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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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wann?«
    A: »Das letzte Mal am Dienstag. Ich habe sie von innen und außen geputzt, mit Essigwasser.«
    Die Offenlegungspflicht gebot zwar lediglich, eine Aktennotiz zu diesem Gespräch in unseren Ordnern abzulegen, doch aus Gründen der Fairness sowohl gegenüber Fitzgerald als auch seiner Mandantin rief ich Paul an und meinte: »Falls Sie vorhaben, Krenwinkel aussagen zu lassen, dass sie ein paar Wochen vor den Morden auf dem Tate-Anwesen schwimmen gegangen ist, können Sie das vergessen. Mrs. Chapman wird bezeugen, dass sie diese Tür am Dienstag, dem 5. August, geputzt hat.«
    Paul war für die Information dankbar. Hätte er seine Verteidigung auf dieser Behauptung aufgebaut, wäre Mrs. Chapmans Aussage vernichtend gewesen.
    Solche Gespräche gingen von einer unausgesprochenen Prämisse aus. Egal, welche Haltung er in der Öffentlichkeit auch einnehmen würde, wusste Fitzgerald zweifellos, dass seine Mandantin schuldig war, und er wusste auch, dass ich es wusste. Auch wenn einem Verteidiger nur selten der Schnitzer unterläuft, dies vor Gericht zu erkennen zu geben, so sieht das bei Verhandlungen im Richterzimmer oder bei privaten Diskussionen oft ganz anders aus.
    Es gab zwei Beweismittel in unseren Akten, auf die ich die Verteidiger nicht hinwies. Sie hatten sie meiner Meinung nach bereits gesehen – denn sie gehörten beide zu den für sie fotokopierten Dokumenten –, doch ich hoffte, dass sie ihre Bedeutung nicht erkennen würden.
    In dem einen Fall handelte es sich um einen Strafzettel, im anderen um ein Festnahmeprotokoll. Für sich genommen, schien beides nicht besonders bedeutsam zu sein. Doch in Kombination stellten diese Beweismittel eine Bombe dar, deren Wucht Mansons Alibiverteidigung in sich zusammenbrechen lassen würde.
    Als ich erstmals von Bezirksstaatsanwalt Fowles hörte, dass Manson behaupten könne, er sei zur Zeit der Morde nicht in der Gegend von Los Angeles gewesen, hatte ich die Detectives Patchett und Gutierrez gebeten, sich um Beweise zu bemühen, die zweifelsfrei belegten, wo er sich zur fraglichen Zeit tatsächlich aufgehalten hatte. Sie leisteten ausgezeichnete Arbeit. Mithilfe von Kreditkartentransaktionen und Befragungen gelang es ihnen, Mansons Aktivitäten im Vorfeld von Helter Skelter zeitlich genau zusammenzustellen.
    Etwa am 1. August 1969 erklärte Manson mehreren Mitgliedern der Family gegenüber, dass er nach Big Sur wolle, um neue Leute anzuwerben.
    Offenbar war er am 3. August, einem Sonntag, morgens aufgebrochen, dann hatte er an einer Tankstelle in Canoga Park mit einer gestohlenen Kreditkarte bezahlt. Von Canoga Park aus war er Richtung Norden nach Big Sur gefahren. Am nächsten Morgen hatte er ein junges Mädchen, Stephanie Schram, in der Nähe einer Tankstelle ein Stück südlich vor Big Sur, wahrscheinlich in Gorda, mitgenommen. Die attraktive Siebzehnjährige war per Anhalter von San Francisco nach San Diego unterwegs, wo sie bei ihrer verheirateten Schwester lebte. Manson und Stephanie hatten in dieser Nacht in einem nahe gelegenen Canyon kampiert – wahrscheinlich dem Salmon oder dem Limekiln Creek, beides Hippie-Treffs –, und Manson hatte ihr seine Gedanken über das Leben, über Liebe und Tod offenbart. Manson hatte, wie Stephanie sich später erinnerte, viel über den Tod geredet, was ihr Angst gemacht hatte. Sie hatten LSD genommen und Sex gehabt. Offenbar war Manson ungewöhnlich stark von Stephanie angezogen. Denn normalerweise schlief er nur ein paarmal mit einem neuen Mädchen und wandte sich dann dem nächsten »Schätzchen« zu. Nicht so im Fall Stephanie. Später erzählte er Paul Watkins, Stephanie, die deutsche Vorfahren hatte, sei das Ergebnis eines perfekten tausendjährigen Stammbaums.
    Am 4. August hatte Manson – immer noch mit der gestohlenen Kreditkarte – in Lucia getankt. Es muss ihm eine besondere Genugtuung bereitet haben, den Laden zu betrügen, über dem ein großes Schild mit der Aufschrift prangte »Hippies unerwüscht«, denn am nächsten Tag machte er es noch einmal.
    In der Nacht zum Fünften waren Manson und Stephanie nach Norden zu einem Haus gefahren, an dessen Namen Stephanie sich nicht erinnern konnte und in dem, wie Manson ihr erzählte, »Einfühlungsseminare« stattfänden. Dort verbrächten Reiche ein Wochenende, um Erleuchtung zu spielen. Offenbar beschrieb er so das Esalen-Institut.
    Esalen kam damals gerade als »Entfaltungszentrum« in Mode, und seine Seminare vereinten so unterschiedliche Menschen wie Yogis und

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