Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
zwischen Sebrings Rücken und seinem Hemd. Drei weitere Geschosse fanden sich im Verlauf der Autopsien: eines in Frykowskis Leiche und zwei in Parents. Diese – plus das Projektil und die Fragmente, die in Parents ’ Fahrzeug sichergestellt worden waren – wurden an Sergeant William Lee von der Abteilung für Forensische Ballistik zur Untersuchung weitergegeben. Lee kam zu dem Schluss, dass alle Projektile wahrscheinlich mit ein und derselben Waffe abgefeuert worden waren und dass diese das Kaliber .22 hatte.
Noch während der Arbeit an den Autopsien berichteten die Sergeants Paul Whiteley und Charles Guenther, zwei Beamte vom Morddezernat des Sheriff-Büros Los Angeles, Sergeant Jess Buckles, einem Kollegen bei der Kripo Los Angeles sowie Ermittler im Mordfall Tate, etwas Merkwürdiges.
Am 31. Juli waren sie in Malibu in die Topanga Road gerufen worden, um einen Mordfall zu untersuchen. Sie hatten die Leiche von Gary Hinman, einem 34-jährigen Musiklehrer, gefunden. Er war erstochen worden.
Das Seltsame daran: Wie beim Mordfall Tate hatten der oder die Täter eine Botschaft am Tatort hinterlassen. An eine Wohnzimmerwand, nicht weit von Hinmans Leiche entfernt, waren mit dem Blut des Opfers die Worte »political piggy« – politisches Ferkel – in Druckbuchstaben geschrieben worden.
Außerdem erzählte Whiteley Buckles, dass sie in Verbindung mit dem Mord einen Verdächtigen festgenommen hätten, einen Robert »Bobby« Beausoleil, einen jungen Hippie-Musiker. Er habe einen Wagen gefahren, der Hinman gehörte, an Hemd und Hose Blut gehabt, und in der Reserveradmulde des Fahrzeugs sei ein Messer versteckt gewesen. Die Verhaftung sei am 6. August erfolgt; daher sei er zur Zeit der Tate-Morde in Gewahrsam gewesen, doch möglicherweise sei er nicht der Einzige, der mit dem Mord an Hinman zu tun hatte. Beausoleil habe zusammen mit ein paar anderen Hippies auf der Spahn’s Ranch, einer alten Filmranch in der Nähe der Vorstadt Chatsworth, gelebt. Diese seltsame Gruppe haben einen Anführer, einen Mann namens Charlie, der die anderen offenbar davon überzeugt hatte, dass er Jesus Christus sei.
Wie sich Whiteley später erinnerte, verlor Buckles bei dem Stichwort Hippies das Interesse. »Nein«, erwiderte er, »wir wissen, was hinter diesen Morden hier steckt. Die sind Teil eines Drogendeals im großen Stil.«
Doch Whiteley machte noch einmal auf die frappierenden Übereinstimmungen aufmerksam. In beiden Fällen sei eine Botschaft hinterlassen worden, jeweils in Druckbuchstaben. Beide waren mit dem Blut des Opfers geschrieben worden. Und in beiden komme das Wort »pig« vor. Schon eine einzige solche Übereinstimmung sei doch höchst ungewöhnlich, und dies erst recht, wenn so vieles zusammenkomme.
Sergeant Buckles von der Kripo Los Angeles erklärte den Sergeants Whiteley und Guenther abschließend: »Wenn ihr in ungefähr einer Woche nichts von uns hört, dann haben wir eine andere heiße Spur.«
Nur etwas mehr als 24 Stunden nach der Entdeckung der Tate-Opfer bekam die zuständige Polizeidienststelle in Los Angeles also einen Hinweis, der sie zur Lösung des Falls geführt hätte, wenn die Beamten ihm nachgegangen wären. Doch Buckles rief weder jemals an, noch befand er die Information für wichtig genug, um die wenigen Schritte durch den Autopsieraum zu gehen und seinem Vorgesetzten Lieutenant Robert Helder, der die Ermittlungen im Mordfall Tate leitete, von dem Gespräch zu erzählen.
Auf Lieutenant Helders Anraten hielt Dr. Noguchi, als er sich der Presse stellte, einige Einzelheiten zurück. So ließ er die Zahl der Einstichwunden sowie die Tatsache, dass zwei der Opfer Drogen genommen hatten, unerwähnt. Zum wiederholten Male trat er Berichten entgegen, denen zufolge es sexuelle Übergriffe und/oder Verstümmelungen gegeben habe. Beides sei unrichtig, betonte er.
Auf die Frage nach Sharons Kind sagte er, dass Mrs. Polanski im achten Monat schwanger gewesen sei. Das Kind sei ein vollkommen gesunder Junge gewesen, den man bis zu 20 Minuten nach Todeseintritt mithilfe eines Kaiserschnitts hätte entbinden können. So hätte man sein Leben vermutlich retten können. »Doch als die Leichen entdeckt wurden, war es dafür zu spät.«
Auch Lieutenant Helder sprach an diesem Tag mit der Presse und bestätigte, dass Garretson noch in Untersuchungshaft war. Allerdings wollte er sich nicht zur Beweislage gegen ihn äußern, jedoch werde derzeit in seinem Bekanntenkreis ermittelt.
Auf Nachfragen räumte er ein:
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