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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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befürchtet zum Teil.
    Eines Nachmittags Anfang September 1969 war Barbara im Schlafzimmer der Meyers Ranch aus ihrem Mittagsschlaf erwacht und hatte Sadie und Ouisch in der Küche miteinander reden gehört. Sadie, die offenbar davon ausgegangen war, dass Barbara noch schlief, hatte Ouisch erzählt, dass Sharon Tate als Letzte hatte sterben müssen, weil – Zitat Sadie – »sie mitansehen sollte, wie die anderen umgebracht werden«.
    Diesen Teil der Unterhaltung konnte ich schließlich doch noch vor Gericht einbringen, das restliche Gespräch wegen des Aranda-Urteils leider nicht. Barbara hatte nämlich noch belauscht, wie Sadie Ouisch erzählte, dass Abigail Folger entwischt und aus dem Haus gelaufen sei, dass Katie sie auf dem Rasen eingeholt und Abigail sich so heftig gewehrt habe, dass Katie Tex um Hilfe bitten musste, der daraufhin herübergelaufen sei und Abigail erstochen habe.
    Im Richterzimmer bemühte sich Shinn darum, seinerseits Barbara zu diesem Gespräch befragen zu dürfen. Nicht nur Older, sondern auch die anderen Anwälte der Verteidigung waren vehement dagegen. Wenn diese Unterhaltung nach den Aranda-Vorgaben nur verkürzt wiedergegeben würde, um jeden Bezug auf die Mit­angeklagten zu vermeiden, belaste dies allein Susan mit sämtlichen fünf Morden, beklagte sich Shinn und fügte hinzu: »Aber es waren auch andere Leute vor Ort, Euer Ehren.«
    Bugliosi: »Ach, tatsächlich, Daye?«
    Shinn war das Eingeständnis herausgerutscht, dass Susan Atkins am Tatort gewesen war. Zum Glück für den Anwalt wie auch für seine Mandantin fand dieser Dialog im Richterzimmer und nicht bei der öffentlichen Verhandlung statt.
    Wie schon aufgrund der Aussagen anderer ehemaliger Mitglieder der Family konnte ich auch mithilfe von Barbara zahlreiche Beispiele für Mansons Machtstellung sowie eine Reihe von Mansons Erläuterungen über Helter Skelter darlegen. Das Einzige, was ich nicht vor Gericht einführen konnte, war der Versuch der Family, Barbara Hoyt an ihrer Zeugenaussage zu hindern.
    Im Zuge seines Kreuzverhörs attackierte Kanarek Barbara wegen allem und jedem – angefangen von ihrer moralischen Einstellung bis zu ihrer Sehkraft.
    Da er wusste, dass Barbara sehr kurzsichtig war, forderte er sie auf, ihre Brille abzunehmen, und ließ sie dann quer durch den Gerichtssaal laufen, um sie aus unterschiedlicher Entfernung zu fragen, wie viele Finger er hochhielt.
    F: »Wie viele können Sie jetzt sehen?«
    A: »Drei.«
    Kanarek: »Für das Protokoll: Sie hat drei gesagt, und ich habe eindeutig zwei hochgehalten, Euer Ehren.«
    Das hohe Gericht: »Ich glaube, ich habe auch noch Ihren Daumen gesehen.«
    Schließlich hatte Kanarek bewiesen, dass Barbara kurzsichtig war. Dabei ging es eigentlich nicht um ihre Sehkraft, sondern um ihr Gehör: Schließlich behauptete sie ja nicht, Sadie und Ouisch in der Küche der Meyers Ranch beobachtet, sondern nur, sie gehört zu haben.
    Kanarek fragte Barbara auch: »Sind Sie in den letzten Jahren einmal in einer Nervenheilanstalt gewesen?«
    Normalerweise hätte ich gegen diese Frage Einspruch erhoben, doch ich unterließ es, da Kanarek soeben eine Tür geöffnet hatte, durch die ich später bei der Zweitvernehmung den Mordversuch einführen konnte.
    Die Zweitvernehmung muss sich auf Themen beschränken, die beim Kreuzverhör behandelt wurden. So ließ ich Barbara bei der Zweitvernehmung die Entfernung zwischen dem Schlafzimmer und der Küche der Meyers Ranch schätzen und führte daraufhin ein Hörexperiment durch. Sie bestand die Probe mühelos.
    Dann bat ich darum, vortreten zu dürfen, und erklärte Richter Older, dass ich, da Kanarek den Eindruck erweckt hatte, dass Barbara längere Zeit in einer Nervenheilanstalt gewesen sei, das Recht hätte klarzustellen, dass sie nur über Nacht dort gewesen war, und zwar nicht wegen einer Geistesstörung. Older stimmte mit einer Einschränkung zu: Ich durfte sie nicht fragen, wer ihr das LSD verabreicht hatte.
    Nachdem ich die Umstände ihres Klinikaufenthalts offenbart hatte, fragte ich: »Haben Sie diese Überdosis aus freien Stücken genommen?«
    A: »Nein.«
    F: »Wurde sie Ihnen von jemand anderem verabreicht?«
    A: »Ja.«
    F: »Waren Sie dem Tode nahe?«
    Kanarek: »Fordert zu Schlussfolgerung auf, Euer Ehren.«
    Das hohe Gericht: »Stattgegeben.«
    Das musste genügen. Ich war mir sicher, dass die Geschworenen zwei und zwei zusammenzählen konnten.
    Am Samstag, dem 26. September 1970, ging eine Ära zu Ende. In

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