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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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man es beschreiben könnte, sprang Manson plötzlich mit einen Bleistift in der Hand über den Tisch der Verteidigung auf Richter Older zu. Er landete etwa einen Meter vom Richtertisch entfernt und fiel auf ein Knie. Als er sich gerade aufrappeln wollte, machte auch der Gerichtsdiener Bill Murray einen Satz und sprang auf Mansons Rücken. Zwei andere Polizisten kamen ihm zu Hilfe, und nach einem kurzen Handgemenge hatten sie Manson die Arme auf den Rücken gedreht. Während er eilends zur Arrestzelle gebracht wurde, schrie Manson Older an: »Ihnen sollte jemand im Namen christlicher Gerechtigkeit den Kopf abschlagen!«
    Um das ganze Durcheinander noch zu vergrößern, sprangen nun auch noch Atkins, Krenwinkel und Van Houten auf und stimmten einen lateinischen Sprechgesang an. Older, der weit weniger verstört wirkte, als ich erwartet hatte, gab ihnen nicht nur eine, sondern mehrere Gelegenheiten, damit aufzuhören, und ließ sie schließlich entfernen.
    Von den Gerichtsdienern erfuhren wir, dass Manson sich noch gewehrt hatte, als er in die Zelle geschafft wurde, und dass vier Mann erforderlich gewesen waren, um ihm Handschellen anzulegen.
    Fitzgerald fragte, ob der Rechtsbeistand vortreten dürfe. Older gab eine genaue Beschreibung des Vorfalls zu Protokoll. Fitzgerald bat um Erlaubnis, den Richter nach seiner momentanen Gemütsverfassung zu befragen.
    Das hohe Gericht: »Er schien so, als wollte er mich angreifen.«
    Fitzgerald: »Das habe ich auch befürchtet, obwohl ...«
    Das hohe Gericht: »Hätte er noch einen weiteren Schritt gemacht, dann hätte ich etwas unternommen, um mich zu verteidigen.«
    Aufgrund der Gemütsverfassung des Richters, sagte Fitzgerald, sei es seine Pflicht, die Feststellung der Ungültigkeit des Verfahrens zu beantragen. Hughes, Shinn und Kanarek stimmten ihm zu, doch Older antwortete: »So einfach ist das nicht, Mr. Fitzgerald … die werden nicht von ihrem Fehlverhalten profitieren … abgewiesen.«
    Aus reiner Neugier maß Murray in der Verhandlungspause die Distanz, die Manson gesprungen war: drei Meter.
    Murray war nicht allzu überrascht, denn Manson hatte eine sehr kräftig ausgeprägte Arm- und Beinmuskulatur. In der Arrestzelle trainierte er unentwegt. Als ihn ein Gerichtsdiener einmal nach dem Grund dafür fragte, antwortete er: »Ich mache mich fit für die Wüste.«
    Murray versuchte, seinen eigenen Sprung noch einmal auszuführen, doch ohne diesen plötzlichen Adrenalinstoß schaffte er es nicht einmal auf den Anwaltstisch.
    Auch wenn Richter Older die Geschworenen anwies, »das, was Sie gesehen haben, nicht zu beachten«, wusste ich, dass sie es ihr Leben lang nicht vergessen würden.
    Alle Masken waren gefallen, und Manson hatte sein wahres Gesicht gezeigt.
    Von einer zuverlässigen Quelle erfuhr ich, dass Richter Older seit diesem Vorfall sowohl im Saal als auch im Richterzimmer einen Revolver Kaliber .38 bei sich trug.
    Das Jüngste Gericht. Manson nacheifernd, sprachen die Mädchen, die draußen an der Ecke warteten, im verschwörerischen Flüsterton darüber. »Warte bis zum Jüngsten Gericht. Dann ist Helter Skelter so richtig da.«
    Das Jüngste Gericht. Was sollte das sein? War es ein Plan, um Manson freizubekommen? Eine Orgie der Vergeltung?
    Ebenso wichtig war die Frage nach dem Zeitpunkt. Sollte es an dem Tag stattfinden, an dem die Geschworenen ihr Urteil »nicht schuldig« oder »schuldig« fällten? Oder vorausgesetzt, der letztere Fall träte ein, vielleicht an dem Tag, an dem dieselben Geschworenen über »lebenslänglich« oder das Todesurteil zu entscheiden hatten? Vielleicht aber auch am Tag der Urteilsverkündung selbst? Möglicherweise schon morgen?
    »Das Jüngste Gericht« – diese Worte hörten wir von nun an immer öfter. Ohne irgendwelche Erklärungen. Ohne zu ahnen, dass die erste Phase des »Jüngsten Gerichts« bereits angebrochen war, und zwar mit dem Diebstahl einer Kiste Handgranaten aus der Marinebasis Camp Pendleton.
    6. bis 31. Oktober 1970
    Als ich einige Wochen zuvor im Anschluss an die Verhandlung in mein Büro zurückgekehrt war, fand ich auf meinem Anrufbeantworter eine Nachricht von Robert Steinberg vor, dem Anwalt, der inzwischen Virginia Graham vertrat.
    Auf Anraten ihres vorherigen Anwalts hatte Virginia Graham einige Informationen zurückgehalten. Steinberg hatte sie jedoch dazu gedrängt, mir diese Informationen mitzuteilen. Die Nachricht besagte, dass »Susan Atkins sich gegenüber Miss Graham sehr detailliert über weitere

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