Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Polanskis Verhältnisse langen Zeit des Werbens wurden Sharon und Roman auch hinter den Kulissen ein Liebespaar. Als Sebring nach London kam, eröffnete Sharon ihm die Nachricht. Falls ihm dies sehr zu Herzen ging, so zeigte er es nicht, sondern wurde sogar zum Freund der Familie. Enge Vertraute machten jedoch Anzeichen dafür aus, dass Sebring wohl darauf hoffte, dass Sharon Romans irgendwann überdrüssig werden würde oder umgekehr und er in diesem Fall für sie da sein wollte. Auch wenn die Vermutung, dass Sebring immer noch in Sharon verliebt war, rein spekulativ war – denn obwohl er Hunderte von Leuten kannte, hatte Sebring offenbar nur wenige enge Freunde und behielt seine innersten Gefühle für sich –, war doch deutlich, dass er trotz der veränderten Beziehung zwischen ihnen immer noch eine tiefe Zuneigung zu Sharon empfand. Nach der Trennung hatte Sebring zahlreiche Affären, doch wie aus den Befragungsprotokollen der Polizei von Los Angeles hervorgeht, handelte es sich dabei meistens um eher sexuelle als emotionale Beziehungen, überwiegend sogar um One-Night-Stands.
Paramount machte Polanski das Angebot, Ira Levins Roman Rosemary’s Baby zu verfilmen. Der Film, in dem Mia Farrow ein junges Mädchen spielt, das ein Kind vom Satan bekommt, wurde im Winter 1967 fertiggestellt. Am 20. Januar 1968 ließen sich zum Erstaunen vieler Freunde Polanskis, denen er geschworen hatte, nie wieder zu heiraten, Sharon und Polanski in der britischen Metropole im typischen Stil des Swinging London trauen.
Im Juni desselben Jahres hatte Rosemary’s Baby dann Premiere. Im selben Monat mieteten die Polanskis das Domizil der Schauspielerin Patty Duke, 1600 Summit Ridge Drive in Los Angeles. In dieser Zeit trat auch Mrs. Chapman in ihre Dienste. Anfang 1969 hörten sie davon, dass möglicherweise das Haus mit der Nummer 10050 am Cielo Drive frei würde. Sie begegneten sich zwar nie persönlich, doch Sharon telefonierte mehrmals mit Terry Melcher und vereinbarte mit ihm, in seinen noch laufenden Mietvertrag einzusteigen. So unterzeichneten die Polanskis am 12. Februar 1969 eine entsprechende Vereinbarung, die 1200 Dollar Miete im Monat vorsah, und zogen drei Tage später ein.
Rosemary’s Baby wurde ein Kassenschlager, aber Sharons eigene Karriere kam nie richtig in Schwung. In der Playboy-Ausgabe vom März 1967 war sie mit einer Aufnahme, die Polanski am Set von Tanz der Vampire selbst von ihr gemacht hatte, leicht bekleidet auf dem Titelblatt erschienen. Der dazugehörige Artikel begann mit den Worten: »In diesem Jahr wird Sharon Tate zum Ereignis …« Diese Prophezeiung sollte sich allerdings noch nicht in diesem Jahr bewahrheiten. Auch wenn sich einige Kritiker über ihre Schönheit äußerten, brachte sie weder dies noch zwei weitere Filme, in denen sie mitwirkte – Die nackten Tatsachen mit Tony Curtis und Rollkommando mit Dean Martin –, dem Durchbruch merklich näher. Ihre größte Rolle bekam sie schließlich 1967 in dem Streifen Das Tal der Puppen , in dem sie die Schauspielerin Jennifer spielt, die bei der Nachricht, dass sie Brustkrebs hat, eine Überdosis Schlaftabletten nimmt. Nicht lange vor ihrem Tod sagt Jennifer: »Ich habe kein Talent. Alles, was ich habe, ist ein Körper.«
Einige Kritiker äußerten, dass dies Sharon Tates Darbietung treffend auf den Punkt bringe. Der Fairness halber hätten sie jedoch einräumen müssen, dass ihr bis dato noch keine Rolle die Chance geboten hatte, ihr schauspielerisches Talent, wie groß oder klein es auch immer gewesen sein mag, unter Beweis zu stellen.
Sie war sicherlich noch kein Star. Vielmehr schien ihre Karriere an der Schwelle zum Durchbruch ins Stocken zu geraten, doch konnte sie ebenso gut stagnieren oder ganz einbrechen.
Doch zum ersten Mal in ihrem Leben waren Sharons berufliche Ambitionen an die zweite Stelle gerückt. Ihr Leben drehte sich nunmehr um ihre Ehe und ihre Schwangerschaft. Diejenigen, die ihr am nächsten standen, hatten den Eindruck, dass ihr alles andere unwichtig geworden war.
Allerdings gab es Gerüchte über Probleme in der Ehe. Mehrere ihrer Freundinnen gaben bei den Befragungen an, Sharon habe ihre Schwangerschaft so lange vor Roman verheimlicht, bis es für eine Abtreibung zu spät war. Falls sie Sorge hatte, dass Polanski auch nach der Eheschließung weiterhin den Playboy spielen könnte, so behielt sie es für sich. Sharon gab selbst oft die unter Filmleuten bekannte Anekdote zum Besten, wie Roman durch die Berge von
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