Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Südkalifornien wütete eine Feuersbrunst. Von einem heftigen Wind hochgepeitscht, der mit rund 130 Stundenkilometern über die Landschaft fegte, verkohlte eine 18 Meter hohe Wand aus Flammen mehr als 40.000 Hektar Land. Die gesamte Spahn’s Movie Ranch ging im Inferno unter.
Während die Arbeiter versuchten, die Pferde zu retten, tanzten die Manson-Mädchen im Licht der Feuersbrunst, klatschten in die Hände und schrien glücklich: »Helter Skelter kommt! Helter Skelter kommt!«
27. September bis 5. Oktober 1970
Juan Flynn, der seine Tätigkeit auf der Spahn Ranch als »Mistschaufler« beschrieb, schien seinen Auftritt als Zeuge zu genießen. Der schlaksige Cowboy aus Panama war der einzige Zeuge, der seine Feindseligkeit gegenüber Manson offen zeigte. Wenn Charlie versuchte, ihn durch Anstarren einzuschüchtern, starrte Juan einfach zurück.
Nachdem er den Revolver eindeutig wiedererkannt hatte, bemerkte Juan: »Wissen Sie, einmal hat Manson mit dieser Waffe auf mich geschossen, weil ich mit einem Mädchen auf der anderen Seite des Flusses entlanggelaufen bin.«
Einmal in Fahrt, war Juan kaum zu bremsen. Dieses Mädchen war zum Reiten auf die Spahn Ranch gekommen, hatte Manson ignoriert und war dann mit dem romantisch gestimmten Juan am Fluss spazieren gegangen. Charlie war darüber so verärgert, dass er mehrfach in ihre Richtung gefeuert hatte.
Kanarek gelang es, dies alles aus dem Protokoll streichen zu lassen, bis auf die Tatsache, dass Juan gesehen hatte, wie Manson den Revolver abgefeuert hatte.
Allerdings gelang es ihm nicht, die zwei wichtigsten Aussagen von Juan zu verhindern.
Anfang August 1969 hatte Juan einmal im Wohnwagen ferngesehen, als Sadie schwarz gekleidet hereingekommen war. »Wo soll es denn hingehen?«, hatte Juan gefragt. Und Sadie hatte geantwortet: »Wir wollen ein paar verdammte Schweine umlegen.« Als sie den Wohnwagen wieder verlassen hatte, hatte Juan aus dem Fenster geschaut und gesehen, dass sie in Johnny Swartz ’ alten gelben Ford gestiegen war. Charlie, Clem, Tex, Linda und Leslie waren ebenfalls eingestiegen.
Laut Juan war dies um etwa acht oder neun Uhr abends, nach Einbruch der Dunkelheit, passiert, und obwohl er das genaue Datum nicht mehr nennen konnte, gab er an, dass es etwa eine Woche vor der Razzia am 16. August gewesen sei. Daher lag der Schluss nahe, dass er die Nacht beschrieb, in der die LaBiancas ermordet wurden.
Juans Darstellung war als Beweis und als unabhängige Bestätigung von Linda Kasabians Aussage wichtig. Nicht nur die Zeitangabe, die Beteiligten, das Fahrzeug und die Farbe von Susan Atkins ’ Kleidung stimmten überein, sondern Juan bekräftigte auch, dass Manson am Lenkrad gesessen hatte.
Anschließend berichtete Juan von der Geschichte in der Küche, zu der es »einen Tag oder so« später gekommen war. Manson hatte ihm das Messer an die Kehle gesetzt und gerufen: »Du Mistkerl, weißt du denn nicht, dass ich hinter all diesen Morden stecke?«
Die Presseleute eilten zur Tür.
»Manson hat Morde gestanden,
behauptet Cowboy von der Spahn Ranch.«
Kanareks Einspruch verhinderte die Einführung einer weiteren äußerst belastenden Aussage.
Eines Abends im Juni oder Juli 1969 waren Manson, Juan und drei weitere männliche Mitglieder der Family durch Chatsworth gefahren, als Charlie vor einem »reichen Haus« angehalten und Juan befohlen hatte, hineinzugehen und die Leute zu fesseln. Wenn er fertig sei, solle er die Tür aufmachen und – Zitat Manson: »Wir kommen dann rein und machen Hackfleisch aus den scheiß Schweinen.« Juan hatte geantwortet: »Nein danke.«
Tatsächlich handelte es sich hier um eine Art Generalprobe für die Tate-LaBianca-Morde. Doch Older ließ eine entsprechende Frage an Juan nicht zu, da »die abträgliche Wirkung den beweiserheblichen Wert deutlich übersteigt«.
Aus demselben Grund war ich nicht in der Lage, eine andere Bemerkung von Manson gegenüber Juan einzubringen: »Adolf Hitler wusste für alles die beste Lösung.«
Die Lösung war natürlich Mord, doch dank Kanareks Einsprüchen gelangte keines dieser beiden Vorkommnisse den Geschworenen zu Ohren oder an die Öffentlichkeit.
Fitzgerald machte bei seinem Kreuzverhör auf eine seltsame Tatsache aufmerksam. Denn obwohl Manson ihn angeblich nicht nur einmal, sondern mehrfach bedroht hatte, war Juan geblieben. Nach der Razzia hatte er die Family sogar ins Death Valley begleitet und war mehrere Wochen dort gewesen, bis er sich schließlich abgesetzt und
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