Hell's Kitchen
passiert? Sie sollten meinen Vater doch beschützen, und dann kriegt er am Ende direkt neben der Kirche sein Pfund!«
»Tut mir leid. Wir geben uns ja alle Mühe, aber Cops garantieren niemandem einen Schutzengel.«
»Welche Spuren haben Sie? Überhaupt irgendwelche?«
»Es gibt einige Spuren«, sagte ich, auch wenn ich das bestimmt nicht bei einem Gespräch mit einem anderen Cop gesagt hätte. »Wie wär’s, wenn ich mich jetzt sofort von einem Streifenwagen ins Krankenhaus fahren lasse? Dann könnten wir die Spuren gemeinsam durchbesprechen.«
Junior zögerte. »Nein, nicht jetzt. Ich habe eine Verabredung... Ich muß mir schließlich auch meine Brötchen verdienen, wissen Sie?«
»Oh.«
Und dann schnell: »Ich rufe Sie wieder an, Hockaday. Um zu sehen, welche Fortschritte Sie machen.«
»Bleiben Sie in der Stadt, Junior.«
Als er aufgelegt hatte, rief ich sofort das Harlem Hospital an und ließ mich mit dem Schwesternzimmer auf Father Loves Station verbinden. Dann bat ich darum, mit einem der Polizeibeamten zu sprechen, die zum Schutz des Predigers abgestellt waren.
»Wer spricht da?« erkundigte sich der Cop.
Ich nannte Namen und Dienstgrad und fragte: »Ist im Augenblick irgendwer bei dem Reverend?«
»Nee, Hock, nur er und seine intravenösen Bacon-and-Eggs.«
»Ich meine Besucher.«
»Meine Befehle lauten: Besucher sind nicht erlaubt.«
»Was ist mit seinem Sohn?« Ich beschrieb dem Officer Sam Waterman jun.: groß, schwarz, schlank, gepflegt.
»So einer nicht, und auch kein anderer«, sagte der Beamte. »Ich darf nur den Arzt reinlassen und einen Techniker und verschiedene Schwestern, die die ganzen Geräte da drinnen überwachen. Sonst keinen. Also ist kein Mensch hier außer uns Cops und den Quacks.«
»Ist irgendwer aufgekreuzt, der sich nach einem Patienten namens Samuel Waterman erkundigt hat?«
»Nach wem?«
Ich sagte es ihm noch mal.
»Der Name sagt mir nichts.«
»Nein, hätte ich auch nicht erwartet. Danke.«
Also log Junior.
Ich wählte seine Privatnummer. Und erreichte wieder nur den Anrufbeantworter.
Drüben auf dem Sideboard fand ich das Notizbuch, das ich über den Fall angelegt hatte, und notierte mir diese interessante Lüge direkt neben der Stelle, wo ich bereits den Namen von Juniors Kanzlei drüben auf der East Side aufgeschrieben hatte. Was wiederum direkt neben der Stelle war, wo ich mir die Privatadresse und Telefonnummer des verstorbenen Howie Griffiths drüben in Jersey notiert hatte.
Ich wählte Griffiths’ Nummer und erreichte seine Witwe, sprach ihr mein Beileid aus und erkundigte mich, wann es ihr paßte, daß ich zu einem kleinen Gespräch über den Fluß kam; und daß ich fände, dies solle so bald wie möglich passieren, solange die Spur noch warm sei. Im Hintergrund hörte ich Kinder und Fernsehwerbung, und ein Papagei machte hohle, gackernde Geräusche.
»Also, hören Sie, ich hab über das alles schon mit ein paar New Yorker Detectives geredet«, sagte die Witwe. Sie war verärgert, genau wie Howie selbst es gewesen war, als ich in Buddy-Os mieses kleines Schlafzimmer gekommen war, um mit ihm über das zu sprechen, worüber Aiello und seine Truppe ihn bereits in die Mangel genommen hatten, nämlich wieso ausgerechnet er rein zufällig Buddy-O tot und nackt gefunden hatte. »Wieso sollte ich also auch noch mit Ihnen reden?«
Ich sagte: »Es war meine Wohnung, in der Ihr Mann gestorben ist, und...«
»Aha, dann sind Sie also dieser Cop, der ihn erstochen in der Badewanne gefunden hat.« Die Stimme der Witwe Griffiths klang, als sie die Umstände des Mordes an ihrem Mann erwähnte, ungefähr so gerührt, als hätte ihr jemand mitgeteilt, daß ihr kleiner Hauspapagei während der Nacht verstorben wäre. »Wie heißen Sie noch mal gleich?«
Ich wiederholte meinen Namen.
»Hockaday, ja, ja. Jetzt erinnere ich mich wieder. Die anderen Cops, die haben Sie Hock genannt. Da sind ein paar Sachen, die ich Ihnen vielleicht erzählen könnte, Hock -Zeugs, an dem diese anderen Cops anscheinend nicht besonders interessiert waren.«
»Liebend gern werde ich Ihnen lauschen, Mrs. Griffiths.«
»Wieso kommen Sie dann nicht einfach heute abend vorbei? Aber erst nach dem Glücksrad, okay? Das ist nämlich meine Lieblings-Gameshow, und ich habe keine Lust, die für nichts und wieder nichts zu verpassen.«
Ich sagte, ich könnte so gegen acht Uhr bei ihr sein.
Ich rief den diensthabenden Sergeant im Midtown-North an und bat ihn, mir für etwa sieben Uhr an diesem
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