Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Richtung. Anwalt Caballero sprach außerhalb des Gerichtssaals in Santa Monica, in dem seine Mandantin gerade im Mordfall Hinman auf nicht schuldig plädiert hatte, mit Reportern. Susan Atkins habe unter dem »hypnotischen Bann« von Manson gestanden, und sie sei zwar in den Häusern von Hinman und Tate gewesen, habe aber »nichts mit den Morden zu tun«.
Caballero kündigte der Presse ebenfalls an, dass seine Mandantin vor dem Großen Geschworenengericht erscheinen und die vollständige Geschichte erzählen werde. Dies war die erste Bestätigung dafür, dass Susan Atkins sich zu einer Kooperation einverstanden erklärt hatte.
Am selben Tag verhörte die Kripo L. A. Barbara Hoyt, deren Eltern sie überredet hatten, sich bei der Polizei zu melden. Barbara hatte seit April 1969 sporadisch bei der Family gelebt und war auf der Spahn, der Myers und der Barker Ranch dabei gewesen.
Die Geschichte der hübschen 17-Jährigen kam nach und nach im Verlauf von mehreren Vernehmungen zum Vorschein. Unter anderem enthüllte sie:
Eines Abends, etwa eine Woche nach der Razzia vom 16. August, hatte sie auf der Spahn Ranch Schreie gehört, die unten aus dem Flussbett zu kommen schienen. Das Geschrei hielt lange an, etwa fünf oder zehn Minuten, und sie war sicher, dass es Shorty gewesen war, der dort schrie. Nach dieser Nacht hatte sie Shorty nie mehr wiedergesehen.
Am nächsten Tag hörte sie dann, wie Manson zu Danny DeCarlo sagte, dass Shorty Selbstmord begangen habe und sie »ein wenig nachgeholfen« hätten. Manson hatte DeCarlo auch gefragt, ob man mithilfe von Kalk eine Leiche entsorgen könne.
Auf der Myers Ranch hatte Barbara mitbekommen, wie Manson jemandem – wem, wusste sie nicht mehr genau – erzählte, dass es wirklich schwer gewesen sei, Shorty zu töten, nachdem er erst einmal »zum Jetzt gebracht worden« war. Sie hätten ihm mit einem Rohr auf den Kopf geschlagen, sagte Manson, dann hätte jeder auf ihn eingestochen, und am Ende hätte ihm Clem den Kopf abgeschlagen. Danach hätten sie ihn in neun Stücke zerlegt.
Auf der Myers Ranch sei Barbara außerdem Zeuge gewesen, wie Sadie Ouisch von den Morden an Abigail Folger und Sharon Tate berichtet hatte. Etwas später habe Ouisch Barbara verraten, dass sie noch von zehn anderen Personen wisse, die von der Gruppe ermordet worden seien.
Kurze Zeit später flüchteten Barbara und ein anderes Mädchen – Sherry Ann Cooper alias Simi Valley Sherri – aus dem Versteck der Family im Death Valley. Manson erwischte sie in Balarat, doch da Leute in der Nähe waren, ließ er sie gehen und gab ihnen sogar 20 Dollar für die Busfahrt nach Los Angeles. 38
Obwohl sie große Angst hatte, erklärte sich Barbara bereit, mit uns zusammenzuarbeiten.
Diese Kooperation sollte sie beinahe das Leben kosten.
Etwa um dieselbe Zeit sicherte eine andere von Mansons Frauen der Polizei ihre Hilfe zu. Sie war die Letzte gewesen, mit deren Kooperationsbereitschaft wir gerechnet hatten – Mary Brunner, das erste Mitglied der Manson Family.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im März 1967 hatte sich Charles Manson in San Francisco niedergelassen. Ein Bekannter aus dem Gefängnis verschaffte ihm auf der anderen Seite der Bucht in Berkeley ein Zimmer. Manson war nicht besonders bemüht, sich einen Job zu besorgen, und lebte vorwiegend vom Betteln. Er schlenderte die Telegraph Avenue entlang oder saß auf den Stufen des Eingangs zur University of California und spielte Gitarre. Eines Tages kreuzte eine Bibliothekarin seinen Weg. Charlie erzählte die Geschichte davon Danny DeCarlo folgendermaßen: »Sie führte ihren Hund aus. Sie war ziemlich zugeknöpft, trug die Nase hoch und hatte ihren kleinen Pudel an der Leine. Und da läuft ihr Charlie, frisch aus dem Knast, über den Weg und labert allen möglichen Mist daher.«
Die damals 23-jährige Mary Brunner hatte an der University of Wisconsin ihren Abschluss in Geschichte gemacht und arbeitete als Bibliotheksgehilfin an der University of California. Sie war ausgesprochen unattraktiv, und Manson gehörte wohl zu den ersten Leuten, die es der Mühe wert befanden, sich mit ihr anzufreunden. Nicht auszuschließen, dass er dabei bereits die Zeit im Kopf hatte, als er sich von Fat Flo hatte aushalten lassen.
»Und so führte eines zum anderen«, fasste DeCarlo die Geschichte zusammen. »Er zog bei ihr ein. Dann lernte er dieses andere Mädchen kennen. ›Nein, es ziehen keine anderen Mädchen bei mir ein! ‹ , meinte Mary. Sie weigerte
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