Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
identifizierten früheren Family-Mitglied, der die Zeile enthielt: »Ich möchte nicht, dass mir dasselbe passiert wie Joel.«
3. Dezember 1969
Um etwa 20 Uhr brachte Richard Caballero das Tonband mit der Befragung von Susan Atkins zur Kripo L. A. Er bat darum, keine Kopie davon anzufertigen, gestattete mir aber, Notizen zu machen. Außer mir waren sowohl Lieutenant Helder als auch Lieutenant LePage und vier oder fünf weitere Ermittler dabei, als das Band abgespielt wurde. Wir sagten wenig, während Susan Atkins mit der Selbstverständlichkeit eines Kindes, das erzählt, wie es in der Schule war, in sachlichem Ton beschrieb, wie sieben Menschen hingemetzelt wurden.
Es war die Stimme eines jungen Mädchens. Doch abgesehen von gelegentlichem Kichern – »Und Sharon machte ganz schön was durch, (lacht) machte ganz schön was durch« – klang sie monoton, emotionslos, tot. Es war, als hätte man bei ihr sämtliche menschlichen Gefühle ausgelöscht. Was ist das nur für ein Wesen, fragte ich mich.
Ich sollte es bald erfahren. Denn Caballero hatte mir erlaubt, Susan Atkins persönlich zu vernehmen, bevor wir sie vor das Große Geschworenengericht brachten.
Das Band dauerte zwei Stunden. Auch wenn uns nach wie vor die kolossale Aufgabe bevorstand, die Schuld der Mörder zu beweisen, wussten wir, als das Tonband zu Ende war und Caballero zu Susan sagte: »Okay, jetzt besorgen wir Ihnen was zu essen, auch ein Eis«, nun endlich, wer genau an den Tate- und LaBianca-Morden beteiligt gewesen war.
Auch wenn Manson die Mörder zum Cielo Drive befohlen hatte, so war er doch selbst nicht dabei gewesen, dafür aber Charles »Tex« Watson, Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Linda Kasabian. Ein Mann und drei Mädchen, die gnadenlos fünf Menschen erschießen und erstechen sollten.
In der folgenden Nacht betrat Manson allerdings das Haus am Waverly Drive, wo er Rosemary und Leno LaBianca fesselte. Anschließend schickte er Watson, Krenwinkel und Leslie Van Houten alias Sankston mit dem Auftrag hinein, sie zu »töten«.
Susan Atkins war selbst nicht im Haus der LaBiancas, sondern blieb zusammen mit Clem und Linda im Auto. Doch sie hörte später – von Manson, Krenwinkel und Van Houten –, was drinnen vor sich gegangen war.
Zwar trug die Aufnahme einiges dazu bei, eine Reihe von Rätseln zu lösen, doch blieben immer noch viele bestehen. Außerdem gab es auch Unstimmigkeiten. So räumte Susan zwar ein, fünf- oder sechsmal »in Notwehr« auf den großen Mann – Frykowski – eingestochen zu haben, doch sagte sie nichts davon, dass sie auch Sharon Tate erstochen habe. Im Widerspruch zu ihren Äußerungen gegenüber Virginia Graham und Ronnie Howard behauptete Susan jetzt, sie habe Sharon festgehalten, während Tex sie erstach.
Bei meiner Rückkehr in mein Büro tat ich das, was ich nach jeder Befragung mache: Ich verarbeitete meine Notizen zu einem Verhörkonzept. Es gab eine Menge Fragen, die ich Sadie Mae Glutz stellen wollte.
Linda Kasabian verzichtete auf einen förmlichen Auslieferungsantrag und ließ sich noch am selben Tag nach Los Angeles zurückfliegen. Um 23.15 Uhr wurde sie im Sybil-Brand-Gefängnis inhaftiert. Aaron war da, ebenso Lindas Anwalt Gary Fleischman. Auch wenn Fleischman erlaubte, dass ihr einige in Aarons Besitz befindliche Fotos von Mitgliedern der Family zur Identifizierung vorgelegt wurden, gestand er ihm kein Verhör zu. Als Aaron sie fragte, wie sie sich fühle, antwortete sie: »Müde, aber erleichtert.« Aaron hatte den Eindruck, dass Linda das Bedürfnis hatte, all das mitzuteilen, was sie wusste, dass jedoch Fleischman sie in der Hoffnung auf einen Deal davon abhielt.
4. Dezember 1969
Vertrauliche Mitteilung
An: Evelle J. Younger,
Bezirksstaatsanwalt
Von: Aaron H. Stovitz,
Leiter der Prozessabteilung
Betreff: Susan Atkins
An diesem Tag fand in Mr. Youngers Büro von 10.20 bis elf Uhr ein Treffen statt, bei dem Mr. Younger, Paul Caruso, Richard Caballero, Aaron Stovitz und Vincent Bugliosi anwesend waren.
Es wurde darüber beraten, ob Susan Atkins im Ausgleich für ihre Zeugenaussage bei der Anhörung und dem anschließenden Hauptverfahren vor dem Großen Geschworenengericht Straffreiheit gewährt werden sollte. Es wurde entschieden, ihr keine Straffreiheit zu gewähren.
Mr. Caballero gab bekannt, dass seine Mandantin zum gegenwärtigen Zeitpunkt aufgrund ihrer Angst vor der physischen Anwesenheit von Charles Manson und den anderen Beteiligten an den Sharon-Tate-Morden
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