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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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mit Crockett, Poston und Watkins verbündet hatte.
    Das hatte auch mich verblüfft. Eine mögliche Erklärung war, dass Juan anfänglich geglaubt hatte, dass Manson sich mit dem Bekenntnis zu den Morden nur wichtigmachen wollte, da, wie Juan selbst sagte, »niemand, der noch bei Verstand ist, jemanden tötet und hinterher damit angibt«. Außerdem war Juan ausgeglichen und nicht leicht zu provozieren. Wohl noch schwerer wog die Tatsache, dass Juan ein unabhängiger Charakter war. Ähnlich wie Paul Crockett, der, erst lange nachdem Manson ihn bedroht hatte, aus dem Death Valley geflohen war, gefiel es ihm nicht, wenn versucht wurde, ihn einzuschüchtern.
    Kanarek griff Fitzgeralds Vorgabe auf: »Nun, Mr. Flynn, hatten Sie keine Angst, als Sie mit Mr. Manson auf der Meyers Ranch waren?«
    A: »Na ja, ich war immer wachsam und vorsichtig.«
    F: »Beantworten Sie nur die Frage, Mr. Flynn. Mir ist schon klar, dass Sie Schauspieler sind, aber bitte beantworten Sie nur die Frage.«
    A: »Mir hat es dort gefallen, ich wollte an schöne Dinge denken, wissen Sie. Aber jedes Mal, wenn ich um die Ecke bog, waren sie anscheinend wieder bei ihrem Lieblingsthema, nämlich wie sie mir ans Leder könnten. Irgendwann bin ich dann gegangen.«
    F: »Nun, Mr. Flynn, würden Sie mir sagen, was genau Sie unter wachsam und vorsichtig verstehen? Wie haben Sie sich geschützt?«
    A: »Ich habe mich geschützt, indem ich abgehauen bin.«
    Kanarek brachte zur Sprache, dass Flynn bei seiner Vernehmung durch Sartuchi nichts davon gesagt hatte, dass Manson ihm ein Messer an die Kehle gedrückt hatte. »Das haben Sie verschwiegen, Mr. Flynn, stimmt’s? Vielleicht um uns in diesem Gerichtssaal damit zu überrumpeln?«
    A: »Nein, ich habe das auch schon den Beamten erzählt.«
    Kanarek überging Flynns Antwort und sagte: »Es ist doch wohl so, dass Sie sich das eigens für diesen Gerichtssaal ausgedacht haben, Mr. Flynn, stimmt’s?«
    Kanarek unterstellte, dass Flynn sich diese Behauptung erst kürzlich ausgedacht habe. Ich machte mir dazu eine Notiz, auch wenn mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst war, wie wichtig dieser Wortwechsel bald werden sollte.
    Nachdem er sich lang und breit über die Dinge ausgelassen hatte, die in meiner Vernehmung zur Sprache gekommen waren, jedoch in Sartuchis fehlten, fragte Kanarek Juan, wann er den Vorfall mit dem Messer zum ersten Mal gegenüber irgendjemandem erwähnt habe.
    A: »In Shoshone waren einige Polizisten, und mit denen habe ich gesprochen.« Flynn konnte sich aber nicht an deren Namen erinnern.
    Kanarek unterstellte fortwährend, dass Flynn die Geschichte nur erfunden habe. Juan gefiel es nicht, als Lügner hingestellt zu werden, und man sah deutlich, wie in ihm die Wut aufstieg.
    Um zu beweisen, dass Flynn nur aussagte, um damit seine Filmkarriere zu befördern – Juan hatte in mehreren Western winzige Rollen gespielt –, fragte Kanarek:
    »Ihnen ist schon klar, dass dieser Prozess gegen Mr. Manson eine Menge Publicity bringt, oder?«
    A: »Nun ja, auf diese Art von Publicity kann ich gut verzichten, Sie Großmaul.«
    Das hohe Gericht: »Und damit, Mr. Kanarek, vertagt sich das Gericht.«
    Nach der Verhandlung befragte ich Juan über die Vernehmung in Shoshone. Er glaubte, dass einer der Beamten von der Autobahnpolizei Kalifornien gewesen sei, doch er war sich nicht ganz sicher. An diesem Abend rief ich das Büro des Bezirksstaatsanwalts in Independence an und erfuhr, dass es sich bei dem Mann, der Juan vernommen hatte, um Dave Steuber, einen Beamten der Autobahnpolizei, handelte. Am späten Abend desselben Tages machte ich ihn endlich in Fresno, Kalifornien, ausfindig. Er bestätigte, dass er am 19. Dezember 1969 mit Flynn sowie auch mit Crockett, Poston und Watson gesprochen habe. Die gesamte über neun Stunden lange Vernehmung habe er aufgezeichnet, und er verfüge noch über die Originalaufnahmen.
    Daraufhin warf ich einen Blick in meinen Kalender. Ich ging davon aus, dass Flynn noch ein oder zwei Tage im Zeugenstand sein würde. Deshalb fragte ich Steuber, ob er in drei Tagen mit den Bändern in L. A. sein könne und bereit sei auszusagen. Natürlich, meinte Steuber.
    Von Steuber erfuhr ich schließlich etwas, das ich unglaublich fand. Er hatte nämlich eine Kopie der Bänder angefertigt und sie bereits am 29. Dezember 1969 der Kripo L. A. übergeben. Ich konnte auch in Erfahrung bringen, welchem Detective der Kripo L. A. die Bänder ausgehändigt worden waren. Dieser Beamte (später

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