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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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ersten Mal hörten, was sich im Haus von Sharon Tate abgespielt hatte.
    Da ihre Aussagen nur Susan Atkins betrafen , nahm auch nur Shinn Graham und Howard ins Kreuzverhör. Seine Angriffe zielten weniger auf ihre Darlegungen als auf ihren Leumund. So machte er beispielsweise deutlich, dass Ronnie Howard 16 verschiedene falsche Namen verwendet hatte. Er fragte sie auch, ob sie als Prostituierte viel Geld verdiene.
    Als er ihn zu sich zitierte, sagte Older: »Sie kennen die Vorschriften, Mr. Shinn. Und versuchen Sie nicht, mir mit diesen großen Unschuldsaugen weiszumachen, Sie wüssten nicht, was ich meine.«
    Shinn: »Meinen Euer Ehren, dass ich jemanden nicht nach seinem Beruf fragen darf?«
    Die Anklage hatte weder mit Virginia Graham noch mit Ronnie Howard eine Absprache getroffen. Howard war bezüglich der Fälschungsklage freigesprochen worden, und Graham hatte in Corona ihre gesamte Haftstrafe verbüßt. Doch in beiden Fällen brachte Shinn die Belohnung zur Sprache. Als er Ronnie fragte, ob sie von den 25.000 Dollar wisse, gab sie unumwunden zu: »Ich glaube, die stehen mir zu.«
    Bei der Zweitvernehmung fragte ich beide: »Ist Ihnen bewusst, dass die Aussage vor Gericht keine Voraussetzung dafür ist, das Geld zu bekommen?« Einspruch. Stattgegeben. Doch das klärende Wort war gefallen.
    Die Briefe, die Susan Atkins an ihre ehemaligen Mithäftlinge Ronnie Howard, Jo Stevenson und Kitt Fletcher geschrieben hatte, waren sehr belastend. Zwar erklärte ich mich bereit, die Echtheit durch einen Handschriftenexperten bescheinigen zu lassen, doch Shinn erkannte, um Zeit zu sparen, einverständlich an, dass Susan sie geschrieben hatte. Bevor wir sie als Beweismittel einführen konnten, mussten wir sie allerdings erst »arandisieren«, das heißt alle Verweise auf Atkins’ Mitangeklagte tilgen. Dies geschah nichtöffentlich in Abwesenheit der Geschworenen.
    Kanarek kämpfte um die Streichung jeder Zeile. Von seinen ständigen Einsprüchen verärgert, beklagte sich Fitzgerald bei Older: »Ich will nicht den Rest meines Lebens hier verbringen.« Der ebenso genervte Older mahnte Kanarek: »Ich möchte Ihnen nahelegen, ein wenig mehr Unterscheidungskraft walten zu lassen, statt das Protokoll mit Anträgen, Einsprüchen und Erklärungen zu überfrachten, die, wie jedes zehnjährige Kind sehen kann, entweder barer Unfug oder vollkommen unerheblich sind …«
    Doch immer wieder machte Kanarek auf Feinheiten aufmerksam, die andere Anwälte übersehen hatten. So hatte Susan beispielsweise an Ronnie geschrieben: »Als ich erfuhr, dass du die Informantin bist, hätte ich dir am liebsten die Kehle aufgeschlitzt. Doch dann habe ich begriffen, dass ich eigentlich selbst der Spitzel war und ich mir selbst die Kehle aufschlitzen müsste.«
    Sich selbst gegenüber könne man eigentlich kein Spitzel sein, wandte Kanarek ein, sondern man gestehe etwas einfach, sonst müssten wohl noch andere im Spiel sein.
    Nach 19 Seiten Haarspaltereien einigten wir uns schließlich auf die folgende Abwandlung der obigen Passage: »Als ich erfuhr, dass du die Informantin bist, hätte ich dir am liebsten die Kehle aufgeschlitzt. Doch dann habe ich begriffen, dass ich mir selbst die Kehle aufschlitzen müsste.«
    Kanarek wollte die Zeile »Liebe Liebe Liebe« aus dem Brief an Stevenson streichen lassen, da sie sich auf Manson beziehe.
    Das hohe Gericht: »Das klingt eher nach Gertrude Stein.«
    Da die Liebespassagen aber zu den wenigen für Susan vorteilhaften Stellen in ihren Briefen gehörten, kämpfte Shinn darum, sie beizubehalten, und fragte: »Was wollen Sie eigentlich? Eine Mörderin aus ihr machen?«
    »Liz und Sinatra auf Todesliste«
    Der Los Angeles Herald Examiner brachte die Geschichte am 9. Oktober in einem Exklusivartikel mit der Namenszeile von Reporter William Farr. Als Older am Vorabend von der geplanten Veröffentlichung erfuhr, ließ er erneut die Fenster des Busses, mit dem die Geschworenen transportiert wurden, verschmieren, sodass sie an den Zeitungskiosken keine Schlagzeilen sehen konnten.
    Farrs Artikel enthielt wörtliche Zitate aus Virginia Grahams Aussage, die wir entsprechend der Offenlegungspflicht der Verteidigung ausgehändigt hatten.
    Als er nichtöffentlich nach seiner Quelle gefragt wurde, weigerte sich Farr, sie preiszugeben. Nachdem er angemerkt hatte, dass er Farr nach kalifornischem Recht nicht zu einer Auskunft zwingen könne, dispensierte Older den Reporter.
    Offensichtlich hatten eine oder mehrere Personen gegen

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