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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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angesprochene Geistliche mit Trauer und...

    Ich glaubte nicht, daß es mich groß erleuchten würde, von den salbungsvollen Gefühlsregungen einer Stichprobe des geistlichen Standes zu lesen. Also bestellte ich mir noch ein Bier. Dann riß ich den >Post<-Artikel aus und dachte über die Implikationen einer Nachrichtensperre, Father Loves Doppelleben als Samuel Waterman, der Politiker, und Roy Dumaines Geschick nach, mit der Presse umzugehen und mich zum Glück aus der Geschichte herauszuhalten.
    Außerdem dachte ich an Mona, die immer noch in ihrer Wohnung schlief.
    Ich borgte mir einen Stift von der Kellnerin und schrieb eine Nachricht an Mona auf den oberen Rand des Zeitungsausschnittes, um zu erklären, warum ich nicht neben ihr im Bett lag, wenn sie aufwachte: »Tut mir leid, daß ich einfach so verschwunden bin, Kleines. Aber wie du siehst, es hat sich was ergeben - der Boden wird heißer, glaube ich.«
    Dann verließ ich Munson’s und machte mich auf den Weg zu meiner Wohnung auf der Forty-third. Unterwegs stopfte ich den >Post<-Artikel in Monas Briefkasten in der Eingangshalle ihres Hauses. Es war einfach noch viel zu früh, um bei ihr zu klingeln.

16

    Zweifellos lag es daran, mir absolut der Tatsache bewußt zu sein, in den sehr verwirrenden Kampf gegen ein Netz heimtückisch miteinander verwobener und übler Machenschaften hineingezogen worden zu sein - vordergründig nur eine »heikle« Situation, doch jetzt sollte ich wohl besser sagen: es steckt erheblich mehr dahinter -, daß ich mich entschied, zu Fuß die sonnige Seite der Tenth Avenue hinunter nach Hause zu gehen. Dort gab es kräftiges Licht, unter dem ich über die Schatten nachdenken konnte, gegen die ich zu kämpfen hatte.
    Und an dem wärmer werdenden Montagmorgen auf der Avenue bemerkte ich etwas, das ich nicht leichter ignorieren konnte als die Nummer mit dem sprechenden Hund oder eine der tausend anderen alltäglichen Szenen, die im Laufe der Zeit alle miteinander New York City zu einer Hauptstadt für jene machen, die auf leichte Beute aus sind und stets ein As im Ärmel haben.
    Dort, im Zentrum der dichtgedrängten Menge von Verkäufern und Sekretärinnen in Tennisschuhen und dem einen oder anderen Anzugtypen, die allesamt auf den Uptown-M-11-Broadway-Bus warteten, stand ein ausgemacht leichtsinniger Ganove. Er besaß Verstand genug, einen großen Bogen um den Times Square zu machen, von dem inzwischen die leichten Opfer in Gestalt der jahreszeitlich bedingten Touristenhorden verschwunden waren, der aber immer noch von Beamten der SCUM Patrol wimmelte. Doch hier war er, genau dort, wo ich zufälligerweise lebe.
    Das Problem mit Ganoven in der Jahreszeit, in der man sich immer noch im Freien aufhalten kann, ist, daß sie einfach zu scharf werden auf das Aufblitzen des Bargeldes von jedem greifbaren Trottel, während sich die Erntezeit mit dem ersten Frost längst ihrem Ende nähert. Und der Unterschied, einem Trottel das Geld aus den Händen zu reißen oder ihn zu beschwatzen, aus eigenem freiem Willen bei einem Ge-schicklichkeits- und Glücksspiel eine Wette zu machen, ist der entscheidende Unterschied zwischen schwerem Diebstahl und dem Vergehen, ein verbotenes Glücksspiel zu veranstalten. Eine Festnahme wegen Diebstahls ist eine recht angenehme Methode, seine Schicht rumzukriegen, da der festnehmende Beamte im allgemeinen verpflichtet ist, den Verhafteten selbst aufs Revier zu bringen und für seine weitere Unterbringung zu sorgen. Außerdem tippe ich zufälligerweise auch noch extrem langsam. Und vielleicht suchte ich ja auch nur in den hoffnungsvollen Winkeln meiner Seele nach einer Möglichkeit, mich vor der eigentlich vor mir liegenden Arbeit zu drücken.
    Wie auch immer, da war er und zog sein Hütchenspiel ab.
    Normalerweise arbeitet bei diesem Spiel ein ganzes Team, bestehend aus einem »Zieher«, zwei »Animateuren« und drei »Abdeckern«, zusammen. Die Animateure und der Zieher arbeiten nach einem Schwarz-Weiß-Schema. Der Zieher ist immer ein Schwarzer mit geschickten Händen für das Hin-und-her-Schieben beim klassischen Drei-Karten-Trick, nur daß er beim Hütchenspiel drei Flaschenverschlüsse benutzt -von denen unter einem eine kleine rote Kugel liegt. Die Animateure sind immer Weiße und machen große Augen. Einer von ihnen trägt vielleicht gute Schuhe und einen Anzug, Nummer zwei ist eine Frau, die aussieht, als würde sie den größten Teil ihrer Tage damit verbringen, irgendwo drüben in Jersey die Kids mit ihrem

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