Hell's Kitchen
rief ich meinen jungen Freund Buckman an.
»Ja, Detective Hockaday, ich wollte Sie heute auch anrufen. Ich glaube, ich habe vielleicht gefunden, wonach Sie suchen.«
Was er tatsächlich hatte, nach dem zu urteilen, was er mir erzählte. Er sagte, er würde mir per Polizeikurier Fotokopien ins Midtown-North schicken.
Dann rasierte ich mich gründlich, öffnete meinen Schrank mit den guten Klamotten, entschied mich für gedeckte Blautöne und sah am Ende ziemlich scharf aus. Bevor ich meine Wohnung verließ, rief ich noch den Captain im Revier an und bat um eine achtundvierzigstündige Nachrichtensperre - jedem gegenüber, den Cops als auch den Medien -, was den taubstummen Jungen betraf, den ich unter Mordverdacht festgenommen hatte.
Dann rief ich mir auf der Forty-second ein Taxi und fuhr rüber zur Madison Avenue, zu einem sehr großen und sehr häßlichen, ungefähr fünfzig Stockwerke hohen Kasten aus Glas und verchromtem Stahl, in dessen oberster Etage Daniel Prescott persönlich in seinem Xanadu lebte und arbeitete - das wußte ich nach der Lektüre der Klatschspalten.
Das Foyer des Prescott Building war ein Ort, den ich mit eigenen Augen noch nie gesehen hatte. Es war voller auf Hochglanz polierter Farne und Palmen und teurer Geschäfte, und die Wände bestanden aus gewaltigen Marmorplatten in einem erstaunlich effeminierten Pink. Es gelang mir, das alles unbehelligt hinter mich zu bringen.
Als ich jedoch die Fahrstühle erreichte, die über das Zwischengeschoß hinausführten, wurde ich mit einem übereifrigen kleinen Mann mit einem Hitler-Schnäuzer und einer cremefarbenen Uniform konfrontiert. Er fragte: »Wohin möchten Sie, Sir?«
»Ich will den großen Mann da oben sprechen«, sagte ich.
»Sie meinen Mr. Prescott?« fragte er trocken.
Ich sagte, den genau meinte ich.
Geduldig erwiderte er: »Man kommt nicht einfach in Mr. Prescotts Gemächern an, mein guter Mann, man erringt eine Audienz.«
Ich zeigte ihm die Errungenschaft meiner Dienstmarke und marschierte an ihm vorbei zu einem Fahrstuhl. Ich drückte auf den obersten Knopf, und als sich die Tür hinter mir schloß, sah ich, wie er sich mit einem Taschentuch über die Stirn wischte und den Hörer seines kleinen Telefons abhob, um mit jemandem zu reden.
Als ich den siebenundvierzigsten Stock erreichte, so hoch, wie der Fahrstuhl mich brachte, wurde ich dort von einem anderen Knaben in einer lustigen Uniform erwartet. Dieser hatte Tressen auf den Schultern.
»Wie geht’s, Soldat?« erkundigte ich mich. Dann zeigte ich ihm meine Marke. »Ich bin hier, um mit Prescott zu sprechen.«
Dieser Bursche warf einen Blick auf meine Dienstmarke, den Namen darauf und die Nummer und machte sich eine Notiz. Dann sagte er: »Ich fürchte, ich sehe Ihren Namen nicht auf der heutigen Terminliste, Detective Hockaday. Mr. Prescott kann man nur nach vorheriger Terminabsprache erreichen. Natürlich werden Sie das verstehen? Falls Sie jedoch eine Nachricht hinterlassen möchten, werde ich diese gewiß gern für Sie überbringen.«
»Soldat«, sagte ich, »ich möchte, daß Sie jetzt dort reingehen und Prescott exakt folgendes sagen: Erstens, ich bin hier, weil ich mit ihm über einen Graben reden will, den er zusammen mit einem ermordeten Knaben aus dem Norden der Stadt auf der West Side besitzt. Und zweitens, Prescott ist zufälligerweise auch mein Vermieter, und meine Nachbarn und ich hatten erst kürzlich eine kleine Mieterversammlung, in deren Verlauf es zu diesem anderen Mord kam.«
Der Bursche geiferte und drehte sich um. Er schnipste einem Kameraden zu, der auf mich aufpassen sollte. Zu seinem Rücken sagte ich: »Sagen Sie dem General, ich werde hier auf Antwort warten.«
Als er zurückkehrte, sagte der Soldat: »Mr. Prescott möchte, daß ich Sie davon in Kenntnis setze, daß er es natürlich vorziehen würde, wenn Sie in allen das Gesetz betreffenden Fragen mit seinem Anwalt sprächen.«
»Okay«, sagte ich, »und jetzt gehen Sie und sagen Sie ihm folgendes: Ich hielte es auch für eine ausgesprochen gute Idee, wenn ein Anwalt zugegen wäre, und daher werde ich persönlich zu einem Telefon gehen und einen gewissen Samuel Waterman jun. anrufen, der, davon bin ich überzeugt, einer von Mr. Prescotts zahlreichen Anwälten ist -aber zufälligerweise gleichzeitig der Sohn eines der Mordopfer, die ich vorhin erwähnt habe.«
Er zuckte zusammen, verschwand dann für mehrere Minuten und kehrte mit einem erleichterten Ausdruck auf dem Gesicht zurück. Er
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