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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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doch keiner durch!«
    Das Ding trug den Titel: DARLEGUNG DER GRÜNDE, WARUM STATT EINER EINSTWEILIGEN VERFÜGUNG EINE VORLÄUFIGE VERBOTSVERFÜGUNG ERGEHEN SOLL. Als Kläger wurde »Die Bevölkerung des Bundesstaates Kalifornien« genannt und als Angeklagte »Unbekannte 1 bis 1.000, einzeln und zusammengeschlossen unter dem Namen oder in der Art der HELL’S ANGELS oder ONE PERCENTERS oder COFFIN CHEATERS oder SATAN’S SLAVES oder IRON HORSEMEN oder BLACK AND BLUE oder PURPLE AND PINK oder RED AND YELLOW, nicht eingetragene Vereine.«
    Die Absicht hinter dieser Anordnung war klar, aber der Sprachgebrauch war ebenso vage und veraltet wie die Liste der Angeklagten, die anscheinend aus irgendeinem vergilbten Zeitungsausschnitt aus den späten Fünfzigerjahren stammte. Es war im Grunde eine einstweilige Verfügung, die gegen jeden anwendbar war, der dabei fotografiert wurde, wie er sie von der Polizei ausgehändigt bekam, anwendbar bei: (1) Verstößen gegen irgendein staatliches Gesetz oder eine Verordnung oder Erregung öffentlichen Ärgernisses, (2) jeglichem unanständigen oder anstößigen Verhalten oder (3) dem Tragen oder dem Besitz jeder Art von Totschläger, Steinschleuder, Gummiknüppel, Sandbeutel, abgesägter Schrotflinte, Schlagring, Springmesser, Schneekette und Feuerwaffe.«
    Als Grund für die Anordnung wurde der Zwischenfall genannt, der sich zwei Jahre zuvor in der Little Church in the Pines zugetragen hatte: »Die Angeklagten waren stark alkoholisiert. Sie betraten unbefugt besagte Kirche, nahmen unerlaubterweise zahlreiche Chorröcke an sich, legten sie an und zogen dann zu Fuß und auf Motorrädern in anstößiger Weise darin herum, wobei sie unflätige und obszöne Äußerungen von sich gaben. Es war damals nötig, dass ein Hilfssheriff besagte Angeklagte bedrohen [sic] musste, damit besagte Chorröcke sichergestellt werden konnten.«
    Seite zwei des Dokuments schlug einen wehleidigen Tonfall an und behauptete, es sei »im Bundesstaat Kalifornien allgemein bekannt«, dass die Mitglieder dieser Vereine »durch Einschüchterungen, Körperverletzungen und andere im Allgemeinen gewalttätige Mittel versuchen, die Herrschaft über das Gebiet zu erlangen, in welchem sie sich versammeln; dass mit solchen Taten regelmäßig Gewaltausbrüche einhergehen, durch die es unter
Unbeteiligten zu Verletzten oder gar Toten kommt; und dass die einzige einigermaßen sichere Methode, dieser Gewalt zu entgehen, für jedermann darin besteht, entweder zu Hause zu bleiben oder das Gebiet zu verlassen, in dem Mitglieder der angeklagten Vereine anwesend sind.«
    Zu Buzzards enormer Belustigung konnte ich nicht erklären, was das Dokument bedeutete. (Und das konnte auch ein paar Wochen später ein San Franciscoer Anwalt nicht, der versuchte, es für mich zu interpretieren.) Wie sich dann herausstellte, konnte auch die Polizei von Madera County es nicht erklären, aber ihre Ad-hoc-Interpretation am Straßenrand war relativ eindeutig: Beim ersten Anzeichen für irgendwelche Scherereien wurde jeder, der auf einem Motorrad saß, ins Gefängnis gesteckt und kam auch auf Kaution nicht wieder frei.
    Gut wirkte eher bedrückt als wütend angesichts dieser Wendung der Ereignisse. »Nur weil ich einen Bart habe«, murmelte er, »wollen die mich in den Knast stecken. Was soll aus diesem Land bloß noch mal werden?« Ich überlegte gerade, was ich darauf antworten sollte, da näherte sich ein Wagen der Highway Patrol und hielt drei Meter von der Stelle entfernt, an der wir saßen. Schnell wickelte ich die gerichtliche Anordnung um die Bierdose, aus der ich trank. Die beiden Polizisten blieben im Auto sitzen und starrten uns an. Vor ihnen, auf dem Armaturenbrett, ruhte in einer Halterung eine Flinte. Aus ihrem Funkgerät quakte die Leitstelle und berichtete von diversen Bewegungen der Hell’s Angels: »Keine Berichte über Festnahmen aus Fresno ... große Gruppen auf dem Highway 99 unterwegs ... Gruppe von zwanzig Personen an Straßensperre westlich von Bass Lake aufgehalten ...«
    Ich sprach ostentativ etwas in mein Tonbandgerät und hoffte, dieser Anblick würde sie davon abhalten, uns drei
zu erschießen, falls ihnen per Funk plötzlich befohlen wurde, »angemessene Maßnahmen zu ergreifen«. Gut sackte auf seinem Holzstuhl in sich zusammen, nuckelte eine Orangenlimo und betrachtete den Himmel. Buzzard schien vor Wut zu beben, hatte sich aber im Griff. Die äußere Ähnlichkeit zwischen den beiden war bemerkenswert: beide groß,

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