Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
außer mit mir selbst. Niemand kann mich vertreten.«
Ich bat das Gericht um Erlaubnis, Mr. Manson einige Fragen zu stellen. Obwohl Kanarek Einspruch erhob, war Charlie einverstanden. Daher fragte ich ihn, ob er die anderen Rechtsbeistände gefragt habe, was sie von der Idee hielten, Kanarek zu seinem Verteidiger zu bestellen. Ich hatte nämlich gehört, dass zwei von ihnen, Fitzgerald und Reiner, über die Teilnahme von Kanarek am Verfahren sehr unglücklich seien.
Manson: »Ich frage andere Leute nicht nach ihrer Meinung. Ich habe meine eigene.«
Bugliosi: »Glauben Sie, Mr. Kanarek kann gewährleisten, dass Sie einen fairen Prozess bekommen?«
Manson: »Ja. Ich glaube, auch Sie sorgen dafür, dass ich einen fairen Prozess bekomme. Sie haben mir bereits Ihre Fairness bewiesen.«
Bugliosi: »Ich werde dafür sorgen, dass Sie einen fairen Prozess bekommen, Charlie, aber ich setze mich dafür ein, dass Sie verurteilt werden.«
Manson. »Was ist ein fairer Prozess?«
Das hohe Gericht: »Es würde der Gerechtigkeit nicht Genüge getan, wenn Ihnen gestattet würde, sich in einem so komplizierten Verfahren wie diesem hier selbst zu vertreten.« Dann fragte Older Manson erneut: »Bestätigen Sie Mr. Kanarek als Ihren Anwalt?«
»Ich werde zu etwas gezwungen«, erwiderte Manson. »Mir bleibt nur die Alternative, Ihnen so viel Ärger wie möglich zu machen.«
Etwas mehr als eine Woche später bekamen wir die erste Kostprobe davon.
Bei ihrer Einweisung in das Patton State Hospital im Januar war die 16-jährige Dianne Lake vom Psychologen des Krankenhauses als »schizophren« eingestuft worden. Zwar war mir klar, dass die Verteidigung sich wahrscheinlich darauf stürzen würde, um ihre Glaubwürdigkeit infrage zu stellen, doch war ich nicht allzu besorgt, da Psychologen keine Mediziner und somit nicht qualifiziert sind, medizinische Diagnosen zu stellen. Die Psychiater der Einrichtung, die spezialisierte Ärzte waren, bewerteten ihre Probleme dagegen als eher emotional denn mental: jugendliche Verhaltensstörungen und darüber hinaus möglicher Drogenmissbrauch. Außerdem hatte sie ihrer Meinung nach ausgezeichnete Fortschritte gemacht und war in der Lage, beim Prozess auszusagen.
Zusammen mit Sergeant Patchett besuchte ich das Patton Hospital Anfang Juni. Die kleine Göre, der ich das erste Mal im Gefängnis in Independence begegnet war, sah jetzt wie ein Teenager aus. Sie schreibe in der Schule glatte Einsen, erzählte Dianne mir stolz. Erst nachdem sie sich von der Family losgesagt habe, meinte sie, habe sie bemerkt, wie schön das Leben sei. Wenn sie heute zurückblicke, komme es ihr vor, als hätte sie in einem »tödlichen Abgrund« gelebt.
Bei meiner Vernehmung erfuhr ich von Dianne eine Menge Dinge, die bei früherer Gelegenheit nicht zur Sprache gekommen waren. Als sie zusammen in Willow Springs in der Wüste gelebt hatten, hatte Patricia Krenwinkel ihr erzählt, dass sie Abigail Folger vom Schlafzimmer in das Wohnzimmer des Tate-Hauses gezerrt habe. Leslie Van Houten hatte zugegeben, jemanden erstochen zu haben, und gesagt, dass sie zuerst gezögert, dann aber festgestellt habe, dass es umso mehr Spaß mache, je öfter man zusteche.
Dianne erzählte auch, dass Manson der Family bei zahlreichen Gelegenheiten im Juni, Juli und August 1969 eröffnet habe: »Wir müssen bereit sein, Schweine zu töten, um den Schwarzen zu helfen, mit Helter Skelter zu beginnen.«
Und mehrere Male – ihrer Meinung nach war es im Juli, etwa einen Monat vor den Tate-LaBianca-Morden gewesen – hatte Manson ihnen erklärt: »Ich werde die Revolution anzetteln müssen.«
Die Vernehmung dauerte mehrere Stunden. Eine Sache, die Dianne sagte, fand ich sehr traurig. Squeaky, Sandy und die anderen Mädchen in der Family könnten nie jemand anderen lieben, nicht einmal ihre Eltern. »Warum nicht?«, fragte ich. »Weil sie«, antwortete sie, »alle ihre Liebe Charlie geschenkt haben.«
Ich verließ Patton mit dem starken Gefühl, dass Dianne Lake diesem Schicksal nun entkommen war.
Am 9. Juni drehte sich Manson plötzlich mit seinem Stuhl um, sodass er dem Richter den Rücken kehrte. »Das Gericht hat mir keinen Respekt erwiesen«, sagte Manson, »also werde ich dem Gericht gegenüber dasselbe tun.« Als Manson sich weigerte, sich wieder der Richterbank zuzuwenden, ließ der Richter ihn nach mehreren Ermahnungen von den Gerichtsdienern aus dem Saal entfernen. Er wurde in die Arrestzelle neben dem Saal gebracht, die mit einer
Weitere Kostenlose Bücher