Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Termin an diesem Freitag hatte sie nicht abgesagt.
Flicker sagte der Polizei, dass er glaube, Abigail sei kurz davor gewesen, Frykowski zu verlassen, allen Mut zusammenzunehmen und ihre eigenen Wege zu gehen.
Die Polizei konnte nicht feststellen, wann genau Folger und Frykowski mit ihrem starken, regelmäßigen Drogenkonsum begonnen hatten. Bekannt war nur, dass sie bei ihrer Fahrt quer durch das Land mehrere Tage lang bei einem der Polizei einschlägig bekannten Drogendealer in Irving, Texas, haltgemacht hatten. Dealer gehörten sowohl in dem Haus an der Woodstock Road als auch nach ihrem Umzug in den Cielo Drive zu ihren regelmäßigen Gästen. William Tennant gab zu Protokoll, Abigail habe bei seinen Besuchen im Haus seiner Tochter »immer wie narkotisiert gewirkt«. Als ihre Mutter am Freitagabend etwa um zehn Uhr das letzte Mal mit ihr sprach, habe Gibby, so sagte sie, hellwach, aber »ein wenig high« gewirkt. Mrs. Folger, der die Probleme ihrer Tochter nicht unbekannt waren, hatte viel Geld und Zeit in die freie Klinik Haight Ashbury investiert, um bei deren Pionierarbeit bei der Behandlung von Drogenkonsumenten zu helfen.
Der Gerichtsmediziner stellte 2,4 Milligramm Methylenedioxyamphetamin – MDA – in Abigails Blut fest. Die Tatsache, dass dies ein höherer Wert als bei Voytek Frykowski war, der 0,6 Milligramm im Körper hatte, hieß nicht zwingend, dass sie eine größere Menge der Droge genommen hatte, sondern konnte auch auf einen späteren Zeitpunkt der Einnahme hindeuten.
Die Wirkung der Droge variiert individuell und je nach Dosierung, doch eines war klar. In dieser Nacht erlebte sie alles, was geschehen war, bei vollem Bewusstsein.
Auf das Opfer war 28-mal eingestochen worden.
»Wojiciech › Voytek ‹ Frykowski, männlich, weiß, 32 Jahre alt, 1,75 Meter groß, 75 Kilogramm schwer, blondes Haar, blaue Augen. Frykowski lebte mit Abigail Folger in einer eheähnlichen Beziehung …«
»Voytek«, sollte Roman Polanski später gegenüber Reportern bemerken, »war ein Mann von wenig Talent, aber unwiderstehlichem Charme.« Die beiden waren schon in Polen befreundet gewesen, und Gerüchten zufolge hatte Frykowskis Vater bei der Finanzierung von einem der frühen Filme Polanskis geholfen. Schon in Polen war Frykowski als Playboy bekannt. Zwei andere Emigranten gaben an, dass er es bei einer Gelegenheit mit zwei Vertretern der Geheimpolizei aufgenommen und sie außer Gefecht gesetzt habe – möglicherweise war dies zumindest zum Teil der Grund für seine Ausreise aus Polen 1967. Er hatte zweimal geheiratet und einen Sohn, der zurückblieb, als er nach Paris zog. Sowohl dort als auch später in New York hatte Polanski ihm in der Hoffnung, er könne einen seiner hochfliegenden Pläne tatsächlich verwirklichen, Geld gegeben und ihm Mut gemacht. Allerdings kannte er ihn zu gut, um allzu fest daran zu glauben. Doch Frykowski fasste nirgends richtig Fuß. Er behauptete, Schriftsteller zu sein, aber niemand konnte sich erinnern, je einen veröffentlichten Text von ihm gelesen zu haben.
Freunde von Abigail Folger gaben bei der Polizei an, Frykowski habe sie mit Drogen bekannt gemacht, um sie unter Kontrolle zu behalten. Freunde Frykowskis behaupteten das genaue Gegenteil – Folger habe die Drogen beschafft, um ihn nicht zu verlieren.
Der Polizeibericht besagt: »Frykowski verfügte über keine Einkünfte und lebte von Folgers Vermögen … Er nahm Kokain, Meskalin, LSD, Marihuana und Haschisch in großen Mengen ... Er war extrovertiert und lud jeden, den er kennenlernte, ein, ihn zu Hause zu besuchen. Drogenpartys waren an der Tagesordnung.«
Er hatte wohl verzweifelt um sein Leben gekämpft. Das Opfer wurde von zwei Schüssen getroffen, 13-mal mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen und mit 51 Stichwunden verletzt.
»Steven Earl Parent, männlich, weiß, 18 Jahre alt, 1,80 Meter groß, 80 Kilogramm schwer, rotes Haar, braune Augen …«
Er hatte im Juni die Arroyo High School abgeschlossen, war mit mehreren Mädchen befreundet, aber mit keinem fest liiert. Er hatte eine Vollzeitstelle als Lieferant für eine Installationsfirma und einen Teilzeitjob, in dem er abends als Vertreter Stereoanlagen verkaufte. Er machte die beiden Jobs, um für das Junior College zu sparen, auf das er im September wechseln wollte.
Die Leiche wies eine Abwehrschnittwunde und vier Schusswunden auf.
Beim Durchleuchtungstest, welcher der Autopsie von Sebring vorausging, entdeckte Dr. Noguchi ein Projektil
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