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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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»Sagen Sie mal, sind Sie wirklich alle Nazis?«
    »Ich nicht«, erwiderte ich. »Ich bin bei Kiwanis.«
    Er nickte bedächtig, so als hätte er das schon die ganze Zeit geahnt. »Und was ist dann mit dem ganzen Zeug, das man so liest?«, fragte er. »Sie wissen schon, das mit den Hakenkreuzen.«
    Ich rief Sonny herbei, der unseren Helfern gerade zeigte, wie sie die Kisten auf der Rückbank stapeln sollten. »Hey, der Mann hier will wissen, ob du ein Nazi bist.« Ich hatte erwartet, dass er lachen würde, aber das tat er nicht. Er gab die üblichen Dementis hinsichtlich der Hakenkreuze und Eisernen Kreuze von sich (»Das hat gar nichts zu bedeuten, das Zeug kaufen wir in irgendwelchen Trödelläden.«), aber just als der Mann schon fast überzeugt schien, dass es alles nur eine rüde Show war, ließ Barger eine jener durch Mark und Bein gehenden Suaden vom Stapel, derentwegen er bei den Reportern der Bay Area so beliebt ist. »Aber es gibt vieles, was wir an diesem Land bewundern«, sagte er, bezogen auf Vorkriegsdeutschland. »Die hatten Disziplin. Das waren keine Schisser. Ihre Ideen waren vielleicht nicht alle richtig, aber wenigstens haben sie ihre Führer respektiert und konnten sich aufeinander verlassen.«
    Die Zuhörerschaft schien das für wert zu halten, darüber nachzudenken, und währenddessen schlug ich vor, dass wir zurück nach Willow Cove fuhren. Ich rechnete jeden Moment damit, dass jemand anfangen würde, irgendetwas von wegen Dachau zu brüllen, und dann würde irgendein wütender Jude Barger mit einem Campinghocker k.o. schlagen. Dafür gab es jedoch keinerlei Anzeichen. Die
Atmosphäre war derart angenehm, dass wir kurz darauf wieder im Supermarkt saßen, Hamburger aßen und Fassbier tranken. Ich fing schon fast an, mich zu entspannen, da hörten wir draußen Motorräder und sahen die Menschenmenge zum Eingang strömen. Wenig später kam Skip aus Richmond herein, sagte, er habe auf das Bier gewartet, bis er es nicht mehr ausgehalten habe, und habe schließlich beschlossen, sich selbst welches zu besorgen. Es kamen noch etliche weitere Angels, alle aus dem gleichen Grund, und der Ladeninhaber wuselte hinter dem Tresen herum und kredenzte mit rührendem Enthusiasmus die Krüge: »Trinkt, Jungs, und lasst es euch gut gehen. Ihr habt nach dieser langen Fahrt doch bestimmt einen höllischen Durst.«
    Der Mann hatte eine sehr eigenartige Einstellung. Als wir gingen, kam er noch mit hinaus zum Wagen und sagte, wir sollten bald wiederkommen, »mit den anderen Jungs«. In Anbetracht der Umstände lauschte ich auf Anzeichen für Verrücktheit in seiner Stimme. Vielleicht ist er gar nicht der Inhaber, dachte ich. Vielleicht war der Inhaber mit seiner Familie nach Nevada geflohen und hatte den Dorftrottel dagelassen, damit der auf den Laden aufpasste und auf seine Weise mit den Wilden fertig wurde. Wer auch immer er war – der eifrige kleine Kerl hatte gerade 86 Sixpacks Bier zu je ein Dollar fünfzig verkauft und sich für das restliche Wochenende gute Geschäfte gesichert. Ohne auch nur einen Penny auszugeben, hatte er gerade die Top-Tierschau der Westküste gebucht, ein bombensicherer Publikumsschlager, der das traditionelle Feuerwerk am See weit in den Schatten stellen würde. Das Einzige, worum er sich Sorgen machen musste, war die nahe liegende Möglichkeit, dass die Nummer aus dem Ruder lief, wobei sowohl der Profit als auch die Kundschaft
unter einem brutalen Ausbruch schwer zu leiden haben würden, den die Zeitungen am nächsten Tag schildern würden als:
     
    DIE PLÜNDERUNG VON BASS LAKE: BRÄNDE UND PANIK IN GEBIRGSKURORT. POLIZEI KÄMPFT GEGEN HELL’S ANGELS, EINWOHNER FLIEHEN.
     
    Die Einheimischen hatten sich anscheinend damit abgefunden, dass es so kommen würde, und es war keine Überraschung gewesen, sie bewaffnet und missmutig vorzufinden. Und es war auch nicht verwunderlich, dass die Polizei ungewöhnlich angespannt war. Das war das erste große Treffen seit Monterey, und die gewaltige Publicity war ein Faktor, mit dem weder die Outlaws noch die Polizei je hatten fertig werden müssen. Dinge wie Straßensperren und Verbotsverfügungen waren für beide Seiten neue Probleme. Mit der Idee eines eigens reservierten Campingplatzes hatte man es schon einmal versucht, aber es hatte auch damals nicht gewirkt, höchstens spätnachts, als die Outlaws ohnehin nicht mehr unterwegs waren. Eine echte Überraschung aber war die Biersituation. Die Angels hatten sich stets des einen Beitrags gerühmt,

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