Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
den sie unweigerlich in jeder von ihnen besuchten Gemeinde leisteten. Bei all der panischen Angst, für die sie sorgen, lassen sie doch in den örtlichen Kneipen eine Menge Dollars zurück. Deshalb erschien es ihnen unvorstellbar, dass sich jemand weigern würde, ihnen Bier zu verkaufen – zumal ohne rechtzeitige Warnung, denn sonst hätten sie eine ganze Wagenladung Bier aus der Stadt mitgebracht.
    Doch in Bass Lake lagen die Dinge anders. Die Einheimischen hatten fast eine ganze Woche lang Zeit gehabt,
sich in Rage zu bringen, und am Samstagmorgen waren sie auf das Schlimmste gefasst. Zu den Sicherheitsmaßnahmen, auf die sie bauten, zählte auch das Wissen darum, dass die Rowdys viel ungefährlicher sein würden, wenn man ihnen größere Mengen Alkohol vorenthielt. Das war für alle Beteiligten offensichtlich – selbst für die Bierhändler –, und finanziell würde das Wochenende ja ohnehin ein Desaster werden, da die miserable Publicity zahlreiche Urlauber dazu bewegen würde, woanders hinzufahren. Welcher Mann würde schließlich mit seiner Familie zum Campen auf ein Schlachtfeld fahren, an einen Ort, der mit großer Sicherheit von einer Armee brutaler Schläger gestürmt werden würde?
    Die Frage ist sicherlich berechtigt, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass an diesem Wochenende Leute aus ganz Kalifornien nach Bass Lake kamen, um dort das Landleben zu genießen. Wenn sie von Motels oder regulären Campingplätzen abgewiesen wurden, schliefen sie auf Rastplätzen oder in dreckigen Schluchten. Am Montagmorgen sah es am Seeufer aus wie auf dem Rasen vor dem Weißen Haus nach Andrew Jacksons Amtseinführungsball. Selbst für einen wichtigen Feiertag im Sommer war der Menschenandrang ungewöhnlich groß.
    Kalifornier sind dafür bekannt, dass sie sich mit Begeisterung im Freien aufhalten; 1964 musste man in der Nähe von Los Angeles tausende Wochenendcamper mit Straßensperren davon abhalten, in ein Gebiet vorzudringen, das gerade von einem Waldbrand verheert worden war. Als der Brand dann unter Kontrolle gebracht war und die Sperren geöffnet wurden, war der rußschwarze Campingplatz bald bis auf den letzten Platz belegt. Ein Reporter berichtete, »die Camper schlugen ihre Zelte zwischen qualmenden Baumstümpfen auf«. Ein Mann,
der mit seiner Familie dorthin gekommen war, erklärte: »Wir können sonst nirgendwo hin, und wir haben ja nur zwei Tage Zeit.«
    Dieser Kommentar ergab auf erbärmliche Weise Sinn. Aber nichts so Einfaches und Greifbares könnte die riesige Menschenmenge in Bass Lake erklären. Jeder, der den Outlaws aus dem Weg gehen wollte, hatte viel Zeit, sich einen sichereren Urlaubsort zu suchen. In Polizeiberichten über mögliche »Angriffe der Hell’s Angels« stand Bass Lake immer ganz oben auf der Liste.
    Daher muss es für die Handelskammer von Bass Lake eine Schwindel erregende Offenbarung gewesen sein, als man feststellte, dass die Anwesenheit der Hell’s Angels alles andere als eine Plage und vielmehr ein wahrer Segen für die Tourismusbranche war. Es ist unheimlich, wenn man bedenkt, was das bedeutet. Wenn die Hell’s Angels ein solcher Publikumsmagnet sind, sollte doch wohl jeder Handelskammer-Unterhaltungsbeauftragte, der auch nur halbwegs bei Sinnen ist, einsehen, was die logische Folge ist: Im nächsten Jahr holt man zwei gegeneinander kämpfende Gangs aus Watts und lässt sie an einem der großen Strände aufeinander los – darüber am Himmel Feuerwerk, und die örtliche Highschoolband spielt dazu »Bolero« und »They Call the Wind Maria«.

13
    Das Problem in Porterville war: Da waren viertausend Leute in der Stadt, die uns zweihundert zugesehen haben. – Terry the Tramp
    Zum Schluss kauften wir in dem Supermarkt noch ein Dutzend Dosen Pferdefleisch für Petes großen Redbone Hound. Der Hund war schon bei anderen Runs dabei gewesen und wusste anscheinend, worauf es dabei ankam. Er fraß ununterbrochen, schien nie zu schlafen und bekam ohne ersichtlichen Grund lang anhaltende Heulanfälle.
    Wir fuhren ganz langsam zurück zum Camp. Der Wagen war mit so vielen Sixpacks beladen, dass ich beim Lenken kaum mehr die Arme bewegen konnte, und jede Straßenunebenheit sorgte dafür, dass die Stoßdämpfer auf die Hinterachse knallten. Als wir zur Abzweigung nach Willow Cove kamen, kam der Wagen die unbefestigte Steigung, die in den Kiefernwald führte, nicht hinauf. Also setzte ich zurück, versuchte es noch einmal mit mehr Anlauf und schoss mit der Rostlaube wie eine

Weitere Kostenlose Bücher