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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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verstorben) konnte sich zwar daran erinnern, sie in Empfang genommen zu haben, gab jedoch zu, dass er sie nicht abgehört hatte. Er meinte noch zu wissen, dass er sie jemandem übergeben hatte, konnte jedoch nicht mehr angeben, wem. Fest stand nur, dass er sie nicht mehr hatte.
    Vielleicht lag es ja an der enormen Länge der aufgezeichneten Vernehmung. Vielleicht hatte jemand die Bänder auch einfach in den Wirren der Feriensaison verlegt. Doch keine dieser Erklärungsversuche ändert etwas an der unerfreulichen Tatsache, dass die Polizei L. A. bereits im Dezember 1969 über eine mitgeschnittene Befragung verfügte, die eine Bemerkung von Manson enthielt, in der er zugab, für die Tate-LaBianca-Morde verantwortlich zu sein. Niemandem war es offenbar in den Sinn gekommen, die Bänder anzuhören oder als Beweismittel zu registrieren.
    Normalerweise hätte es keine Möglichkeit für mich gegeben, das Steuber-Band beim Prozess als Beweismittel einzuführen, da es unzulässig ist, eine bereits früher getroffene Aussage zur Bekräftigung einer Zeugenaussage heranzuziehen. Allerdings gibt es eine Ausnahme von dieser Regel: Ein solches Beweismittel ist dann zulässig, wenn die Gegenseite unterstellt, dass der Zeuge seine Aussage erst kürzlich erfunden hat, und wenn die gleichlautende frühere Aussage gemacht wurde, bevor der Zeuge einen Grund hatte, etwas zu erfinden. Als Kanarek fragte: » Sie meinen, Sie haben sie hier für den Gerichtssaal erfunden, richtig, Mr. Flynn? « , öffnete er mir mit der Unterstellung, dass die Aussage erst kürzlich erfunden worden sei, die Tür für die Einführung der früher aufgezeichneten Aussage.
    Es kam gar nicht selten vor, dass ein Kreuzverhör mir Tür und Tor dafür öffnete, meine Beweise doch noch einzubringen, die größte solche Möglichkeit hatte allerdings zunächst überhaupt nicht danach ausgesehen. Die Verteidigung war beharrlich darauf herumgeritten, dass Juan den Behörden seine Geschichte erst lange Zeit nach den fraglichen Ereignissen erzählt hatte. Dies gab mir meiner Meinung nach das Recht, den Grund für sein Zögern deutlich zu machen: Denn er hatte um sein Leben gefürchtet.
    Auf Kanareks Einspruch erwiderte Older: »Sie können sich nicht beim Kreuzverhör auf diesen Punkt konzentrieren und dann erwarten, dass die Gegenseite stillhält, Mr. Kanarek. Sie können sie nicht in die Ecke drängen und dann fordern, dass sie nichts tun dürfen, um sich daraus zu befreien.«
    Juan durfte also begründen, weshalb er nicht zur Polizei gegangen war: »Wissen Sie, ich hielt es für gefährlich. Denn ich habe ein paar Drohbotschaften bekommen …«
    Juan hatte drei solche Botschaften in Form von Zetteln erhalten, die ihm von Mitgliedern der Family ausgehändigt worden waren, die letzte erst vor zwei Wochen, als Squeaky und Larry Jones herausgefunden hatten, dass Juan im Canoga Park in John Swartz’ Wohnwagen lebte. Aus Protest gegen ihre Einführung vor Gericht gab Fitzgerald eine interessante Äußerung von sich: »Ich habe schon drei Todesdrohungen bekommen und darüber geschwiegen.«
    Bugliosi: »Hat die Anklagevertretung Sie bedroht?«
    Fitzgerald: »Nein, das habe ich nicht gesagt.« Er zog es schließlich vor, das Thema nicht zu vertiefen.
    Older entschied, dass Juan über die Botschaften aussagen durfte, allerdings ohne die Personen preiszugeben, die sie ihm ausgehändigt hatten. Juan erzählte auch von den wortlosen Anrufen, den Autos, die nachts bei ihm vorbeigefahren waren und deren Insassen »Scheißkerl!« und »Schwein!« gebrüllt hatten.
    Ich fragte ihn: »Und Sie haben diese Drohungen ernst genommen, richtig?«
    A: »Ja, sie klangen ziemlich ernst gemeint.«
    F: »War das einer der Gründe, weshalb Sie nicht ins Präsidium kommen wollten, um auszusagen?«
    A: »Das war einer der Gründe, ja.«
    F: »Weil Sie um Ihr Leben fürchteten?«
    A: »Ja.«
    Als ich ihn nach den anderen Gründen fragte, beschrieb Juan, wie Manson, Clem und Tex sich auf der Barker Ranch heimlich in Crocketts Hütte geschlichen hatten.
    Dies alles konnten wir einführen, weil die Verteidigung uns dafür beim Kreuzverhör freundlicherweise die Steilvorlage geliefert hatte.
    Nur weil Kanarek Juan zu Mansons Methoden befragt hatte, die Mitglieder der Family zu »programmieren«, hatte ich die Möglichkeit, ein Gespräch einzubringen, das Manson mit Juan geführt hatte und in dem er erklärt hatte, dass er seine Anhänger erst »entprogrammieren« müsse, um die Programmierung durch ihre

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