schikane beschweren würden, würden diese Festnahmen mit ziemlicher Sicherheit von einem Gericht unterbunden – aber das würde Zeit und Geld kosten, und so wichtig ist ihnen Half Moon Bay nicht. Es macht als Partyort nicht viel her.
    Reno ist da ein anderes Kaliber. Viele Jahre lang sind die Angels zum Unabhängigkeitstag nach Reno gefahren, doch nachdem ein Dutzend Angels dort 1960 aus einer Kneipe Kleinholz gemacht hatten, erließ die »größte Kleinstadt der Welt« ein Gesetz, das innerhalb der Stadtgrenzen das gemeinsame Fahren von mehr als zwei Motorradfahrern verbot. An den zahlreichen Zufahrtsstra-ßen der Stadt stehen keine Schilder, die darauf hinweisen

Weitere Kostenlose Bücher