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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Für ein Frühstück blieb keine Zeit, ich aß nur ein Erdnussbutterbrot, während ich den Wagen einlud; Schlafsack und Bierkühlbox hinten rein, Tonbandgerät vorne, und unter den Fahrersitz eine nicht geladene Luger. Den Ladeclip steckte ich in die Hosentasche, da ich dachte, er könnte nützlich sein, falls die Dinge außer Kontrolle gerieten. Es ist ganz nett, einen Presseausweis zu haben, aber in einem Aufruhr gibt es keinen besseren Schutzbrief als eine Pistole.
    Als ich zu Hause aufbrach, war es schon fast acht, und auf der in Nebel gehüllten Bay Bridge zwischen San Francisco und Oakland hörte ich dann den ersten Radiobericht:
    Die Sierra-Gemeinde Bass Lake wappnet sich heute Morgen für eine angekündigte Invasion durch die berüchtigte Motorradbande Hell’s Angels. Schwer bewaffnete Polizisten und Hilfssheriffs sind an sämtlichen Straßen stationiert, die nach Bass Lake führen. Laut Marlin Young, Sheriff von Madera County, stehen Hubschrauber und weitere Einsatzkräfte bereit. Benachbarte Polizeidienststellen, darunter auch die Hundestaffel des Sheriffs von Kern County, sind alarmiert und bereit zum Aufbruch. Jüngsten Berichten zufolge sammeln
sich die Hell’s Angels in Oakland und San Bernardino. Bleiben Sie dran, wir informieren sie weiter.
    Unter denjenigen, die an diesem Morgen besonderen Wert darauf legten, dranzubleiben, waren auch etliche Tausend unbewaffnete Normalbürger, die unterwegs waren, um den Feiertag in der Nähe von Bass Lake und des Yosemite Nationalsparks zu verbringen. Sie waren gerade erst aufgebrochen, die meisten noch gereizt und verschlafen, nachdem sie in letzter Minute gepackt und die Kinder beim Frühstück zur Eile angetrieben hatten, da ertönte aus ihren Autoradios die Warnung, dass sie womöglich direkt auf das Zentrum eines Kampfgebiets zusteuerten. Sie hatten von Laconia und anderen Ausschreitungen der Hell’s Angels gelesen, aber auf dem Papier war die Bedrohung immer so fern erschienen – entsetzlich, das auf jeden Fall, und auf gewisse Weise auch real –, aber doch ohne die von Sodbrennen begleitete Furcht, die in einem aufsteigt, wenn einem klar wird, dass man diesmal selber dran ist. Die Zeitungen werden morgen nicht über Leute berichten, die dreitausend Meilen von hier entfernt geschlagen und terrorisiert wurden, sondern genau dort, wo du mit deiner Familie das Wochenende verbringen willst.
     
    Die Hell’s Angels ... Blut, Gruppenvergewaltigung ... schau zu deiner Frau hinüber, zu deinen Kindern auf der Rückbank, könntest du sie beschützen vor einer Bande junger Schläger, hemmungslos durch Schnaps und Drogen? Erinnerst du dich noch an diese Bilder? Große, hässliche Schlägertypen, die nicht mal die Polizei fürchten, sich liebend gern prügeln, die Ketten schwingen, große
Schraubenschlüssel und Messer – die keine Gnade kennen.
     
    Auf der Brücke wimmelte es von Urlaubern, die früh aufgebrochen waren. Ich war zwanzig bis dreißig Minuten zu spät dran, und als ich zur Mautstelle auf der Oaklander Seite der Brücke kam, fragte ich den Schrankenwärter, ob vor mir schon irgendwelche Hell’s Angels hier durchgekommen seien. »Die dreckigen Schweinehunde sind gleich da drüben«, sagte er mit einer Handbewegung. Ich verstand nicht, was er damit meinte, doch dann kam ich etwa zweihundert Meter hinter der Schranke an einem großen Haufen Menschen und Motorräder vorbei, die rund um einen grauen Pickup standen, auf dessen Seite ein Hakenkreuz prangte. Sie schienen aus dem Nebel aufzutauchen, und dieser Anblick hatte eine ungute Wirkung auf den Verkehr. In Richtung Osten gibt es an dieser Brücke siebzehn Mautschranken, und hinter ihnen strömt der Verkehr auf nur drei Spuren zusammen, wobei es auf der halben Meile zwischen der Mautstelle und den Leitplanken, die den Verkehrsfluss dann kanalisieren, immer zu einem Wettrennen um die besten Plätze kommt. Dieser Straßenabschnitt ist schon an einem klaren Nachmittag gefährlich, aber im Nebel an einem Feiertagsmorgen und angesichts des Furcht einflößenden Spektakels, das mit einem Mal am Straßenrand auftauchte, war die Drängelei noch unangenehmer als sonst. Rund um mich her wurde gehupt, die Autos wichen einander aus und bremsten ab. Alle guckten nach rechts. Es war ein Verkehrsstau wie bei einem schweren Unfall, und so mancher Fahrer fuhr an diesem Morgen falsch ab, nachdem er zu lange die Monster angestarrt hatte, die sich da versammelt hatten. Hätte er Radio gehört, dann wäre er
kurz

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