Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
of California, bei der Polizei und gab an, dass er derjenige gewesen sei, den Steven Parent am Freitagabend etwa um 23.45 Uhr angerufen habe. Parent sollte für Friedman eine Stereoanlage einrichten, und er wollte mit ihm über die Einzelheiten sprechen. Friedman hatte zu so später Stunde versucht, ihn abzuwimmeln, doch am Ende nachgegeben und Parent gesagt, er könne auf einen Sprung vorbeikommen. Parent hatte ihn nach der Zeit gefragt und, als er sie ihm nannte, angekündigt, er werde etwa um 0.30 Uhr da sein. 8 »Er ist nie gekommen«, schloss Friedman seine Aussage.
An diesem Sonntag verlor die Kripo Los Angeles nicht nur ihren besten Verdächtigen, sondern auch eine andere vielversprechende Spur erwies sich als harmlos. Sharon Tates roter Ferrari, von dem die Polizei bis dahin geglaubt hatte, dass er möglicherweise als Fluchtauto gedient hatte, fand sich in einer Werkstatt wieder, in die Sharon ihn eine Woche zuvor zur Reparatur gebracht hatte.
An diesem Abend kehrte Roman Polanski aus London zurück. Reporter, die ihn am Flughafen sahen, beschrieben ihn als »vollkommen niedergeschmettert« und »von der Tragödie am Boden zerstört«. Obwohl er sich weigerte, mit der Presse zu reden, ließ er durch einen Sprecher erklären, die Gerüchte über ein eheliches Zerwürfnis entbehrten jeder Grundlage. Polanski sei in London geblieben, weil er dort seine Arbeit noch nicht abgeschlossen habe. Sharon aber sei mit dem Schiff früher heimgekehrt, weil es für Schwangere in den letzten beiden Monaten ein Flugverbot gebe.
Polanski wurde in eine Wohnung auf dem Paramount-Gelände gebracht, wo er abgeschirmt unter ärztlicher Betreuung blieb. Die Polizei führte an diesem Abend ein kurzes Gespräch mit ihm, doch zu diesem Zeitpunkt war er außerstande, irgendjemanden zu benennen, der ein Motiv für die Morde gehabt haben könnte.
Auch Frank Struthers kehrte an diesem Sonntagabend nach Los Angeles zurück. Um etwa 20.30 Uhr setzten ihn die Saffies an der langen Einfahrt zum Haus der LaBiancas ab. Als er seinen Koffer und seine Campingausrüstung den Weg hochschleppte, bemerkte der 15-Jährige, dass das Schnellboot sich noch auf dem Anhänger hinter Lenos Thunderbird befand. Das kam ihm seltsam vor, denn sein Stiefvater ließ das Boot nicht gerne über Nacht draußen. Nachdem er seine Ausrüstung in der Garage verstaut hatte, ging er um das Haus herum zur Gartentür.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass sämtliche Rollläden heruntergelassen waren. Er konnte sich nicht entsinnen, sie je so gesehen zu haben, und es machte ihm ein kleines bisschen Angst. In der Küche brannte Licht, also klopfte er an die Tür. Keine Reaktion. Er rief. Wieder nichts.
Nunmehr richtig beunruhigt, lief er zur nächsten Telefonzelle an dem Hamburger-Stand in der Hyperion-Straße, Ecke Rowena, und rief zu Hause an. Als sich jedoch niemand meldete, versuchte er, seine Schwester in dem Restaurant zu erreichen, in dem sie arbeitete. Suzanne hatte an diesem Abend frei, doch der Manager erbot sich, sie für ihn in ihrer Wohnung anzurufen. Frank gab ihm die Nummer der Telefonzelle.
Kurz nach neun Uhr rief sie an. Sie hatte von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater nichts mehr gehört, seit sie sich am Vorabend vor ihrer Wohnung verabschiedet hatten. Nachdem sie Frank aufgetragen hatte zu bleiben, wo er war, rief sie ihren Freund, Joe Dorgan, an und erzählte ihm, dass Frank glaube, es stimme etwas nicht im Haus. Um etwa 21.30 Uhr holten Joe und Suzanne Frank am Hamburger-Stand ab, und zu dritt fuhren sie unverzüglich zur Hausnummer 3301 am Waverly Drive.
Rosemary ließ oft Hausschlüssel in ihrem Wagen liegen. Als sie die fanden, schlossen sie die Gartentür auf. 9 Dorgan riet Suzanne, in der Küche zu bleiben, während er und Frank im übrigen Haus nachsahen. Sie durchquerten das Esszimmer. Als sie ins Wohnzimmer kamen, sahen sie Leno.
Er lag zwischen Sofa und Sessel ausgestreckt auf dem Rücken und hatte ein kleines Kissen auf dem Kopf. Um den Hals war eine Art Schnur gewickelt, und das Oberteil seines Pyjamas war so aufgerissen, dass sein Bauch freilag. Etwas steckte in seinem Fleisch.
So reglos, wie er dalag, bestand kein Zweifel daran, dass er tot war.
Aus Sorge, dass Suzanne ihnen folgen könnte, um zu sehen, was los war, kehrten sie in die Küche zurück. Dort griff Joe zum Küchentelefon, um die Polizei anzurufen, doch dann legte er aus Angst, irgendwelche Beweise zu zerstören, wieder auf. »Alles in Ordnung, verschwinden wir.« Doch Suzanne
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