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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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Haftentlassung gegangen war, sagte Mary Brunner im Gegenzug für Straffreiheit im Mordfall Hinman der Polizei ihre Unterstützung zu. Sie steuerte in Bezug auf dieses Verbrechen zahlreiche Einzelheiten bei. Außerdem gab sie an, Tex Watson habe ihr in der zweiten Septemberhälfte von Shortys Ermordung erzählt. Sie hätten seine Leiche in der Nähe der Eisenbahnschienen an der Spahn Ranch begraben, sagte Tex, und Gypsy habe den Wagen im Canoga Park in der Nähe eines Hauses an der Gresham Street, in dem die Family früher einmal kampiert hatte, entsorgt. Auf dieser Grundlage machte sich die Bezirkspolizei L. A. auf die Suche nach der Leiche und dem Fahrzeug.
    Mary Brunner konnte uns offensichtlich in den Fällen Hinman und Shea als wichtige Zeugin dienen. Auch wenn sie zur Zeit der Tate- und LaBianca-Morde im Gefängnis gewesen war, erwog ich eine Zeit lang sogar, sie auch hierzu in den Zeugenstand zu rufen. Dennoch blieb ich ihr gegenüber äußerst skeptisch. Nach Aussage anderer, die ich befragte, war sie Manson geradezu fanatisch ergeben. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass sie gegen den Vater ihres Kindes aussagen würde.
    Der Fall Tate beherrschte vom Tag der Morde an die Nachrichten über die Landesgrenzen hinaus und drängte selbst den Vorfall von Chappaquiddick 40 in den Hintergrund. Die Verhaftungen erregten nun ebenso viel Aufmerksamkeit.
    Aufgrund der Zeitdifferenz erreichten die Berichte über die »Hippie-Killer-Sekte« London erst am 1. Dezember um Mitternacht. Wie zuvor in den Vereinigten Staaten beherrschten in England die Meldungen am nächsten Tag die Schlagzeilen der Zeitungen und die Rundfunk- und Fernsehnachrichten.
    Um elf Uhr morgens versuchte ein Zimmermädchen im »Hotel Talgarth« an der Talgarth Road in London die Tür eines Zimmers zu öffnen, in dem ein jugendlicher Amerikaner namens Joel Pugh logierte. Kurz nach 18 Uhr schloss der Hotelmanager schließlich die Tür mit einem Zweitschlüssel auf. »Sie öffnete sich nur etwa 30 Zentimeter breit«, erklärte er. »Von innen schien ein Gewicht dagegenzudrücken.« Er kniete sich hin und griff hinter die Tür. »Ich fühlte so etwas wie einen Arm.« Unverzüglich holte er daraufhin die Polizei. Wenige Minuten später traf ein Beamter vom Revier Hammersmith ein und schob die Tür auf. Dahinter fand sich die Leiche von Joel Pugh. Er lag, mit einem Laken über dem Unterkörper, nackt auf dem Rücken. Ihm war mit zwei Schnitten die Kehle aufgeschlitzt worden. An der Stirn hatte er eine Prellung, an beiden Handgelenken Schnittwunden, zwei blutige Rasierklingen lagen auf dem Boden, eine davon keine 60 Zentimeter von seiner Leiche entfernt. Es fanden sich keine Botschaften im Zimmer, wohl aber ein spiegelverkehrter Schriftzug und »Zeichnungen im Comicstil« auf dem Spiegel.
    Der Manager gab an, dass Pugh das Zimmer zusammen mit einer jungen Dame, die drei Tage später abgereist sei, am 27. Oktober bezogen habe. Pugh war ruhig gewesen, ging selten aus und schien keine Freunde zu haben.
    Da er »keine Wunden aufwies, die er sich nicht selbst zugefügt haben könnte«, hielt der Bericht des Gerichtsmediziners nach genauer Untersuchung der Leiche fest, dass anzunehmen sei, dass sich »Pugh in einem momentanen Zustand der Verwirrung das Leben genommen« habe.
    Obwohl die Todesumstände und die Wunden auch ebenso gut auf einen Mord hindeuten konnten, wurde der Fall als regulärer Selbstmord abgehakt. Niemand befand es für nötig, die Zeichnungen oder die Schriftzüge festzuhalten – der Manager konnte sich später nur an die Worte »Jack und Jill« erinnern. Auch der Todeszeitpunkt wurde nicht genau bestimmt, und obgleich sich Pughs Zimmer im Erdgeschoss befand, sodass Unbefugte leicht durch das Fenster hatten eindringen und flüchten können, hielt es niemand für angezeigt, den Raum auf Fingerabdrücke zu untersuchen.
    Zu diesem Zeitpunkt verband kein Mensch diesen Todesfall mit der sensationellen Nachricht, die gerade aus Amerika kam. Ohne einen kurzen Hinweis in einem vier Wochen später geschriebenen Brief wären wir auch vermutlich nie darauf gekommen, dass Joel Dean Pugh, 29 Jahre alt, ehemaliges Mitglied der Manson Family und Ehemann des Family-Mitglieds Sandra Good, der immer länger werdenden Liste mysteriöser Toter in Verbindung mit der Manson Family zuzurechnen war.
    Als sie und Squeaky aus ihrem Motelzimmer in Independence auszogen, ließ Sandy dort einige Papiere zurück. Darunter befand sich ein Brief von einem nicht

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