Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
dieser Revolver aus. Davon gibt es eine Menge.«
Diese kleine Einschränkung machte mir keine Sorgen, denn Lomax von Hi Standard hatte bereits zu Protokoll gegeben, dass es sich hier um ein ziemlich ungewöhnliches Modell handelte. Trotz der Einschränkung war T. J.s Zeugenaussage daher von größter Bedeutung, da er als erster Zeuge Manson mit der Waffe in Verbindung brachte.
An diesem Abend meldete sich die Polizei L. A. bei mir. Barbara Hoyt lag in einem Krankenhaus in Honolulu. Jemand hatte ihr LSD in einer Menge verabreicht, die wohl tödlich sein sollte. Glücklicherweise war sie noch rechtzeitig ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Bis ich mit Barbara selbst sprechen konnte, erfuhr ich nicht viele Details darüber.
Nach ihrer Flucht von der Barker Ranch war das hübsche 17-jährige Mädchen nach Hause zurückgekehrt. Zwar hatte sie mit uns kooperiert, dennoch sträubte sie sich dagegen, als Zeugin auszusagen, und als die Manson-Mädchen sich am Nachmittag des 5. September mit ihr in Verbindung setzten und ihr als Alternative zu ihrer Zeugenaussage eine kostenlose Reise nach Hawaii anboten, griff sie zu.
Unter den Family-Mitgliedern, die sie dazu überredeten, waren Squeaky, Gypsy, Ouisch und Clem.
Barbara verbrachte eine Nacht auf der Spahn Ranch. Am nächsten Tag fuhr Clem Barbara und Ouisch zu einem ihrer Unterschlupfe, einem Haus in Nord-Hollywood, das einer ihrer Neuzugänge, Dennis Rice, gemietet hatte. 83
Rice brachte die beiden jungen Frauen zum Flughafen, kaufte ihnen die Tickets und gab ihnen 50 Dollar Bargeld sowie einige Kreditkarten, darunter – recht passend – eine »Get-away«-Karte der TWA. Unter falschem Namen flogen die Mädchen dann nach Honolulu, wo sie sich in die Penthouse-Suite des »Hilton Hawaiian Village Hotels« einmieteten. Da Ouisch sich, wie sie sagte, sicher war, dass Barbara von der Polizei gesucht werde, bestand sie darauf, die meiste Zeit in der Suite zu bleiben, und so sah Barbara wenig von den Inseln.
Während dieser Zeit führten die beiden Frauen, die einmal eng befreundet gewesen waren, mehrere lange Gespräche. Ouisch erklärte Barbara: »Wir müssen alle Helter Skelter durchmachen. Wenn wir es nicht im Kopf tun, dann passiert es uns physisch. Wenn wir nicht in unseren Köpfen sterben, dann sterben wir, wenn es über uns kommt.« Ouisch vertraute ihr auch an, dass Linda Kasabian nicht mehr lange zu leben habe, sie gebe ihr höchstens noch ein halbes Jahr.
Jeden Morgen um ungefähr dieselbe Zeit führte Ouisch ein Ferngespräch. Sie wählte die Nummer eines Münztelefons in Nord-Hollywood, drei Blocks von Rice ’ Haus entfernt. Bei mindestens einem dieser Anrufe sprach sie mit Squeaky, dem heimlichen Oberhaupt der Family in Mansons Abwesenheit.
Unmittelbar nach dem Telefonat am Neunten änderte sich Ouischs Benehmen von einem Moment zum anderen. »Sie wurde sehr ernst und sah mich irgendwie seltsam an«, meinte Barbara. Ouisch teilte Barbara mit, dass sie nach Kalifornien zurückfliegen müsse, doch Barbara solle in Hawaii bleiben. Telefonisch reservierte sie noch für denselben Tag um 13.15 Uhr einen Flug nach Los Angeles.
Sie nahmen sich ein Taxi zum Flughafen, wo sie kurz vor zwölf Uhr eintrafen. Ouisch sagte, sie habe keinen Hunger, ermunterte Barbara jedoch, etwas zu essen. Also gingen sie in einen Imbiss, und Barbara bestellte einen Hamburger. Als er gebracht wurde, nahm ihn Ouisch und ging damit nach draußen, während Barbara die Rechnung bezahlen sollte.
Da an der Kasse eine Schlange war, verlor Barbara Ouisch mehrere Minuten lang aus den Augen.
Als Barbara nach draußen kam, reichte ihr Ouisch den Hamburger, und Barbara aß ihn, während sie auf Ouischs Flug warteten. Kurz bevor sie an Bord ging, bemerkte Ouisch noch: »Stell dir vor, was passieren würde, wenn in diesem Hamburger zehn LSD-Tabletten gewesen wären.«
Barbara antwortete nur: »Wow!« Sie habe noch nie gehört, dass jemand mehr als eine LSD-Tablette auf einmal genommen habe, sagte sie später, und der Gedanke sei irgendwie beängstigend gewesen.
Nachdem Ouisch fort war, merkte Barbara, dass sie high war. Sie versuchte, mit dem Bus an den Strand zu fahren, doch ihr wurde so übel, dass sie aussteigen musste. Dann rannte sie in Panik los, sie rannte und rannte, bis sie zusammenbrach.
Byron Galloway, ein Sozialarbeiter, sah das junge Mädchen in der Nähe der Heilsarmeezentrale auf dem Bürgersteig liegen. Zufälligerweise war Galloway im staatlichen Krankenhaus angestellt, und
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