Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Roman Polanski kennen.
Polanski war damals 33 Jahre alt und galt bereits als einer der führenden europäischen Regisseure. Als Sohn eines russischen Juden und einer Polin russischer Herkunft kam er in Paris zur Welt. Im Alter von drei Jahren zog er mit seiner Familie nach Krakau. Dort erlebte er die Besatzung durch die Deutschen und die Absperrung des Gettos. Mithilfe seines Vaters konnte Roman fliehen und bis Kriegsende bei Freunden der Familie leben. Beide Eltern wurden in ein Konzentrationslager verschleppt, und seine Mutter starb in Auschwitz.
Nach dem Krieg verbrachte er dann fünf Jahre an der staatlichen Filmhochschule in Lodz. Als Abschlussarbeit schrieb und drehte er Zwei Männer und ein Schrank , einen viel beachteten, surrealistischen Kurzfilm. Es folgte noch eine Reihe weiterer Kurzfilme, darunter Ssaki , in dem sein polnischer Freund Voytek Frykowski einen Dieb spielt. Nach einem längeren Aufenthalt in Paris kehrte Polanski in die polnische Heimat zurück, um Das Messer im Wasser zu drehen, seine erste abendfüllende Arbeit. Der Film brachte ihm den ersten Preis bei den Filmfestspielen in Venedig ein, wurde für einen Academy Award nominiert und bescherte Polanski mit gerade mal 27 Jahren den Ruf, einer der vielversprechendsten Filmregisseure zu sein.
1965 drehte Polanski Ekel , seinen ersten Film auf Englisch, mit Catherine Deneuve in der Hauptrolle. Es folgte Wenn Katelbach kommt , der bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin mit dem Goldenen Bären, in Venedig mit dem ersten Preis, beim Edinburgher Festival mit dem Diploma of Merit und in Rom mit dem Giove-Capitaliano-Preis ausgezeichnet wurde. In den Nachrichtenkommentaren zu den Tate-Morden waren Reporter schnell mit Verweisen auf seinen Film Ekel bei der Hand, in dem Deneuve wahnsinnig wird und zwei Männer ermordet, wie auch auf Wenn Katelbach kommt , in dem die Bewohner eines entlegenen Schlosses jeweils ein bizarres Schicksal ereilt und nur ein Mann am Leben bleibt. Sie kommentierten auch Polanskis »Schwäche für Gewalt«, ohne darauf hinzuweisen, dass die Gewalt in Polanskis Filmen eher angedeutet als dargestellt wird.
Roman Polanskis Privatleben war nicht weniger umstritten als seine Filme. Nach seiner Scheidung von dem polnischen Filmstar Barbara Lass 1962 stand Polanski bald in dem Ruf eines Playboy-Regisseurs. Ein Freund sollte sich später daran erinnern, wie er in seinem Adressbuch blätterte und sagte: »Wen soll ich heute Nacht beglücken?« Ein anderer Freund bemerkte einmal, dass das Einzige, was mit Polanskis riesigem Talent mithalten könne, sein Ego sei. Andere, die sich nicht zu seinen Freunden zählten und von denen es viele gab, drückten sich noch deutlicher aus. Einer von ihnen nannte ihn unter Anspielung auf seine Körpergröße von bescheidenen 1,67 Meter »den mickrigen Eins-sechzig-Polacken, den man nicht mit der Kneifzange anfassen möchte«. Egal, ob er die einen mit seinem Lausbubencharme für sich einnahm oder die anderen mit seiner Arroganz vor den Kopf stieß, auf jeden Fall schien er bei fast allen, denen er begegnete, starke Emotionen auszulösen.
Bei Sharon Tate war das zunächst jedoch anders. Als Ransohoff die beiden bei einer großen Party miteinander bekannt machte, war keiner von ihnen sonderlich beeindruckt. Dabei war ihr Kennenlernen kein bloßer Zufall. Denn als Ransohoff erfahren hatte, dass Polanski eine Parodie auf Horrorfilme plante, hatte er sich als Produzent ins Spiel gebracht. Da er wollte, dass Sharon die weibliche Hauptrolle bekam, machte Polanski Probeaufnahmen mit ihr und kam zu dem Schluss, dass sie für den Part geeignet sei. Polanski schrieb zu diesem Film, der schließlich als Tanz der Vampire erschien, das Drehbuch, führte Regie und spielte die männliche Hauptrolle, doch Ransohoff übernahm zum großen Missfallen des polnischen Regisseurs, der sich daraufhin vom Endprodukt distanzierte, den Schnitt. Auch wenn der Film eher eine sehr überspitzte Parodie als wirkliche Kunst war, zeigte Polanski in der komischen Darstellung des tollpatschigen jungen Assistenten eines gelehrten Vampirjägers eine weitere Facette seines vielseitigen Talents. Sharon sah wiederum hübsch aus und hatte weniger als zwölf Zeilen Text. Nachdem sie schon recht früh im Filmgeschehen dem Vampir zum Opfer fällt, beißt sie in der letzten Szene ihren Liebhaber, Polanski, und ruft damit ein weiteres Monster auf den Plan.
Noch bevor die Filmarbeiten abgeschlossen waren, doch nach einer für
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