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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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nicht zur Mittäterin erklären würde, obwohl wir fast damit rechneten. 72 Denn in diesem Fall mussten wir uns darauf gefasst machen, dass die Verteidigung argumentieren würde, dass ein Angeklagter nicht aufgrund von unbestätigten Zeugenaussagen eines Mittäters verurteilt werden könne. Bei meinen Recherchen zur entsprechenden Gesetzeslage stieß ich auf einen Prozess vor dem Obersten Gerichtshof Kaliforniens – den Fall Wayne –, in dem das Gericht zu dem Schluss gekommen war, dass zur Bestätigung nur »geringfügige« Beweise erforderlich seien. Nachdem ich Older darauf aufmerksam gemacht hatte, gestattete er mir, in meinen Befragungen das Wort »geringfügig« zu verwenden. Auch darin sah ich einen bedeutenden Sieg.
    Hatte Older bereits sichergestellt, dass jeder Geschworene bei einer klaren Beweislage bereit war, für ein Todesurteil zu stimmen, so ging ich noch weiter und fragte alle Kandidaten, ob sie sich vorstellen könnten, ein solches Urteil unter Umständen auch gegen einen jungen Menschen, eine weibliche Angeklagte oder gegen eine Person zu fällen, die nach Beweislage den Mord nicht eigenhändig verübt hatte. Natürlich wollte ich verhindern, dass irgendjemand auf der Geschworenenbank saß, der eine dieser Fragen mit Nein beantwortete.
    Während der Geschworenenauswahl verursachten Manson und die Mädchen keinerlei weitere Störung. Im Verlauf der nichtöffentlichen Einzelbefragungen starrte Manson allerdings Richter Older stundenlang unverwandt an. Wahrscheinlich hatte er sich diese unglaubliche Konzentrationsfähigkeit im Gefängnis angeeignet. Doch Older ignorierte ihn vollkommen.
    Eines Tages versuchte es Manson dann auch bei mir. Aber ich starrte einfach zurück und hielt seinem Blick so lange stand, bis seine Hände plötzlich zu zittern begannen. Während einer Verhandlungspause rückte ich mit meinem Stuhl näher an ihn heran und fragte: »Wieso zittern Sie, Charlie? Haben Sie Angst vor mir?«
    »Bugliosi«, meinte er, »Sie halten mich für einen schlechten Menschen, aber das bin ich nicht.«
    »Ich halte Sie nicht für durch und durch schlecht, Charlie. Ich weiß zum Beispiel, dass Sie Tiere lieben.«
    »Dann wissen Sie ja auch, dass ich niemandem etwas antun würde«, sagte er.
    »Auch Hitler hat Tiere geliebt, Charlie. Er hatte einen Hund namens Blondie, und nach allem, was ich darüber gelesen habe, war er zu Blondie sehr nett.«
    Normalerweise reden Staatsanwalt und Angeklagter im Lauf eines ganzen Verfahrens keine zwei Worte miteinander. Doch Manson war kein gewöhnlicher Angeklagter. Außerdem liebte er es zu schwadronieren. In dieser ersten von vielen seltsamen, überaus aufschlussreichen Unterhaltungen zwischen uns fragte mich Manson, wieso ich glaubte, dass er hinter diesen Morden stecke. »Weil sowohl Linda als auch Sadie mir das erzählt haben«, antwortete ich. »Und Sadie kann mich nicht leiden, Charlie, Sie dagegen hält sie für Jesus Christus. Wieso also sollte sie mir so etwas erzählen, wenn es nicht stimmt?«
    »Sadie ist ein dämliches kleines Miststück«, sagte Manson. »Ich hab nur zwei-, dreimal mit ihr geschlafen. Aber seit sie ihr Baby bekommen hat und aus der Form gegangen ist, habe ich nicht mehr das geringste Interesse an ihr. Deshalb hat sie diese Geschichte erzählt. Um Aufmerksamkeit zu schinden. Ich würde nie eigenhändig jemandem etwas antun.«
    »Kommen Sie mir nicht mit solchem Schwachsinn, Charlie, den kaufe ich Ihnen nämlich nicht ab! Was ist mit Lotsapoppa? Dem haben Sie eine Kugel in den Bauch gejagt.«
    »Ja, ich habe auf den Burschen geschossen«, räumte Manson ein. »Aber er wollte zur Spahn Ranch kommen und uns allen eins drüberbraten. Das war so etwas wie Notwehr.«
    Manson hatte lange genug im Gefängnis gesessen, um über einige juristische Grundkenntnisse zu verfügen und zu wissen, dass ich nichts von dem, was er in einem solchen Gespräch von sich gab, gegen ihn verwenden konnte, wenn ich ihm nicht vorher seine Rechte verlesen hatte. Dennoch überraschte er mich mit diesem und anderen Bekenntnissen. Er hatte eine seltsame Form von Ehrlichkeit an sich – ausweichend, niemals direkt, aber dennoch nicht zu leugnen. Jedes Mal, wenn ich ihn festnageln wollte, wich er mir aus, doch in keiner unserer zahlreichen Unterhaltungen bestritt er klar, die Morde angeordnet zu haben.
    Wer unschuldig ist, beteuert normalerweise seine Unschuld. Manson dagegen erging sich in Wortklaubereien. Falls er in den Zeugenstand treten und sich dann so

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