Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
identifizierte ihn. So wurde aus dem Unbekannten 85 Steven Earl Parent, ein achtzehnjähriger Hi-Fi-Fan aus El Monte.
Um fünf Uhr morgens gingen die Parents schließlich zu Bett. »Meine Frau und ich nahmen einfach die Kinder mit. Wir fünf hielten uns gegenseitig in den Armen und weinten, irgendwann schliefen wir ein.«
Am selben Samstagabend, dem 9. August 1969, verließen Leno und Rosemary LaBianca zusammen mit Suzanne Struthers, Rosemarys 21-jähriger Tochter aus einer früheren Ehe, Lake Isabella und machten sich auf die lange Heimfahrt nach Los Angeles. Der See, ein beliebtes Erholungsziel, lag etwa 250 Kilometer von der Stadt entfernt.
Suzannes 15-jähriger Bruder Frank Struthers jr. hatte zusammen mit einem Freund, Jim Saffie, dessen Familie dort eine Blockhütte besaß, Ferien gemacht. Leno und Rosemary waren bereits am vorausgegangenen Dienstag hingefahren, um den Jungen ihr Rennboot zu bringen, und unternahmen dieselbe Fahrt noch einmal am Samstagmorgen, um Frank zusammen mit dem Boot wieder abzuholen. Doch die Jungen hatten so viel Spaß miteinander, dass die LaBiancas Frank erlaubten, noch einen Tag länger zu bleiben. So fuhren sie in ihrem grünen Thunderbird, Jahrgang 1968, mit dem Schnellboot auf einem Anhänger allein zurück.
Leno, Vorstandsvorsitzender einer Supermarktkette in Los Angeles, war 44 Jahre alt, italienischer Abstammung und mit 100 Kilogramm etwas übergewichtig. Rosemary, eine sportlich schlanke, attraktive Brünette von 38 Jahren, ehemals Bedienstete in einem Drive-in-Restaurant, hatte nach mehreren Kellnerjobs und einer unglücklichen Ehe ihr eigenes Modegeschäft, die Boutique Carriage an der North Figueroa in Los Angeles, eröffnet und führte es mit großem Erfolg. Die beiden waren seit 1959 verheiratet.
Wegen des Bootes konnten sie nicht so schnell fahren wie sonst, und so blieben sie hinter dem dichten Verkehrsstrom der Rückkehrer nach Los Angeles und Umgebung zurück. Wie viele andere an diesem Abend hatten sie das Radio an und hörten die Meldungen über die Ermordung von Sharon Tate. Suzanne zufolge schien dies besonders Rosemary zu verstören, die wenige Wochen zuvor einer engen Freundin anvertraut hatte: »Jemand kommt in unser Haus, wenn wir weg sind. Unsere Sachen werden durchsucht, und die Hunde sind draußen, obwohl sie eigentlich im Haus sein müssten.«
Sonntag, 10. August 1969
Um ein Uhr nachts setzten die LaBiancas Suzanne an ihrer Wohnung am Greenwood Place in Los Angeles, im Viertel Los Feliz, ab. Leno und Rosemary wohnten nicht weit vom Griffith Park entfernt, 3301 Waverly Drive, im selben Viertel.
Die LaBiancas fuhren jedoch nicht sofort nach Hause, sondern zuerst zur Hillhurst, Ecke Franklin.
John Fokianos, der an dieser Ecke einen Zeitungskiosk hatte, beobachtete, wie der ihm vertraute grüne Thunderbird mit Boot in die Haltebucht des »Hotel Standard« auf der anderen Straßenseite fuhr. Während der Wagen dort eine Kehrtwende machte, um dann zu seinem Stand vorzufahren, griff er nach der Sonntagsausgabe des Los Angeles Herald Examiner und einem Pferderennprogramm. Denn Leno war Stammkunde bei ihm.
Fokianos hatte den Eindruck, dass die LaBiancas von der langen Reise müde waren. Am Kiosk war nicht viel los, und so redeten sie ein bisschen »über Tate, das Ereignis des Tages. Das war die Nachricht schlechthin.« Fokianos sollte sich später daran erinnern, dass Mrs. LaBianca von den Morden sehr betroffen war. Da er noch ein paar Extrablattbeilagen zur Sonntagsausgabe der Los Angeles Times übrig hatte, die sich dem Verbrechen widmeten, gab er ihnen eine kostenlos mit.
Als sie wegfuhren, sah er ihnen hinterher, blickte aber nicht auf die Uhr, sodass er nur schätzen konnte, dass es zwischen ein und zwei Uhr nachts gewesen sein musste – wohl eher gegen zwei Uhr, da wenig später die Bars schlossen und eine rege Betriebsamkeit herrschte.
Soweit bekannt, war John Fokianos – abgesehen von den Mördern – die letzte Person, die Rosemary und Leno LaBianca lebend gesehen hat.
Am Sonntagmittag wimmelte der Flur vor dem Autopsieraum im ersten Stock des Polizeipräsidiums von Reportern und Kameraleuten, die mit Spannung auf den Bericht des Gerichtsmediziners warteten.
Doch sie mussten sich gedulden. Denn obwohl die Autopsien um 9.50 Uhr begannen und eine Reihe stellvertretende Gerichtsmediziner dazu hinzugezogen worden waren, sollte es bis 15 Uhr dauern, bis die letzte abgeschlossen war.
Dr. R. C. Henry führte die Autopsien an Folger und Sebring
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