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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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Beverly Hills fuhr und angesichts eines hübschen Mädchens vor ihm brüllte: »Miss, Sie haben einen wun-der-schö-nen Arsch.« Erst als sich das Mädchen umdrehte, erkannte er, dass es seine Frau war. Jedenfalls hoffte Sharon offenbar, dass das Baby sie einander näherbringen würde.
    Hollywood ist eine gehässige Stadt. Bei den polizeilichen Befragungen von Bekannten der Opfer gab es daher auch jede Menge üble Aussagen. Doch interessanterweise gab es in den Dutzenden von Protokollen von Gesprächen mit Menschen, die Sharon Tate wirklich kannten, keine einzige schlechte Bemerkung über sie. Sehr lieb, ein wenig naiv – diese Worte fielen am häufigsten.
    An diesem Sonntag beschrieb sie ein Reporter der Los Angeles Times, der Sharon von früher kannte, als »eine überaus schöne Frau mit einer wie aus Marmor gemeißelten Figur und sehr feinen Zügen«.
    Zum Glück hatte er sie nicht so gesehen wie Gerichtsmediziner Noguchi.
    Todesursache: mehrfache Stichwunden an Brust und Rücken, die Herz, Lunge und Leber verletzt und starke Blutungen verursacht hatten. Das Opfer erlitt 16 Stiche, von denen fünf jeweils tödlich waren.
    »Jay Sebring, 9860 Easton Drive, Benedict Canyon, Los Angeles, männlich, weiß, 35 Jahre alt, 1,65 Meter groß, 55 Kilogramm schwer, schwarze Haare, braune Augen. Das Opfer war Hairstylist und Eigentümer einer Firma namens Sebring International …«
    Der in Detroit, Michigan, geborene Thomas John Kummer hatte sich nach seiner Ankunft in Hollywood in Jay Sebring umbenannt. Er hatte vier Jahre bei der Marine als Friseur gearbeitet, und sein neuer Name war eine Hommage an die berühmten Sportwagenrennen von Florida, deren Flair ihm gefiel.
    Im Privatleben wie bei seiner Arbeit zählte für ihn vor allem die Wirkung nach außen. Er fuhr einen teuren Sportwagen, verkehrte in den angesagten Clubs, trug sogar maßgeschneiderte Levi-Jacketts, stellte einen Vollzeitbutler ein, gab rauschende Partys und wohnte in einem »fluchbeladenen« Herrenhaus, 9860 Easton Drive, Benedict Canyon. Dieses Haus war einmal das Liebesnest von Jean Harlow und Produzent Paul Bern gewesen, und hier, in Harlows Schlafzimmer, hatte Bern zwei Monate nach ihrer Hochzeit Selbstmord begangen. Bekannten zufolge hatte Sebring das Haus gerade wegen seiner Geschichte gekauft.
    Über Sebring wurde erzählt, dass ein Filmstudio ihn für 25.000 Dollar eigens nach London hatte einfliegen lassen, damit er George Peppard das Haar schneiden konnte. Wenn auch nicht mehr an der Geschichte dran sein mag als an dem ebenso bekannten Gerücht, dass er den schwarzen Gürtel in Karate hatte – ein paar Unterrichtsstunden bei Bruce Lee gab es allerdings –, war er doch fraglos der führende Herren-Coiffeur der Vereinigten Staaten und konnte mehr als irgendeine andere Einzelperson die Revolution der Herrenfrisur für sich verbuchen. Neben Peppard gehörten Frank Sinatra, Paul Newman, Steve McQueen, Peter Lawford und viele andere Filmstars zu seiner Kundschaft. Viele von ihnen hatten versprochen, in seine neue Firma, Sebring International, zu investieren. Seinen ursprünglichen Salon in Los Angeles, 725 North Fairfex, wollte er zwar behalten, doch plante er, eine Kette mit Franchise-Salons aufzumachen und eine Produktlinie mit Herrenkosmetik unter seinem Namen herauszubringen. Der erste Laden war im Mai 1969 in San Francisco eröffnet worden, und Abigail Folger sowie Colonel und Mrs. Paul Tate waren bei der stilvollen Eröffnungsfeier unter den Gästen gewesen.
    Am 9. April 1968 hatte Sebring bei der Occidental Life Insurance Company of California den Antrag für eine Unternehmensversicherungspolice in Höhe von 500.000 Dollar unterschrieben. Eine von der Retail Credit Company durchgeführte Bonitätsprüfung schätzte sein Nettovermögen auf 100.000 Dollar, wovon 80.000 Dollar dem Wert seines Hauses entsprachen. Sebring, Inc., die ursprüngliche Firma, besaß Aktiva im Wert von 150.000 und Passiva in Höhe von 115.000 Dollar.
    Die Prüfer nahmen auch Sebrings Privatleben unter die Lupe. Er hatte einmal, 1960, geheiratet, doch er und seine Frau Cami, ein Model, hatten sich im August 1963 getrennt, und im März 1965 folgte die offizielle Scheidung. Das Paar hatte keine Kinder. Der Bericht verzeichnete ebenfalls, dass Sebring nicht »gewohnheitsmäß« Drogen nahm. Die Kripo Los Angeles wusste es allerdings besser.
    Und sie wusste noch etwas, das die Bonitätsprüfer der Bank nie herausgefunden hatten. Denn Jay Sebring hatte eine dunkle Seite, die

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