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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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bewaffneter Schwerverbrecher. Das trifft vor allem auf Situationen zu, in die Gruppen von Schwarzen oder Jugendlichen involviert sind. Die Watts-Unruhen 1966 in Los Angeles waren ein klassisches Beispiel für dieses neue Phänomen. Eine ganze Gemeinde wandte sich mit solcher Gewalt gegen die Polizei, dass die Nationalgarde eingreifen musste. Doch nur wenige der Aufständischen waren Kriminelle – zumindest noch nicht, als der Aufstand begann. Es könnte sein, dass sich in Amerika eine ganz neue Kategorie von im Wesentlichen asozialen Straftätern herausbildet. Menschen, die selbst dann eine Gefahr für die Polizei und das traditionelle gesellschaftliche Gefüge darstellen, wenn sie gegen keinerlei Gesetz verstoßen, weil sie die Justiz verachten und der Polizei misstrauen und sich dieser hartnäckige Groll bei der geringsten Provokation ohne Vorwarnung entladen kann.
    Einige der spektakulärsten Verbrechen der Hell’s Angels betreffen streng genommen mindere Delikte wie »obszönes und zügelloses Verhalten« und Ruhestörung. Alljährlich werden tausende von Menschen von der Polizei aufgeschrieben – wegen Unzucht in der Öffentlichkeit, Kneipenschlägereien oder weil sie in dicht bevölkerten
Bereichen Fahrzeugrennen veranstalten. Wenn sich aber fünfhundert Vertreter einer anscheinend untermenschlichen Spezies in einer friedlichen Ortschaft versammeln, anfangen auf die Straße zu pinkeln, einander mit Bierbüchsen bewerfen und auf lauten Motorrädern rund um den Dorfplatz rasen, ist die Schockwirkung bei der Bevölkerung größer als bei einem Maschinengewehr-überfall im Stile Dillingers auf die örtliche Bank – die ja schließlich versichert ist. Nur wenige Menschen werden angesichts dessen, dass die Federal Deposit Insurance Corporation Ersatzzahlungen leisten muss, weinend zu Boden sinken – aber Berichte über hundert dreckige Schläger, die unterwegs sind zu einem Ferienort in den Bergen, können zur Folge haben, dass die gesamte Bevölkerung in Panik gerät und sich bewaffnet.
    So weit die Lage am 3. Juli 1965. In Bass Lake herrschte seit Tagen eine gespannte Atmosphäre. Exemplare der Life- Ausgabe vom 2. Juli mit dem Laconia-Bericht lagen gut sichtbar in den örtlichen Supermärkten aus. Die Einheimischen rechneten mit dem Schlimmsten. Der ganzen Berichterstattung nach zu urteilen, ging die optimistischste Prognose von Schlägereien zwischen Betrunkenen und von Sachschäden aus, allgemeiner Panik und wahrscheinlich auch von Verwundeten. Außerdem würden die Outlaws wahrscheinlich, wie es ihre Gewohnheit war, die gesamten Biervorräte der Stadt aufkaufen. Und wenn diese menschlichen Bestien ihrem Ruf gerecht wurden, gab es allen Grund zu der Annahme, dass es zu einem Inferno von Brandstiftungen, Plünderungen und Vergewaltigungen kommen würde. Als das Wochenende begann, erinnerte die Stimmung in Bass Lake an die in einem Dorf in Kansas, das sich auf einen Tornado vorbereitet.

10
    Mann, als du fünfzehn oder sechzehn warst, hättest du da gedacht, dass du mal als Hell’s Angel enden wirst? Wie bin ich denn überhaupt bei euch Typen gelandet? Mann, nach der Armee bin ich wieder nach Richmond, und da hab ich angefangen, Motorrad zu fahren, hab dabei Chinos und saubere Sporthemden getragen und sogar einen Sturzhelm. Und dann habe ich euch kennen gelernt. Ich bin immer schmuddeliger geworden, immer dreckiger, ich konnt’s gar nicht glauben. Dann habe ich meinen Job verloren und war die ganze Zeit entweder auf einem Run oder bei den Vorbereitungen für einen Run – Mann, ich fass es immer noch nicht. – Fat D., ein Hell’s Angel aus Richmond
     
    Was meinst’n du mit »Recht«? Uns interessiert nur, was uns recht ist. Wir ham ’ne eigene Definition von dem Wort »Recht«. – Ein Hell’s Angel, in philosophischen Gedanken versunken
    Frenchy zufolge würde der Run morgens um acht vor dem El Adobe starten, einem Lokal an der East Fourteenth Street in Oakland. (Bis zum Herbst 1965 war das El Adobe inoffizielles Hauptquartier des Oakland-Chapters
und Ausgangspunkt sämtlicher Hell’s-Angels-Aktivitäten in Nordkalifornien, aber im Oktober wurde es dann abgerissen, um Platz zu schaffen für einen Parkplatz, und die Angels wichen auf den Sinners Club aus.)
    Laut Wetterbericht würde an diesem Tag im ganzen Bundesstaat eine Gluthitze herrschen, aber frühmorgens war es in San Francisco noch so neblig wie meist. Ich hatte verschlafen, und bei meinem übereilten Aufbruch vergaß ich die Kamera.

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