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Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Titel: Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt
Autoren: Herder
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Johannes Paul II. Der Papst ist trotz seiner konservativen Auffassungen und seiner körperlichen Hinfälligkeit außerordentlich beliebt und erzielt eine hohe mediale Wirkung. Helmut Schmidt, der Altbundeskanzler und gelegentliche Gesprächspartner des Papstes, beteiligt sich nicht an der allgemeinen Wojtyla-Verehrung. Er nennt den Papst zwar einen „warmherzigen, offenen Mann, weise, zugleich interessiert, gottergeben, mitleidend mit allen Menschen im Elend – umfassend gebildet, mit schneller Auffassungsgabe und mit Humor gesegnet – insgesamt faszinierend und anziehend“. Doch auf die Würdigung der Persönlichkeit folgt eine Kritik an den politischen Positionen des Papstes: Keine Übereinstimmung erzielten der Papst und Helmut Schmidt bei ihren Gesprächen „im Urteil über dieFolgen der Bevölkerungsexplosion, welche die Zukunft der ganzen Menschheit bedrohen, und über die daraus zu ziehenden Konsequenzen“. Helmut Schmidt hat Karol Wojtyla mehrfach die Folgen der Bevölkerungsexplosion in drastischer Weise geschildert: Mangel an Wasser, Ackerboden, Nahrung, Arbeit, Bildung. Aus diesem Mangel folgen, so seine Überzeugung, blutige Konflikte und die Zerstörung der Umwelt. Die Kirche solle „ihre geltende Lehre zur Familienplanung überprüfen und revidieren“.
    Das stößt beim Papst auf taube Ohren. Schmidt erinnert sich, Johannes Paul II. habe ihn ausführlich darüber belehrt, „dass Empfängnisverhütung nur durch Enthaltsamkeit dem Willen Gottes entsprechen könne. Pille und Kondome lehnte er strikt ab.“
    Wer außer Helmut Schmidt redet beim Papst Klartext?
    Zu den Konstanten der politischen Debatte gehört die Frage, wie es Deutschland mit der Zuwanderung hält. Im Herbst und Winter 2010, während dieses Buch entsteht, ist es wieder einmal so weit: Die Parteien kreuzen die Klingen. Helmut Schmidt wählt zu diesem Thema bereits in einem „Focus“-Gespräch 2005 deutliche Worte: „Ich glaube, dass wir uns in den letzten 15 Jahren übernommen haben mit der Zuwanderung von Menschen aus völlig anderen kulturellen Welten. Wir sind nicht in der Lage gewesen, alle diese Menschen wirklich zu integrieren. Sieben Millionen Ausländer in Deutschland sind eine fehlerhafte Entwicklung.“ Für Schmidt steht außer Zweifel, dass eine weitere Zuwanderung aus fremden Kulturen unterbunden werden müsse. „Aber wen sie einmal hereingelassen haben, den können sie nur schwer wieder zurückschicken.“
    In diesem Zusammenhang sei ein Phänomen erwähnt, das nicht nur für dieses, sondern für die meisten Statements von Helmut Schmidt gilt: Der alte Mann erfährt selten eine Widerrede auf seine Äußerungen. Natürlich, als sich Helmut Schmidt über die vermeintliche Weinerlichkeit der Ostdeutschen beschwert, melden sich Politiker aus Ostdeutschland zu Wort. Doch grundsätzliche Analysen von Helmut Schmidt bleiben in der politischen Tagesdebatte außen vor. Niemand beruft sich auf ihn, niemandpflichtet ihm bei. Woran liegt das? Bestimmt nicht daran, dass Helmut Schmidt als wenig ernst zu nehmender Polit-Rentner gilt, der sagen und schreiben möge, was er will. Vielmehr wissen die aktiven Politiker um die große Popularität von Helmut Schmidt – und um seine scharfe Urteilskraft, die auf einer uneinholbar langen Lebenserfahrung beruht. Wer Helmut Schmidt widersprechen will, braucht nicht nur Mut, sondern auch die besseren Argumente.
    Zu den wiederkehrenden Themen, die Helmut Schmidt in Interviews und „Zeit“-Artikeln aufgreift, gehört die Rolle des größer gewordenen Deutschlands in der Welt. Im zuletzt erwähnten Interview sagt er mit Blick auf Militäreinsätze der Bundeswehr im Ausland: „Wir haben in Asien oder in Afrika nichts verloren und nichts zu suchen.“ Mit ihrer Sucht, sich profilieren zu wollen, seien einige Ministerialbürokraten des Auswärtigen Amtes und einige Politiker im selben Boot.
    In diesem Sinn spricht er sich seit Jahren dagegen aus, dass Deutschland einen festen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erhält. Führende deutsche Politiker halten einen solchen Sitz für symbolisch wichtig und der internationalen Bedeutung des Landes angemessen, Helmut Schmidt findet ihn symbolisch überflüssig und der internationalen Bedeutung des Landes abträglich. Aktiv mitwirken kann er bei dieser Frage nicht mehr, doch er kommentiert in Klartext wie eh und je.
    Der Hanseat gehört zu den wenigen Politikern, die immer wieder vor einer absehbaren Renten-Misere warnen. 2020 wird, so
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