Hell's Angels (German Edition)
Hauptspaß auf so einem Run besteht für sie darin, unterwegs Normalbürgern einen Schrecken einzujagen oder ihnen auf die Nerven zu gehen.) Es wäre gar kein Problem für sie, von der Bay Area nach Bass Lake zu kommen, wenn sie inkognito reisen würden, gekleidet wie ganz normale Wochenendausflügler, und Fords oder Chevrolets fahren würden. Aber das kommt nicht infrage. Sie tragen ihre Partykluft und sorgen dafür, dass man sie nicht übersieht.
»Die Leute haben uns doch sowieso schon auf dem Kieker, weil wir Hell’s Angels sind«, erklärte Zorro. »Deshalb schockieren wir sie so gern. Das bringt sie dann so richtig auf die Palme. Die hassen alles, was nicht ihrem Lebensstil entspricht.«
Wer schon einmal Angels auf einem Run gesehen hat, kann sich vorstellen, dass die kalifornische Landbevölkerung
dieses Spektakel nicht unbedingt als ihrem Lebensstil entsprechend empfindet. Es ist ein Menschenzoo auf Rädern. Ein Outlaw, dessen normale, alltägliche Erscheinung schon ausreicht, eine Verkehrsstockung auszulösen, erscheint zu einem Run mit grün oder knallrot gefärbtem Bart, die Augen hinter einer Schutzbrille mit orangen Gläsern verborgen und mit einem Messingring in der Nase. Andere tragen Capes und Apachen-Stirnbänder oder übergroße Sonnenbrillen und preußische Pickelhauben. Ohrringe, Wehrmachts-Kopfbedeckungen und Eiserne Kreuze sind fester Bestandteil der Kluft – wie die vor Schmutz starrenden Levis-Jeans, die Westen und all diese schönen Tätowierungen: »Mother«, »Dolly«, »Hitler«, »Jack the Ripper«, Hakenkreuze, Dolche, Totenschädel, »LSD«, »Love«, »Rape« und die unvermeidlichen Hell’s-Angels-Insignien.
Viele tragen andere, esoterischere Dekorationen – Symbole, Zahlen, Buchstaben und kryptische Wahlsprüche –, von denen viele der Öffentlichkeit rätselhaft blieben, bis die Outlaws dann anfingen, mit Reportern zu sprechen. Zu den ersten, die preisgegeben wurden, zählte die Zahl »13« (die auf einen Marihuanaraucher hindeutet). Sie ist fast so weit verbreitet wie das Einprozenterabzeichen. Andere, darunter der Patch »DFFL« (Dope Forever, Forever Loaded) und das Playboy -Bunny (als Verhöhnung der Geburtenkontrolle) wurden von der Zeitschrift True entlarvt, die auch die Bedeutung der verschiedenfarbigen Flügelsymbole erklärte: rote Flügel bedeuten, dass der Träger an einer menstruierenden Frau Cunnilingus ausgeübt hat, schwarze Flügel zeigen an, dass es sich dabei um eine Farbige handelte, und braune Flügel stehen für Analverkehr.
In Kalifornien gibt es Gesetze gegen »grobe Verletzungen
des öffentlichen Anstands«, aber aus irgendeinem Grund werden sie nur selten auf die Hell’s Angels angewandt, deren bloße Existenz eine Verhöhnung jedweden öffentlichen Anstands ist.
»Wenn man irgendwo hinkommt, wo einen die Leute sehen können, will man so widerlich und abstoßend wie nur möglich aussehen«, sagte einmal einer. »Wir sind die absoluten Outcasts – Außenseiter der Gesellschaft. Und wir wollen das auch so. Rechtschaffenheit – darauf schei-ßen wir. Wir sind mies zu den anderen, und die anderen sind mies zu uns.«
»Ist mir doch egal, ob die Leute uns für verkommen halten«, so ein anderer. »Das sorgt im Grunde nur dafür, dass wir bei der Stange bleiben. Wir kämpfen gegen die Gesellschaft, und die Gesellschaft kämpft gegen uns. Mir geht das am Arsch vorbei.«
Es gibt kaum einen Angel, der nicht jede Gelegenheit nutzt, um den Spießern einen Schock zu versetzen – am liebsten so, dass deren Kreislauf verrückt spielt und sie noch Nächte später aus dem Schlaf hochschrecken. Aber es ist auch ein gewisses Maß an Humor dabei. Funny Sonny erklärte die bizarre Kluft der Angels einmal als »eine Art Scherz – weißt du: eine große Maskerade.«
Das stimmt bis zu einem gewissen Grad, aber es hat nun mal nicht jeder etwas übrig für den Humor der Angels, der von dröhnendem Gelächter über Witze von Jackie Gleason bis hin zu leisem Gekicher beim Anblick eines Mannes reichen kann, dem gerade mit einer zerbrochenen Bierflasche das Gesicht zerschnitten wird.
Bizarrer Fund in Bandenversteck
SAN DIEGO, 18. Juli (UPI) – Vier Särge, zwei Grabsteine und Nazi-Symbole wurden am Samstag
im Hauptquartier einer Motorradbande gefunden. Drei Mitglieder der Bande wurden wegen Drogendelikten verhaftet.
In dem Gebäude fand man nach Angaben der Polizei außerdem einen anderthalb Meter hohen Thron, eine ausgestopfte Eule, ein orientalisches
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