Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
durch, Dr. Gaston Herrera die an Frykowski und Parent. Dr. Noguchi überwachte und leitete alle vier und führte die fünfte, mit der er um 11.20 Uhr begann, persönlich durch.
»Sharon Marie Polanski, 10050 Cielo Drive, weiblich, weiß, 26 Jahre alt, 1,58 Meter groß, blondes Haar, braune Augen. Beruf des Opfers: Schauspielerin …«
Da es bei Autopsieberichten um die reine Dokumentation geht, sind sie nüchtern, sachlich, geben Aufschluss darüber, wie das Opfer gestorben ist, und liefern Hinweise darauf, wie es seine letzten Stunden verbracht hat, doch an keiner Stelle verraten sie auch nur ansatzweise etwas über den Menschen. Jeder solche Bericht stellt so etwas wie ein Abschlussdokument dar, gewährt jedoch nur spärliche Einsichten in das zu Ende gegangene Leben: keine Vorlieben, Abneigungen, Gefühle von Liebe bis Hass, Ängste, Bestrebungen oder sonstigen Emotionen, nichts weiter als eine Art klinisches Resümee: »Der Körper ist normal entwickelt … Die Pankreas ist unauffällig … Das Herz wiegt 340 Gramm und ist symmetrisch …«
Doch all diese Opfer hatten gelebt, und jedes von ihnen hatte eine Geschichte.
Sharons Biografie liest sich über weite Strecken wie die Pressemitteilung eines Filmstudios. Offenbar hatte sie sich schon immer gewünscht, Schauspielerin zu werden. Im Alter von sechs Monaten hatte man sie zur Miss Tiny Tot von Dallas gekürt, mit 16 Jahren zu Miss Richland, Washington, dann zu Miss Autorama. Als ihr Vater, ein Berufsoffizier bei der Armee, nach San Pedro versetzt wurde, fuhr sie per Anhalter ins nahe gelegene Los Angeles und suchte die Filmstudios auf.
Sharon war aber nicht nur sehr ehrgeizig, sie war auch ein sehr schönes Mädchen. Als sie sich einen Agenten nahm, vermittelte der ihr ein paar Engagements für Werbespots und 1963 dann einen Vorsprechtermin für die Fernsehserie Petticoat Junction . Der Produzent Martin Ransohoff sah die hübsche 20-Jährige am Set und soll einer Presseverlautbarung des Studios nach zu ihr gesagt haben: »Kleine, ich mach dich zum Star.«
Der Stern sollte allerdings noch eine Weile brauchen, bis er wirklich aufging. Zwischen Gesangs-, Tanz- und Schauspielunterricht bekam Sharon, meist mit schwarzer Perücke, kleine Rollen in The Beverly Hillbillies, Petticoat Junction sowie zwei Filmen von Ransohoff, The Americanization of Emily und The Sandpiper . Letzterer wurde mit Elizabeth Taylor und Richard Burton in den Hauptrollen in der Gegend von Big Sur gedreht. Sharon verliebte sich dabei in die grandiose Schönheit der Küstenlandschaft, und immer wenn sie dem Trubel von Hollywood entfliehen wollte, zog es sie dorthin.
Ohne aufwendiges Film-Make-up mietete sie sich, oft allein, manchmal mit Freundinnen, im rustikalen »Deetjen’s Big Sur Inn« ein, unternahm ausgedehnte Wanderungen, genoss die Sonne am Strand und mischte sich unter die Stammgäste im Restaurant »Nepenthe«. Bis nach ihrem Tod wusste hier kaum jemand, dass sie Schauspielerin war.
Engen Freunden zufolge sah Sharon Tate zwar wie ein Starlet aus, entsprach jedoch zumindest in einer Hinsicht nicht dem Stereotyp. Sie war nicht promiskuitiv. Sie hatte nur wenige Beziehungen, und die waren zumindest von ihrer Seite aus ernst. Sie fühlte sich wohl zu dominanten Männern hingezogen. Während ihrer Zeit in Hollywood hatte sie eine lange Affäre mit einem französischen Schauspieler. Dessen Neigung zu Tobsuchtsanfällen führte einmal dazu, dass er sie so heftig schlug, dass sie in die Universitätsklinik eingeliefert werden musste. 6 Kurz danach entdeckte Sebring Sharon bei einer Studiovorschau, brachte einen Freund dazu, ihn mit ihr bekannt zu machen, und nach kurzem, aber viel kommentiertem Werben wurden die beiden ein Liebespaar – bis Roman Polanski in Sharons Leben trat.
Erst 1965 war Ransohoff der Meinung, dass sein Schützling reif sei für eine größere Rolle, und zwar in dem Streifen Die schwarze 13 mit Deborah Kerr und David Niven in den Hauptrollen. Im Abspann stand Sharon Tate an siebter Stelle. Sie spielte ein Mädchen vom Lande mit hexerischen Fähigkeiten und hatte keine zwölf Zeilen Text zu bewältigen; ihre wesentliche Aufgabe bestand darin, schön auszusehen, und das tat sie – im Übrigen in fast allen ihren Filme.
In diesem Streifen musste Niven einen Opfertod sterben, der einem alten Ritual gemäß von vermummten Kapuzenträgern eingefordert wurde.
Auch wenn die Handlung in Frankreich spielte, wurde der Film in London gedreht, und dort lernte Sharon 1966
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