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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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stellte Kanarek am folgenden Tag unter Beweis: sein argwöhnisches Misstrauen, das zuweilen an Paranoia grenzte. Die Staatsanwaltschaft hatte dem Gericht erklärt, dass sie Susan Atkins ’ Aussage vor dem Großen Geschworenengericht im Prozess nicht verwenden wolle. Eigentlich war davon auszugehen, dass die Vorlage dieser Aussage, in der Susan bezeugte, dass Charles Manson die Tate-LaBianca-Morde angeordnet hatte, so ziemlich das Letzte war, was Charles Mansons Anwalt fordern würde. Doch Kanarek unterstellte nun plötzlich, dass diese Aussage wohl »irgendwie unlauter« sei, wenn wir sie nicht benutzen wollten.
    Older vertagte die Verhandlung über das Wochenende. Die Vorrunde war vorbei. Der Prozess würde am folgenden Montag, dem 15. Juni 1970, beginnen.

Teil 6
Der Prozess
    »Wäre nicht die ganze Geschichte,
die sich da entfaltet, so ungeheuerlich,
brächen einem schon die Einzelheiten das Herz.«
    Jean Stafford
    15. Juni bis 23. Juli 1970
    Richter Charles Olders Strafkammer 104 befand sich im 7. Stock des Justizgebäudes. Als die ersten 60 zur Wahl stehenden Geschworenen in den voll besetzten Saal geführt wurden, wechselte der Ausdruck in ihren Gesichtern von Langeweile zu Neugier. Kaum hatten sie die Angeklagten erblickt, fiel manchem vor Entsetzen die Kinnlade herunter.
    Ein Mann stöhnte so laut, dass es die Umstehenden hören konnten: »Mein Gott, das ist der Manson-Prozess!«
    Im Richterzimmer war die Sequestrierung , also die Isolation der Geschworenen, das beherrschende Thema. Nach Richter Olders Beschluss sollten die Geschworenen unmittelbar nach ihrer Wahl bis zum Prozessende eingeschlossen bleiben – »um sie vor Belästigung zu schützen und zu verhindern, dass sie dem Rummel um den Prozess ausgesetzt waren«. Es war bereits dafür gesorgt, dass sie einen Trakt im »Hotel Ambassador« beziehen konnten. Auch wenn Ehepartner sie auf eigene Kosten am Wochenende besuchen durften, sollten Gerichtsdiener alle notwendigen Vorkehrungen treffen, um sicherzustellen, dass die Geschworenen sowohl von Außenstehenden als auch von Nachrichten über das Verfahren abgeschottet waren. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, wie lange das dauern würde – Schätzungen der Verfahrensdauer reichten von drei bis sechs Monaten und länger. Fest stand auf jeden Fall, dass den ausgewählten Geschworenen eine harte Zeit bevorstehen würde.
    Stovitz: »Euer Ehren hat – und das ist nicht scherzhaft gemeint – schon manchen Verbrecher für weniger als drei Monate in Haft genommen.«
    Das hohe Gericht: »Das ist nicht zu leugnen.«
    Fitzgerald: »Allerdings nicht im ›Ambassador ‹ «.
    Obgleich sämtliche Anwälte Vorbehalte gegen eine Sequestrierung hatten, widersetzte sich nur einer vehement: Irving Kanarek. Da sich Kanarek aber schwer über die negative, gegen seinen Mandanten gerichtete Publicity beklagt hatte, vermutete ich, dass Manson und nicht Kanarek hinter diesem Einspruch steckte. Ich konnte mir auch denken, wieso Charlie nicht wollte, dass die Geschworenen abgeschottet wurden.
    Es gab Gerüchte, wonach Richter Older höchstpersönlich mehrere Drohungen erhalten hatte. Eine geheime Kurzmitteilung, die er an den Sheriff geschickt hatte und in der er die gewünschten Sicherheitsmaßnahmen im Gerichtssaal umriss, endete mit dem Passus:
    »Der Sheriff soll dem Prozessrichter einen Fahrer und Leibwächter zur Verfügung stellen, und am Wohnsitz des Prozessrichters soll rund um die Uhr polizeiliche Überwachung gewährleistet sein, bis alle mit dem Prozess verbundenen Vorgänge während des laufenden Verfahrens und danach abgeschlossen sind.«
    Dann wurden zwölf Namen per Los gezogen. Als die entsprechenden Laienrichter auf der Geschworenenbank Platz nahmen, erklärte Older, dass die Sequestrierung »bis zu einem halben Jahr dauern« könne. Auf die Frage, für wen dies eine zu große Zumutung darstelle, hoben acht der zwölf die Hand. 71
    Da Richter Older wohl einen Massenexodus aus dem Gerichtssaal befürchtete, war er sehr streng, wenn es um Entschuldigung aus triftigem Grunde ging. Automatisch entschuldigt waren alle, die unter keinen Umständen für die Todesstrafe stimmen konnten, sowie auch alle, die Susan Atkins ’ Geständnis gelesen hatten. Dies wurde durch eine indirekte Frage ermittelt, etwa: »Haben Sie einen Text gelesen, in dem ein Angeklagter eine belastende Aussage oder ein Geständnis gemacht hat?«, worauf mehrere sinngemäß antworteten: »Ja, diese Sache in der L. A. Times.« Fragen in diesem

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