Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
hinzuzurechnen. Denn obwohl zwei junge stellvertretende Staatsanwälte, Donald Musich und Steven Kay, beauftragt worden waren, Aaron zu ersetzen, so war doch keiner von ihnen ausreichend mit dem Fall vertraut, um entweder an den Zeugenvernehmungen oder an den Plädoyers mitzuarbeiten.
Zufälligerweise war Steve Kay einmal mit dem Family-Mitglied Sandra Good ausgegangen, da sie beide in San Diego aufgewachsen und von ihren Müttern miteinander bekannt gemacht worden waren.
Die Sergeants Boen und Dolan von der Daktyloskopischen Abteilung des ED überzeugten mit ihrer Expertise. Latente Abdrücke, Muster, Folienabzüge, Verwischungen, fragmentarische Papillarleisten, nichtleitende Oberflächen, Übereinstimmungsmerkmale – als die zwei Beamten mit ihren Ausführungen endeten, hatten die Geschworenen einen Schnellkurs in Sachen Fingerabdruckidentifizierung absolviert.
Boen beschrieb, wie er auf dem Anwesen Tate die latenten Fingerabdrücke genommen hatte, wobei er sich besonders auf den an der Außenseite der Eingangstür sowie den an der Innenseite der linken Gartentür in Tates Schlafzimmer konzentrierte.
Mithilfe von Grafiken und stark vergrößerten Fotos, die ich hatte anfertigen lassen, wies Dolan 18 Übereinstimmungsmerkmale zwischen dem an der Haustür des Tate-Wohnsitzes genommenen Abdruck und dem vom rechten Ringfinger von Watson nach sowie 17 Übereinstimmungsmerkmale zwischen dem Abdruck an der Schlafzimmertür und dem linken kleinen Finger von Krenwinkel. Die Polizei L. A. verlangte normalerweise nur zehn Merkmale für eine sichere Identifizierung.
Nachdem Dolan ausgesagt hatte, dass kein Fall eines identischen Fingerabdrucks zweier Personen oder einer Person mit zwei gleichen Fingerabdrücken bekannt sei, arbeitete ich im weiteren Verlauf seiner Befragung heraus, dass in 70 Prozent der vom Erkennungsdienst der Kripo L. A. behandelten Verbrechen kein einziger lesbarer Abdruck gewonnen wird, der dann zugeordnet werden kann. Somit war die Tatsache, dass am Wohnsitz Tate keine Abdrücke von Susan Atkins gefunden worden waren, so meine spätere Argumentation gegenüber den Geschworenen, keinesfalls ein Beweis dafür, dass sie nicht da gewesen war, denn das Fehlen von Abdrücken ist häufiger als ihr Vorhandensein. 81
Im Haus der LaBiancas war kein Abdruck gefunden worden, der zu Manson, Krenwinkel oder Van Houten gepasst hätte. Da abzusehen war, dass die Verteidigung behaupten würde, es sei keiner von ihnen dort gewesen, fragte ich Dolan nach dem Griff der Gabel in Leno LaBiancas Bauch. Er sei aus Elfenbein gewesen, einem Material mit guter Abdruckhaftung. Dann forschte ich weiter nach: »Haben Sie an dieser Gabel irgendwelche Spuren sichern können, eine Verwischung, eine Spur, einen fragmentarischen Fingerabdruck, irgendetwas?«
A: »Nein, es war nicht der kleinste Fleck daran, mir schien es daher so ...« – Kanarek erhob Einspruch, doch Older ließ Dolan fertigsprechen. »Ich hatte den Eindruck, als sei der Griff der fraglichen Gabel abgewischt worden.« Später fügte Dolan hinzu, dass er diesbezüglich einen Test gemacht und die Gabel mit den eigenen Fingern berührt und anschließend mit Pulver bestäubt habe. Dabei habe er »fragmentarische Papillarleisten nachweisen können«.
Obwohl Mrs. Sivick die Kühlschranktür am Abend vor den Morden etwa um 18 Uhr geöffnet und wieder geschlossen hatte, befand sich laut Dolan nicht die »kleinste Spur« am Chromgriff oder der Emailtür. An der Tür seien allerdings »Verwischspuren« erkennbar gewesen.
Wichtig war auch, wo genau sich die latenten Abdrücke im Tate-Haus befunden hatten. Die Tatsache, dass sich Krenwinkels Abdruck an der Innenseite der Tür von Sharon Tates Schlafzimmer zum Pool befunden hatte, bewies, dass Patricia Krenwinkel im Haus gewesen war, und legte in Verbindung mit anderen Beweisen nahe, dass sie Abigail Folger durch diese Tür hinterhergelaufen war. Blutspuren im Inneren des Hauses, an der Tür selbst wie auch außerhalb der Tür wurden als B-MN bestimmt, Abigails Gruppe und Untergruppe. 82 Somit bestätigte der Nachweis von Krenwinkels Abdruck an dieser Stelle Linda Kasabians Aussage, sie habe gesehen, wie Abigail, von der messerschwingenden Krenwinkel verfolgt, etwa aus dieser Richtung gekommen sei.
Noch beweiskräftiger war die Fundstelle des Abdrucks von Watson. Zwar sagte Boen aus, dass dieser sich außen an der Haustür befunden habe, doch hatte er auch erklärt, dass er 16 bis 22 Zentimeter oberhalb der Klinke,
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