Hell's Kitchen
lud mich ein, in den Privatfahrstuhl zu treten, der mich ein Stockwerk höher in Daniel Prescotts berühmtes Wohnbüro bringen würde. Als ich aus diesem Fahrstuhl trat, wurde ich von einer Frau erwartet, die eine zu einer Art Perfektion abgehungerte Figur besaß, die typisch ist für eine Menge Frauen auf der East Side. Sie war etwa vierzig Jahre alt und trug unter ihrer roten Seidenbluse quadratische Schulterpolster. Ihr Haar war schwarz und sehr gut geschnitten und geformt, doch ihre Haut war viel zu weiß. Am liebsten hätte ich ihr ein Steak gegeben.
Sie streckte eine Hand voll gepflegter Nägel und feiner blauer Adern aus und stellte sich vor. »Ich bin Janice, ich arbeite für den Dan.«
»Den Dan...?«
»Oh, so nennen wir ihn hier«, sagte sie mit einem trockenen Lachen. »Ich meine natürlich Mr. Prescott. Nun, wie dem auch sei, herzlich willkommen.«
»Sie hätten mich täuschen können, Janice.« Als ich ihr die Hand gab, hatte ich das Gefühl, einen meiner Gürtel zu halten.
»Möchten Sie nicht Platz nehmen? Drüben im Gang?« fragte sie.
Ich folgte ihr über einen Onyx-Boden, der mit Messingleisten durchzogen war. Am Fußende einer Treppe mit einem bronzefarbenen Geländer standen eine Couch, eine Stehlampe und ein Tisch mit sehr hochglänzenden Magazinen, die so arrangiert waren, daß man nicht wagte, sie anzurühren.
»Wie lange werde ich hier warten?« fragte ich.
Sie antwortete unterkühlt: »Ich denke, Sie werden warten, bis Mr. Prescotts Rechtsbeistand eintrifft.«
»Ich werde genau sieben Minuten warten«, sagte ich und schaute auf meine Uhr. »Das dürfte Waterman genügend Zeit geben, zu Fuß von seinem Büro hierher in Dans Bude zu kommen.«
»Wie ausgesprochen einsichtig. Möchten Sie nicht Platz nehmen?«
»Nein, eigentlich nicht.«
Ich blieb also stehen und betrachtete ein abstraktes Gemälde von Léger, das an einer schokoladenbraunen Wand hing, und danach die von Roberto Estevez signierte Bronze eines männlichen Torsos. Das restliche Zeug im Flur interessierte mich nicht, da es nach der Vorstellung von irgendwem für eine nette Lobby der Telefongesellschaft aussah.
Janice beobachtete mich, wie ich mich umsah, und wirkte inzwischen nervös. Mehrmals warf sie einen kurzen Blick die Treppe hinauf. Ich fragte sie: »Was gibt’s hier unten sonst noch?«
»Größtenteils Büros«, sagte sie. »Es gibt auch noch ein Eßzimmer, das gelegentlich von der Familie benutzt wird. Für große Parties... Warum wollen Sie das wissen?«
»Reine Neugier«, sagte ich. Dann log ich: »Es ist nett, sehr nett.«
Janice strahlte. »Ja, also, vielen Dank... Ich habe viele der Dinge ausgesucht, die Sie hier sehen. Ich nenne es > freundliche Moderne<.«
»Genau was mir für meine eigene Wohnung auch gefallen würde, freundliche Moderne.«
»Ja. Es spiegelt natürlich den Geschmack von Mrs. Prescott, wissen Sie, die natürlich alles mit dem Dan abspricht.«
»Natürlich. Gibt es hier auch irgendwo so was wie eine Bibliothek?«
»Ja, oben auf der nächsten Etage. Wir haben sie gerade erst fertiggestellt. Jetzt müssen wir uns um die Bücher kümmern. Der Dan hat einen großen Respekt vor Büchern.«
»Natürlich...«
Ich drehte mich um, als ich hinter mir schnelle Schritte und unverständlich gebrummte Worte hörte, und dann stand Sam Waterman direkt neben mir, riß seinen Mantel runter und jagte seinen Blutdruck hoch.
»Hockaday«, knurrte er mich an, »was hat das alles zu bedeuten?«
»Holen Sie Ihren Burschen hier runter, mehr sag ich dazu nicht«, sagte ich.
Waterman war drauf und dran, mir zu antworten, und die Antwort würde alles andere als freundlich ausfallen. Doch statt etwas zu sagen, schaute er an dem Bronzegeländer entlang vorbei die Treppe hinauf. Ich folgte seinem Blick, und runter kam der Bursche mit dem schlechten Haarschnitt und den Bisamrattenzähnen und den aufgeworfenen Lippen -Daniel Prescott persönlich. Er sagte »Hallo, Sam« und bot mir dann die Hand mit den Worten an: »Guten Morgen, Detective - Hockaday, richtig?«
Seine Hand war feucht und schmal, und seine Finger waren viel zu kurz für einen Mann seiner Größe. Prescott schlug vor, etwas zu betreten, das er »den Salon« nannte, der direkt vom Eingangsbereich abging. Dieser »Salon« erwies sich als ein Raum mit sechs bis sieben Meter hohen Wänden und umlaufenden Panoramafenstern, durch die die Stadt unter uns wie eine Perlenkette wirkte.
Wir nahmen auf pfirsichfarbenen Sesseln Platz. Janice schloß die
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