Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
schwer zu ertragen. Es war aufdringlich, widernatürlich und anmaßend.

11
    Wären da nicht die Ungewaschenen und Halbgebildeten, die Sonderbaren und Unvollkommenen, die Unvernünftigen und Lächerlichen, die unzähligen Entwicklungsformen der wunderbaren menschlichen Kaulquappe, würde der Horizont uns längst nicht so breit angrinsen. – Frank Moore Colby, Imaginary Obligations
    Die Hell’s Angels verhalten sich als Gruppe oft vorsätzlich dumm, verfügen aber durchaus über ein gewisses Savoirfaire, und ihre Vorliebe für das Reisen im Verband hat bei weitem nicht nur etwas mit Showbiz zu tun. Auch ist es nicht nur den Deformationen ihres kollektiven Charakters zuzuschreiben. Das spielt zweifellos auch eine Rolle dabei, aber der Hauptgrund ist ein rein pragmatischer. »Wenn man will, dass die Bullen einen in Ruhe lassen, muss man ihnen einen Schreck einjagen«, erklärt Barger. »Wenn wir mit weniger als fünfzehn Maschinen auftauchen, nehmen sie uns garantiert hopp. Wenn wir aber mit hundert oder zweihundert kommen, eskortieren sie uns sogar und zeigen mal ein bisschen Respekt. Bullen sind wie alle anderen Menschen auch: Sie wollen nicht mehr Ärger kriegen, als sie glauben, bewältigen zu können.«
    Das traf offensichtlich auch auf Bass Lake zu, das bereits
1963 Schauplatz eines Hell’s-Angels-Treffens geworden war, bei dem es unter anderem zur Schändung einer örtlichen Kirche kam. Wegen des damals der Gemeinde zugefügten Schadens – und auch aus Furcht vor Störungen im Fremdenverkehr –, beschloss die Polizei von Madera County, mit einer neuartigen Kriegslist gegen die Hell’s Angels vorzugehen. Der Bezirksstaatsanwalt Everett L. Coffee entwarf ein Papier – eine »gerichtliche Verbotsverfügung« –, die dazu dienen sollte, die Outlaws auf immer aus Madera County herauszuhalten. So jedenfalls die Grundidee.
    Irgendwann gegen Mittag wurde durch die Vielzahl der Radiomeldungen klar, dass tatsächlich etliche Hell’s-Angels-Trupps nach Bass Lake unterwegs waren. Doch es gab auch Berichte über Gemeinden in Nord- wie in Südkalifornien, die sich »auf eine Invasion vorbereiteten«. Das lag daran, dass es unterschiedlichen Presseorganen gelungen war, einander davon zu überzeugen, es gäbe tatsächlich fünfhundert bis tausend Hell’s Angels – weshalb, als nur zweihundert in Bass Lake auftauchten, sowohl die Nachrichtenmedien als auch die Polizei davon ausgingen, dass die übrigen anderswo zuschlagen würden. Als ein halbes Dutzend Frisco-Angels in Marin County auftauchten, nahmen Hilfssheriffs sofort ihre Verfolgung auf, da man sicher war, dass sie die Vorhut einer ganzen Armee bildeten, die bald folgen würde. (Die traurige Wahrheit war, dass Frenchy und einige seiner Kumpels aus dem Box Shop ihre Teilnahme an dem großen Run abgesagt hatten, weil sie keinen Ärger wollten, und alleine losgefahren waren, um ein friedliches Wochenende zu verbringen. Wie sich dann herausstellte, wurden sie schlimmer schikaniert, als wenn sie nach Bass Lake gefahren wären.)
    Wenn die Angels noch einen Beweis für ihre Theorie der
Stärke durch Vielzahl brauchten, bekamen sie ihn an diesem vierten Juli geliefert. Die einzigen Outlaws, die nicht von der Polizei drangsaliert wurden, waren jene, die an dem Treffen teilnahmen. Die wenigen Splittergruppen, die auf eigene Faust losfuhren, wurden überall im Bundesstaat aufgespürt und mit Strafzetteln eingedeckt. Hinterher kam man bei sorgfältiger Auszählung aller Hell’s-Angels, die an diesem Tag gesichtet wurden, auf nicht einmal dreihundert, inklusive der übrigen Clubs. Wo die restlichen siebenhundert Outlaws den Feiertag verbracht hatten, wissen die Götter; falls Mr. Lynch es wusste, sagte er es nicht. 27
    In der Nähe von Modesto, ungefähr auf halber Strecke zwischen Oakland und Bass Lake, hörte ich im Radio, dass Straßensperren errichtet wurden, um die Outlaws daran zu hindern, in das Urlaubsgebiet vorzudringen. Ich fuhr zu diesem Zeitpunkt ein gutes Stück vor dem Jokers/Angels-Konvoi her, befand mich aber immer noch hinter dem Haupttrupp der Angels, der vor meinem Eintreffen beim El Adobe aufgebrochen war. Ich wollte dabei sein, wenn sie nach Bass Lake kamen, denn die Nachrichtensendungen ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass ein großer Aufruhr bevorstand.
    Vom US Freeway 99 führten zwei Wege nach Bass Lake. Ich wusste, dass die Angels die südliche Strecke über Madera und den California Highway 41 nehmen würden, eine breite, gut

Weitere Kostenlose Bücher